Branche voller Umbrüche
Blue Cap drückt aufs Tempo, Schwäche bei Gesco und SGT
Die Beteiligungsgesellschaften Blue Cap und Gesco wollen mit neuem Management durchstarten. Bei der Frankfurter SGT steht eine komplette Neuausrichtung auf der Agenda, berichtet der Smart Investor.
- Neue Führung bei Blue Cap und Gesco
- Blue Cap plant höheres M&A-Tempo
- Gesco mit schwacher Entwicklung, Neuausrichtung bei SGT
- Report: Sondersituation: Vervielfachungschance bei diesen Goldaktien
Im Beteiligungssektor bleibt das Umfeld anspruchsvoll. Die Gesellschaften müssen eine Vielzahl von Herausforderungen managen. Zu den kursrelevanten News gehörten Aufräumarbeiten im Portfolio, selektive M&A-Deals und Aktienrückkäufe.
Neues Personal, neue Zuversicht
Bei den Industriebeteiligungsgesellschaften GESCO und Blue Cap wies die Entwicklung 2023 einige Parallelen auf. Demnach bekamen die meisten Portfoliounternehmen den konjunkturellen Gegenwind
deutlich zu spüren. Die Folge war in beiden Fällen eine Rücknahme der ursprünglichen Jahresziele. Außerdem tauschten beide Gesellschaften ihr Führungspersonal aus.
Bei Blue Cap übernahm im Herbst der bisherige Aufsichtsrat Dr. Henning von Kottwitz den CEO-Posten von Tobias Hoffmann-Becking. Damit verbunden war auch ein Strategiewechsel, der u.a. ein höheres M&A-Tempo vorsieht. Darüber hinaus will sich Blue Cap aufgrund seiner erworbenen Kompetenzen bei Turnarounds zukünftig auch bei Restrukturierungsfällen engagieren. Geld für Übernahmen sollen neben dem Cashflow geplante Verkäufe liefern. Konkret habe man bereits zwei Portfoliogesellschaften identifiziert, die in diesem Jahr für einen Exit infrage kämen.
Ziel des neuen CEOs ist es, den Net Asset Value (NAV) bis zum Jahr 2026 von aktuell unter 30 auf über 60 EUR je Aktie in etwa zu verdoppeln. Mit Erlösen von 273 Mio. EUR (-6 Prozent YOY) und einem operativen Betriebsergebnis von 23,2 Mio. EUR (-16 Prozent YOY) schloss man das vergangene Geschäftsjahr im Rahmen der angepassten Planungen ab. Die im Laufe des Schlussquartals anziehende Dynamik wertet der Vorstand als positives Signal. 2024 dürfte sowohl der Umsatz als auch die operative Marge auf EBITDA-Basis leicht anziehen. Die Börse scheint von Kottwitz’ Ankündigungen Glauben zu schenken: So legte der Blue-Cap-Kurs seit dem CEO-Wechsel um über 20 Prozent zu.
Deutlich gebremster verlief in diesem Jahr bislang die Entwicklung der Gesco-Aktie. Dabei unterstützte ein inzwischen abgeschlossenes Rückkaufangebot über bis zu 500.000 Anteile. Diese stammten offenbar von abgabewilligen Investoren, welche bereit waren, auch den recht niedrigen Rückkaufpreis von 17,80 EUR zu akzeptieren. Gesco investiert in klassische Mittelständler aus Deutschland.
Die schwache Wirtschaftslage hierzulande spiegelt sich im Zahlenwerk der Industriegruppe wider. Dass der Überschuss 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 40 Prozent einbrach, liegt allerdings auch an nicht-liquiditätswirksamen Abschreibungen auf zwei Beteiligungen aus dem Bausektor. Immerhin lässt der veröffentlichte Ausblick auf bessere Geschäfte in diesem Jahr hoffen.
Demnach werde mit einem Umsatzanstieg auf 570 Mio. bis 590 Mio. EUR (Vj.: 561 Mio. EUR) und mit einem Konzerngewinn zwischen 26 Mio. und 28 Mio. EUR (Vj.: 20,9 Mio. EUR) gerechnet. Der CEO-Posten konnte mit der Ernennung von Johannes Pfeffer neu besetzt werden. Er folgt auf Ralph Rumberg, der seit sechs Jahren Vorstandsmitglied war.
Ein Kursdesaster
Wenn sich an einem Handelstag der Wert einer Gesellschaft mehr als halbiert, dann sind dafür meist gravierende Entwicklungen die Ursache. Im Fall von SGT German Private Equity,
früher German Startups Group, löste die Meldung über eine weitreichende Neuausrichtung geradezu panikartige Verkäufe aus.
So wird das Geschäft der in Singapur ansässigen Private-Equity-Tochter komplett eingestellt und die Gesellschaft einmal mehr in "German AI Group" umfirmiert. Gründer und Großaktionär Christoph Gerlinger, der in seiner Laufbahn als Venture-Capital-Investor bereits an Mister Spex und Scalable Capital beteiligt war, springt damit auf den KI-Trend auf.
Dass man das zuvor als Ertragsperle angepriesene Private-Equity-Geschäft derart sang- und klanglos einstellt, wirft dennoch viele Fragen auf. Außerdem musste man bei seiner VC-Tochter erneut Abschreibungen vornehmen. Damit sind die Hoffnungen auf weitere Aktienrückkäufe oder Dividendenzahlungen vorerst geplatzt. Der Small Cap ist auf jeden Fall zu meiden.
Comeback der Value-Strategien?
Für Value-Investoren verliefen die vergangenen Monate eher ernüchternd. Während die großen Indizes neue Rekordstände erklommen, führten werthaltige Investments ein Schattendasein. Dies traf
insbesondere auf Value-Titel im Nebenwertebereich zu.
Genau in diesem Segment sind normalerweise sowohl die Frankfurter Shareholder Value Beteiligungen (SVB) als auch die Kölner Scherzer & Co. unterwegs. Immerhin gelang es der SVB, ihr schon lange zum Verkauf stehendes Aktienpaket an dem Bergbauausrüster SMT Scharf an einen chinesischen Interessenten zu veräußern.
Yankuang Energy Group erklärte sich bereit, einen Preis von 11,10 EUR je SMT-Aktie zu bezahlen und somit einen deutlichen Aufschlag von über 70 Prozent zum vorausgegangenen Börsenkurs. Sollte der Deal die Freigabe durch die Behörden erhalten, so würde hieraus eine Steigerung des inneren Werts der SVB resultieren. Im Jahr 2023 ging dieser infolge der allgemeinen Nebenwerte- und Value-Baisse derweil auf 125,24 EUR (Vj.: 144,90 EUR) zurück.
Da die SVB ihre Bilanz nach HGB aufstellt, fließen Wertzuwächse einzelner Beteiligungen erst nach deren Verkauf in die Berechnung des inneren Werts ein. Dagegen sind Abschreibungen sofort vorzunehmen.
Auch bei Scherzer ging der Portfoliowert in den vergangenen Monaten nochmals zurück. Auf Jahressicht (bis Ende April) betrug…
Marcus Wessel
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