Billionen-Wette
Wie es Exxon gelungen ist, mit der Wette auf Rohöl die Konkurrenz zu schlagen
Exxon hat zu einem Zeitpunkt auf fossile Brennstoffe gesetzt, als sich die Wettbewerber zurückzogen. Zusammen mit anderen strategisch schlauen Entscheidungen, hat dies die Ausnahmeposition des Ölriesen gesichert.
- Exxon setzt auf fossile Brennstoffe, während andere abziehen.
- Guyana-Feld sichert Exxons profitable Marktposition.
- Chevron kämpft um Hess-Anteile, Verhandlungen stocken.
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Im Rennen um die Marktführung bei "Big Oil" – den weltgrößten börsengehandelten und nicht staatlich kontrollierten Ölkonzernen – hat ExxonMobil die Konkurrenten Chevron, Shell, TotalEnergies und BP hinter sich gelassen. Dies ist dem Unternehmen durch eine Reihe von strategisch eigenwilligen Entscheidungen gelungen. Die wichtigste davon war, in einem Umfeld, in dem andere in der Branche den Übergang vom Öl zu erneuerbaren Energien vorantrieben, am Kerngeschäft festzuhalten.
Eine der lukrativen Entscheidungen, die Exxon dabei traf, war, auf Bohrungen vor der Küste von Guyana zu setzen, auch wenn die Chancen für einen Ölfund nicht sonderlich gut standen. Erst holte Exxon den britischen Konkurrenten Shell an Bord und überzeugte ihn, die seismischen Untersuchungen zu bezahlen. Als sich die Briten 2014 zurückzogen, überzeugte Exxon den US-Rivalen Hess und CNOOC aus China davon, einen Großteil der Kosten für die Bohrungen zu übernehmen. Mit Guyana selbst, zuvor eines der ärmsten Länder der Region, wurde ein Vertrag abgeschlossen, der außergewöhnlich gewinnbringende Bedingungen für Exxon beinhaltet.
Das vor Guyana entdeckte gewaltige Vorkommen hält förderbares Rohöl im Wert von fast einer Billion US-Dollar. Guyana ist für Exxon nach der Corona-Talfahrt zur Basis des Wiederaufstiegs geworden. Der texanische Ölgigant hält einen Anteil von 45 Prozent an einem Feld, dessen Förderung weniger als 35 US-Dollar pro Barrel kostet, was es zu einem der profitabelsten außerhalb der OPEC macht. Bei einem aktuellen Rohölpreis von 75 US-Dollar pro Barrel würde das Ölfeld selbst dann noch Geld abwerfen, wenn durch die Abkehr von fossilen Brennstoffen die Nachfrage einbrechen und der Preis um die Hälfte fallen würde.
Nachdem Exxon also Shell ausgespielt hat, ist jetzt Chevron an der Reihe. Chevron bemüht sich seit dem vergangenen Jahr, Hess zu übernehmen, um sich den 30-prozentigen Anteil an dem Guyana-Feld zu sichern, den Hess im Besitz hat. Diese Bestrebungen werden von Exxon allerdings torpediert. Exxon argumentiert, ein Vorkaufsrecht für die Hess-Anteile zu haben, während Chevron dagegenhält, dieses Recht gelte nicht, da die Transaktion als Unternehmensfusion und nicht als Verkauf von Vermögenswerten strukturiert sei.
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Die Verhandlungen zwischen den beiden Konzernen sind ins Stocken geraten und könnten sich noch bis zu ein Jahr hinziehen, schätzen die Vermittler. Das schickte die Chevron-Aktie auf Talfahrt. Analysten halten es mittlerweile sogar für möglich, dass Chevron die Übernahme von Hess ganz aufgeben könnte. Das kann Exxon nur recht sein.
In der vergangenen Woche erlitten die Aktien von Chevron einen weiteren Rückschlag, als das Unternehmen die Gewinnerwartungen verfehlte. Um noch mehr Salz in die Wunde zu streuen, übertraf Exxon die Gewinnerwartungen deutlich, was vor allem auf den Abschluss der 60 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme von Pioneer Natural Resources zurückzuführen war.
Das gegensätzliche Schicksal der beiden Unternehmen zeigt auch, wie groß der Bedarf an billigen fossilen Brennstoffen nach wie vor ist. Die Zeiten, in denen Big Oil seine Zukunft außerhalb von Erdöl und Erdgas sah, scheinen vorbei. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs wider: Für die vergangenen fünf Jahre weisen die Exxon-Aktien eine dreimal so gute Entwicklung auf wie die der Konkurrenten.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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