Das Wichtigste am Freitag
IT-Panne bei Crowdstrike, Sartorius mit miesen Zahlen, Suess Microtec stark!
Sartorius und Sunpower sorgen für dicke Enttäuschungen, Crowdstrike sorgt für einen Mega-Ausfall. Markus Weingran fasst die wichtigsten Stories des heutigen Tages zusammen. Und hat einen heißen ETF-Tipp!
- Sartorius und Sunpower enttäuschen, Crowdstrike mit Mega-Ausfall
- DAX im Minus, Tech-Aktien verkaufen, Crowdstrike mit IT-Störungen
- Netflix übertrifft Erwartungen, SunPower vor Problemen, Sartorius senkt Prognose
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Rund zwei Stunden nach Handelsbeginn liegt der DAX fast 0,8 Prozent im Minus und ist bemüht, die Marke von 18.200 Punkten zu halten. Damit ist der deutsche Leitindex unter die 50 Tage-Linie gefallen und das Bild trübt sich immer weiter ein.
Die Anleger verarbeiten weiter den Ausverkauf der US-Tech-Aktien. Die müssen heute noch obendrein verkraften, dass es weltweit zu IT-Störungen kommt. Die Aktie von Crowdstrike verliert vorbörslich zweistellig und die Aktie von Microsoft gibt mehr als zwei Prozent ab.
Die weltweiten Ausfälle sollen durch ein fehlerhaftes Update der Cybersecurityfirma Crowdstrike ausgelöst worden sein. Dazu kommt noch die gefühlte zehnte Prognosesenkung von Sartorius.
Das hebt die Laune der Anleger natürlich nicht. Jetzt muss im DAX zumindest erst einmal die 18.000 Punkte Marke halten. Wenn sich die Gemüter dann etwas beruhigt haben, könnte ein vielleicht kommenden Montag etwas freundlicher zur Sache gehen.
Netflix: Keine Belohnung für gute Zahlen!
Die Finanzergebnisse von Netflix für das Juni-Quartal übertrafen die Erwartungen der Analysten mühelos. Der Umsatz belief sich auf 9,56 Milliarden US-Dollar, während die Prognose bei 9,53 Milliarden US-Dollar lag. Der Gewinn je Aktie erreichte 4,88 US-Dollar, verglichen mit einer Prognose von 4,74 US-Dollar. Dies bedeutet ein Umsatzwachstum von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, begleitet von einem Netto-Zuwachs von 8 Millionen neuen Abonnenten, was zwei Drittel über den Erwartungen der Wall Street lag, die auf 4,8 Millionen neue Abonnenten geschätzt hatte.
Besonders erfolgreich war das günstigere Abo-Modell von Netflix, das Werbeeinblendungen enthält und um 34 Prozent wuchs. Einziger Wermutstropfen in den nachbörslich veröffentlichten Zahlen war die Umsatzprognose für das laufende Quartal von 9,37 Milliarden US-Dollar, während die Wall Street 9,81 Milliarden US-Dollar erwartet hatte. Jedoch soll der Gewinn je Aktie mit 5,10 US-Dollar deutlich über den prognostizierten 4,74 US-Dollar liegen.
Trotz dieser Zahlen zeigten sich die Aktien von Netflix im nachbörslichen Handel unbeeindruckt und schlossen nahezu unverändert zum regulären Schlusskurs bei 642,49 US-Dollar.
SunPower: Geht die Sonne langsam unter?
Die Aktie des Solaranbieters erlitt am Donnerstag ihren bisher größten Einbruch und erreichte ein Allzeittief. Kurz zuvor hatte SunPower mitgeteilt, dass es ab dem 17. September keine neuen Installationen mehr unterstützen und keine weiteren Lieferungen vornehmen wird. Dieser Schritt deutet auf erhebliche betriebliche Probleme hin, die das Unternehmen in eine kritische Lage versetzen.
SunPower erklärte, dass die Entscheidung, die Unterstützung für neue Leasingverträge, Stromabnahmevereinbarungen und Projektinstallationen auszusetzen, notwendig sei, um sich auf die finanzielle Stabilität zu konzentrieren und die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. "Wir richten weiterhin unsere Aufmerksamkeit auf die Stabilisierung unserer finanziellen Position und arbeiten aktiv daran, die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern," hieß es in einer E-Mail des Unternehmens.
"Im Wesentlichen sagen sie, dass sie den Betrieb nicht fortsetzen können," kommentierte Pol Lezcano, Analyst bei Bloomberg New Energy Finance, die Situation. Dies unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Schwierigkeiten, mit denen SunPower konfrontiert ist.
Sartorius: Wer rechnet da bitteschön?
Der Laborzulieferer hat nach einem schwachen ersten Halbjahr seine Ziele für 2024 zurückgeschraubt. Zwar verzeichnete das Unternehmen im zweiten Quartal einen leichten Umsatzanstieg, doch reichte dieser nicht aus, um die Jahresprognose aufrechtzuerhalten. Die Nachfrage blieb gedämpft, und die Aussichten für den Rest des Jahres sind schwierig. Konzernchef Joachim Kreuzburg korrigierte den Ausblick auf ein "bewusst vorsichtiges" Niveau. Analysten hatten zwar mit einer Reduzierung der Ziele gerechnet, dem Unternehmen jedoch mehr zugetraut.
Für 2024 steht nun ein Kursverlust von 35 Prozent im Raum. Damit ist Sartorius das Schlusslicht im Leitindex DAX. Die Rekordstände von über 600 Euro zu Zeiten der Covid-Pandemie sind in weite Ferne gerückt.
Die neuen Ziele für 2024 erscheinen angesichts der großen Gewinnwarnung zwar ohne wesentliches Risiko erreichbar, schrieb Deutsche-Bank-Analyst Falko Friedrichs. Das Jahr 2025 bleibe jedoch eine "Black Box" für die Anleger. Die Dynamik im Auftragseingang sei nach wie vor schwach, und auch die Mittelfristziele für 2028 seien in Gefahr. Matthew Weston von der UBS bemerkte, dass das dritte Quartal wohl ähnlich verlaufen dürfte wie das erste Halbjahr, was das Schlussquartal zum entscheidenden Zeitraum für die Jahresprognose mache. Die erwartete Geschäftserholung im Juni sei nicht eingetreten.
Anleger kommen kaum nach, die Prognosekürzungen von Sartorius mitzuzählen. Das ist kein Qualitätsmerkmal und fast schon ein veräppeln der Anleger. Volle Läger bei den Kunden mögen ein Grund sein. Aber der kann nicht Quartal für Quartal herangezogen werden, dann müssten die Läger nämlich mangels gebrauch eingestaubt sein. Solange Sartorius nicht vernünftig planen kann, hat die Aktie im Depot der Anleger nichts verloren.
Suess Microtec: Hier wird besser geplant und gerechnet
Der Halbleiterzulieferer hat nach einem erfolgreichen ersten Halbjahr seinen Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. Das Unternehmen erwartet nun einen Jahresumsatz von 380 bis 410 Millionen Euro, wie es am Donnerstagabend in Garching mitteilte. Bisher hatten Analysten mit einem Umsatz am unteren Ende dieser neuen Spanne gerechnet, nämlich mit 340 bis 370 Millionen Euro.
Auch die Bruttomarge soll höher ausfallen und sich in einer Bandbreite von 38 bis 40 Prozent bewegen, statt wie zuvor zwischen 35 und 38 Prozent. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll nun bei 14 bis 16 Prozent des Umsatzes liegen, nachdem zuvor 10 bis 12 Prozent prognostiziert wurden. Nach einer schwachen Entwicklung in den letzten Tagen legte die Aktie nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um fast 7 Prozent zu.
Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um ein Drittel auf 99,3 Millionen Euro. Basierend auf vorläufigen Zahlen erreichte die Bruttomarge 40,5 Prozent, verglichen mit 34,4 Prozent im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die operative Marge (EBIT) lag nun bei 15,3 Prozent, gegenüber 7,4 Prozent im Vorjahr. Die detaillierten Zahlen wird das Unternehmen am 7. August veröffentlichen.
Tipp des Tages
Ein ETF auf britische Mid- und Small-Caps
Das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) verzeichnete im ersten Quartal einen Zuwachs von 0,6 Prozent, nachdem die Wirtschaft Ende 2023 zwei aufeinanderfolgende Quartale der Schrumpfung durchlaufen hatte. Diese positive Entwicklung übertraf die Erwartungen der einheimischen Ökonomen, und es wird angenommen, dass das Wachstum im weiteren Verlauf des Jahres anhalten wird.
Gleichzeitig hat sich die Inflation stabilisiert. Auch wenn die Preissteigerungen für viele britische Haushalte weiterhin eine Herausforderung darstellen und über dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegten Ziel von 2 Prozent liegen, verlangsamt sich die Inflationsrate von Monat zu Monat.
Der Amundi Prime UK Mid and Small Cap umfasst 149 Positionen und zeichnet sich durch eine geringe Konzentration auf seine Hauptinvestitionen aus, da die zehn größten Positionen nur 16,7 % des Gesamtvermögens ausmachen. Zu den wichtigsten Positionen gehören:
Intermediate Capital (3,1 %): Ein Spezialist für Mezzanine-Finanzierung von Unternehmen.
Tritax Big Box (1,8 %): Ein Unternehmen, das sich auf große Logistikimmobilien spezialisiert hat.
Games Workshop (1,7 %): Ein Hersteller von Miniaturfiguren und Brettspielen.
Investec Banking Group (1,6 %): Eine internationale Bankengruppe.
Bellway (1,5 %): Ein großes Bauunternehmen.
St. James Place (1,4 %): Ein Vermögensverwalter.
IG Group (1,4 %): Eine Online-Handelsplattform.
ITV (1,4 %): Ein britischer Fernsehsender.
Rotork (1,4 %): Ein Anbieter von Flusskontrolllösungen.
Johnson Matthey (1,4 %): Ein Technologieunternehmen.
Die Sektoren
Finanzsektor: 23,3 %
Industrie: 19,6 %
Zyklische Konsumgüter: 16,4 %
Immobilien: 11,5 %
Informationstechnologie: 7,3 %
Kommunikationsdienstleistungen: 5,3 %
Materialien: 5 %
Weitere Sektoren: Der Rest
Vorteile des ETFs
Teilnahme an der Erholung britischer Midcaps
Breite Diversifikation mit 149 Positionen
Niedrige Gebühren mit 0,05 %
Nachteile des ETFs
Relativ geringes verwaltetes Vermögen mit 185 Millionen Pfund
Liquidität muss beobachtet werden
Schwache Performance britischer Midcaps in den letzten Jahren
Eckdaten des ETFs
Gesamtvermögen: 185 Millionen Pfund
Anzahl der Positionen: 149
ISIN-Code: LU2182388152
Ticker: PRUK
Gebühren: 0,05 %
Autor: Markus Weingran, wallstreetONLINE Redaktion
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NEU: Podcast "Börse, Baby!"

