Abnehm-Hype mit Nebenwirkungen
Novo Nordisk: Könnte die Abnehm-Spritze zum Problem für die Aktie werden?
Die Dänen wurden durch den riesigen Erfolg ihrer Abnehm-Spritze zum wertvollsten Unternehmen Europas. Doch mit dem Erfolg wächst auch das Rückschlagpotenzial, warnt der Smart Investor.
- Novo Nordisk ist Europas wertvollstes Unternehmen dank Abnehm-Spritze.
- Hoher Gewinnmultiplikator und Nebenwirkungen bei Ozempic sorgen für Risiken.
- US-Marktabhängigkeit und steigende Gesundheitskosten könnten Probleme bringen.
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Regelmäßig ins Schwärmen geraten Langfristinvestoren und Fondsmanager, wenn Novo Nordisk ins Gespräch kommt. In der Tat ist die Erfolgsbilanz des Diabetesspezialisten aus Dänemark beeindruckend: Das Papier hat sich in den letzten fünf Jahren verfünffacht und seit der Jahrtausendwende sogar verhundertfacht. Die Gewinne konnten jedes Jahr gesteigert und mit hohen Eigenkapitalrenditen reinvestiert werden.
Inzwischen sind die Dänen mit einem Börsenwert von über 500 Milliarden Euro das wertvollste Unternehmen Europas. Doch dadurch wurde nun auch eine gewisse Fallhöhe erreicht. Bereits aus rein mathematischen Gründen müssen sich die Wachstumsraten in Zukunft verlangsamen.
Auch der Gewinnmultiplikator von 45 lässt viel Spielraum für Enttäuschungen. Diese zeichnen sich bereits am Horizont ab: So häufen sich Meldungen über schwere Nebenwirkungen beim Abnehmpräparat Ozempic. Hollywoods Stars und Sternchen, die einst dabei halfen, das Mittel zu bewerben, stehen nun im Bremserhäuschen und schwören dem vermeintlichen Wundermittel teilweise öffentlich ab. Galerien mit sogenannten Ozempic-Gesichtern, die unnatürlich eingefallene Gesichtszüge zeigen, machen im Internet die Runde.
Das Problem dabei ist, dass der steile Anstieg der Aktie in den letzten zwei Jahren nahezu ausschließlich auf den Ozempic-Hype zurückzuführen war. Zum Risiko aus der Schlankheitsmittelsparte kommt noch ein weiteres prinzipielles Klumpenrisiko hinzu: So stammt ein Großteil der Gewinne aus dem US-Markt, wo für Diabetesspritzen teilweise das Zehnfache des in Europa und das Dreißigfache des in Schwellenländern gültigen Preises kassiert wird.
Da die Gesundheitsausgaben in den USA inzwischen 18 Prozent des BIP (1960: 5 Prozent) erreicht haben, wird auch an dieser Front die Luft langsam dünn. Früher oder später werden Politik und Krankenkassen gezwungen sein, die ausufernden Kosten regulatorisch zu begrenzen. Novo Nordisk mag ein hervorragend geführtes Unternehmen mit einer außergewöhnlichen Bilanz sein – auf dem derzeitigen Kursniveau sehen wir jedoch die zweifellos vorhandenen Risiken nicht ausreichend gewürdigt.
Autor: Thomas Steinhauser
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