Historischer Kurseinbruch
Ist Nike nach dem Crash ein Sauhaufen? Was Analysten jetzt raten!
Eine rückläufige Umsatzentwicklung sowie ein schwacher Ausblick haben die Aktie von Nike crashen lassen. Was Analysten nach dem Kurseinbruch jetzt raten.
- Nike-Aktie stürzt ab
- Analysten raten gemischt
- Aktie trotz Crash noch teuer
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Die Aktie von Sportbekleidungshersteller Nike hat am vergangenen Freitag einen historischen Kurseinbruch erlebt. Mit einem Minus von 19,99 Prozent fielen die Anteile wie ein Stein, nachdem das Unternehmen nicht nur eine schwächere Umsatzentwicklung als erwartet, sondern auch eine völlig unbefriedigende Prognose für das kommende Geschäftsjahr vorgestellt hatte.
Den Crash kaufen oder nicht? Das raten Analysten!
Nach dem Einbruch handelt die Aktie auf einem Kursniveau, das zuletzt auf dem Höhepunkt des Corona-Crashs erreicht wurde. Jahrelang gehörte Nike aufgrund des hohen Markenwertes sowie einer günstigen Umsatzentwicklung zu den besten Titeln, die der US-Leitindex Dow Jones zu bieten hatte. Daher stehen viele Anleger vor der Frage, ob es nicht spätestens jetzt an der Zeit ist, sich in der Aktie zu engagieren.
Die jüngsten Voten der Analysten fallen diesbezüglich aber gemischt aus, wie der Blick auf die Expertenstimmen nach den Quartalszahlen zeigt.
Optimisten zu umfangreichen Kurszielsenkungen gezwungen
An ihren Kaufempfehlungen haben beispielsweise die Research-Häuser Baird, BMO Capital, Evercore, Telsey und Wedbush sowie die US-Investmentbank Goldman Sachs festgehalten. Angesichts der schwachen Umsatzentwicklung sowie des Crashs der Aktie, sind selbst die unverändert optimistischen Experten nicht um Kurszielsenkungen herumgekommen.
Am deutlichsten haben Baird, BMO Capital und Telsey ihre Prognosen für Nike gesenkt. Sie sehen den fairen Wert der Aktie nun bei 100 US-Dollar, nachdem sie zuvor auf Kurse zwischen 115 und 125 US-Dollar getippt hatten. Vergleichsweise moderat sind die Anpassungen bei Evercore und Goldman Sachs ausgefallen, hier liegen die neuen Kursziele nun bei 105 US-Dollar.
Die auf der Käuferseite zu findenden Analysten betonen vor allem die in Kürze zu erwartenden Produktneuheiten, darunter auch Sneaker-Reihen, die sich mit Produktpreisen unter 100 US-Dollar an weniger kaufkräftige Kunden richten sollen. Auch sei das Potenzial der Marke langfristig unverändert groß.
Zahl der "Halten"-Empfehlungen wächst
Allerdings hat die Aktie auch eine ganze Reihe von Downgrades einstecken müssen. Ihre Kaufempfehlungen gestrichen haben beispielsweise die US-Investmentbanken J.P. Morgan und Morgan Stanley. Auch die britischen Banken Barclays und HSBC sind nun deutlich weniger zuversichtlich. Sie sehen vor allem weitere Abwärtstrevisionen der Gewinnerwartungen als Problem.
Research-Häuser wie Jefferies und Truist sahen in der Aktie schon vor den Quartalszahlen nur eine Halteposition und haben diese Einschätzung nun bekräftigt. Die Kursziele der Analysten, die zum Halten empfehlen, liegen nach zahlreichen Anpassungen nach unten mehrheitlich zwischen 79 und 88 US-Dollar.









Dieses Analystenteam zerreißt Nike in der Luft
Eine besonders aufsehenerregende und vernichtende Verkaufsempfehlung steuerten die Analysten von Williams Trading bei. Sie sehen Nike als "mess", was übersetzt von "Chaos" und "Durcheinander" bis "Sauhaufen" einiges Unschönes bedeuten kann.
Nike ist ein Sauhaufen. Die Luft ist raus – genauso wie jedes Vertrauen, das wir jemals in das Unternehmen hatten.
Die Experten sehen jedes Vertrauen in eine positive Entwicklung des Unternehmens zerstört, auch weil das Management im Earnings Call Antworten auf kritische Fragen schuldig geblieben sei. Die Prognose, die Nike für das kommende Jahr gegeben habe, sei außerdem unter Umständen noch nicht einmal der Worst Case.
Das Unternehmen könne also sogar noch schlechter abschneiden als in Aussicht gestellt. Williams Trading vergleicht die Situation mit dem für das Unternehmen schwierigen Jahr 2018, vermisst aber das Managementtalent von damals, sodass ein weiterer erfolgreicher "Reset" des Unternehmens unwahrscheinlich scheint.
Aktie mehrheitlich (noch) zum Kauf empfohlen
Trotz einiger Downgrades sowie etlicher Kurszielsenkungen sieht eine Mehrheit der Wall-Street-Experten in der Aktie von Nike noch immer einen Kauf. Gegenwärtig vereinigt die Aktie bei insgesamt 39 Analysten 18 Kaufempfehlungen auf sich. 16 weitere Experten raten zum Halten, während nur 3 zum Verkauf der Aktie raten.
Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 97 US-Dollar, was ein Aufwärtspotenzial von 28 Prozent bedeutet. Allerdings ist in den kommenden Tagen und Wochen mit weiteren Downgrades und Kurszielsenkungen zu rechnen, sodass der Konsens schon bald "Halten" lauten dürfte.
Fazit: Trotz Crash ist die Aktie noch immer teuer
Mit Blick auf die fundamentale Bewertung der Aktie liegt Nike inzwischen etwa 40 Prozent unter seinem langjährigen Bewertungsmittel. Das allerdings war im Verhältnis zum Rest der Branche extrem hoch. Zieht man das branchenübliche Mittel heran, ist Nike etwa beim Kurs-Gewinn-Verhältnis noch immer um 35 Prozent höher bewertet als die Peers. Bei anderen Kennzahlen liegt der Bewertungsaufschlag selbst nach dem Crash noch viel höher.
Angesichts der schwachen Geschäfte bei einer gleichzeitig noch immer überdurchschnittlichen Bewertung ist die Aktie bestenfalls aus technischer Perspektive ein Kauf, sobald sich im Chart ein nachhaltiger Boden abzeichnet. Value-orientierte Anleger sollten sich anderswo umsehen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion

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