Die Wissenschaft ist die Verliererin in der Klimadebatte
„Follow the Science“ ist eine der Parolen von sogenannten „Klimaaktivisten“, aber die Wissenschaft ist die große Verliererin in der politisierten und emotionalisierten Debatte um den Klimawandel.
- Wissenschaft verliert in politisierter Klimadebatte
- Grafiken umstritten, Klimawandel nicht erfunden
- Autor zeigt differenzierte Position, Konsens entsteht
Das ist die wichtigste Erkenntnis nach der Lektüre des neuen Buches von Axel Bojanowski „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen gewagt haben“. Es ist ein erschütterndes Buch, denn es zeigt, wie die Wissenschaft immer mehr auf der Strecke bleibt.
Die populäre Grafik, die den Anstieg der Temperatur mit dem Bild eines Hockeyschlägers veranschaulicht, war in Wahrheit unter Wissenschaftlern umstritten und musste später korrigiert werden, andere, alternative – aber weniger suggestive – Grafiken wurden einfach ignoriert. Das wiederum nahmen Leute, die den Klimawandel generell in Abrede stellen, als weiteren Beleg, dass es sich dabei nur um eine Erfindung handelt. Aber aus der Tatsache, dass Klimaapokalyptiker Andersdenkende Wissenschaftler mundtot machen und Ergebnisse verfälschen, kann man keineswegs ableiten, dass die sogenannten „Klimaleugner“ Recht hätten.
Der Autor des Buches vertritt eine mittlere, differenzierte Position. Er bestreitet weder die Tatsache des Klimawandels noch bestreitet er, dass dieser zum Teil durch CO2-Emissionen bedingt, also von Menschen gemacht ist. Er zeigt auch, wie Klimaskeptiker im Auftrag von Lobbyisten der Erdölindustrie fragwürdige „Studien“ produzierten und versuchten, die Diskussion zu beeinflussen (in Deutschland ohne großen Erfolg, jedoch umso mehr in den USA). Andererseits zeigt er, wie Vertreter der These des Klimawandels oftmals unsichere Befunde als gesicherte Ergebnisse präsentieren und erfolgreich darin waren, differenziert argumentierende Wissenschaftler als „Klimaleugner“ zu diffamieren.
Christopher Landsea ist einer der führenden Hurrikan-Forscher der Welt. Er musste erleben, wie ihn UN-Organisationen drängen wollten, Dinge zu behaupten, die sich wissenschaftlich nicht belegen lassen, nämlich eine Zunahme von Hurrikanen als Folge des Klimawandels. Weil er dazu nicht bereit war, wurden stattdessen Wissenschaftler aufgeboten, die – anders als er – noch niemals in ihrem Leben zur Hurrikanvariabilität geforscht hatten. Denjenigen, die natürliche Klimavariationen erforschen wollen oder die Politisierung und Instrumentalisierung der Forschung kritisierten, ist seit den 2000er Jahren keine große Karriere mehr möglich gewesen. Man passt sich an. Dadurch entsteht Konsens. (Weiter auf Seite 2)
In der öffentlichen Diskussion gilt es inzwischen als angeblich unbestreitbare Tatsache, dass der Klimawandel zu immer größeren Wetterextremen und diese zu immer höheren Kosten und immer mehr Zerstörung führten. Als Beleg werden oft Aussagen von großen Rückversicherungsgesellschaften zitiert, die jedoch ein Interesse daran haben, die Kosten und die Folgen als möglichst dramatisch darzustellen, um entsprechend die Prämien zu erhöhen.
Tatsächlich erklären jedoch gewachsene Siedlungen und Inflation den Schadenszuwachs durch Extremwetter und es gibt bis heute keinen Beleg, dass dieser durch den Klimawandel bedingt sei. Statistiken in den 2000er Jahren belegen gar einen Abwärtstrend bei der durchschnittlichen Windgeschwindigkeit in Deutschland. Doch die wissenschaftlichen Daten änderten den öffentlichen Diskurs nicht. „Wie der Klimawandel immer mehr Killer-Stürme produziert“, titelte der Spiegel im Juli 2002. Es gibt heute kein Wetterereignis mehr, das – ohne irgendeinen Beweis dafür zu liefern – in den Medien als Folge des Klimawandels dargestellt wird. Egal, ob es zu viel oder zu wenig regnet, ob es zu heiß ist oder stürmt, Schuld ist stets der Klimawandel.
Absurde Thesen fanden teilweise sogar Eingang in die offiziellen Berichte der UN-Organisation IPCC, wo etwa die durch nichts belegte These vertrete wurde, die Gletscher auf dem Himalaya würden bis zum Jahr 2035 fast verschwunden sein. Das Problem: Medien greifen am liebsten die extremsten Prognosen auf. Wenn ein Klimaforscher nicht bereit ist, extreme These zu liefern, rufen sie so lange an, bis sie einen finden, der es tut.
Die gleichen Medien, die heute vor der weltweiten Erwärmung warnen, warnten mit gleicher Lautstärke in den siebziger Jahren vor einer bevorstehenden neuen Eiszeit. Der Trend schien den Wissenschaftlern, die diese These vertraten, Recht zu geben, denn von 1940 bis 1970 war es weltweit kühler geworden. „Wissenschaftler warnen vor einer Eiszeit im 21. Jahrhundert“, titelte der Boston Globe bereits am 16. April 1970 unter Berufung auf Klimaforscher. Wissenschafter taten sich zusammen und schrieben einen Brandbrief an die US-Regierung, in dem sie warnten, die globale Abkühlung könne Eiszeittemperaturen binnen eines Jahrhunderts bringen. (Weiter auf Seite 3)
Das Magazin „Newsweek“ zitierte Klimaforscher mit der Behauptung, die Welt befinde sich auf dem Weg zurück zum Klima des Spätmittelalters mit seinen bitteren Wintern. „Wo hinziehen?“, fragte eine amerikanische TV-Dokumentation aus dem Jahr 1978: „Brutale Winter könnten normal werden überall in den USA – Klimaexperten glauben, die nächste Eiszeit ist auf dem Weg.“
Nicht nur Klimahysteriker, sondern auch sogenannte Klimaleugner bekommen in dem Buch ihr Fett weg und der Autor zeigt, wie Industrielobbys mit fragwürdigen Studien versuchten, den Klimadiskurs zu ihren Gunsten zu wenden. Mit einem gewissen Erfolg. Ich hatte in den letzten Monaten etwa 100 Interviews mit konservativen Radiostationen in den USA und merkte immer wieder, dass ich vorsichtig sein musste, wenn es um den Klimawandel geht, da die meisten Reporter, mit denen ich sprach, den Klimawandel für eine Erfindung von linken Ideologen halten. Auch ich argumentierte daher etwas vorsichtiger, und meinte stets: „Egal ob Sie an den Klimawandel glauben oder nicht: Eines ist sicher: Wenn es ihn gibt, wird eine Planwirtschaft und Abschaffung des Kapitalismus, wie es viele ‚Klimaaktivisten’ fordern, die Probleme mit Sicherheit nicht lösen, sondern verschärfen.“
Der Autor des Buches wendet sich gegen beide Extreme: „Es gibt massenhaft Lektüre über den Klimawandel, doch zwei Arten bestimmen das Genre: die einen, die auf dramatische Weise vor der Apokalypse warnen, und die anderen, die den Alarmismus als trojanisches Pferd politischer Kräfte entlarven wollen. Beide blenden Wesentliches aus: Einerseits hat die Wissenschaft überzeugend dargelegt, dass es ein Klimaproblem gibt, andererseits wird es tatsächlich politisch ausgebeutet.“
Ausgebeutet, so die These des Autors, werde sie vor allem von Antikapitalisten, denen es gar nicht um den Klimawandel geht und die alle möglichen Lösungen (z.B. mehr Kernkraftwerke) ablehnen, sondern für die das Thema nur ein Vehikel ist im Kampf um die Abschaffung des Kapitalismus: „System change, not climate change“.
Axel Bojanowski, Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten. Der Klimawandel zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft, Westend Verlag, Neu-Isenburg 2024.