Nach globalem Marktschock
Fed-Notfall-Zinssenkung? "Wenn sie das tun, wird der Carry-Trade noch schlimmer"
US-Aktien verzeichneten am Montag den stärksten Einbruch seit etwa zwei Jahren. Ein beliebter Währungshandel – der sogenannte Carry-Trade – und Rezessionsängste haben die globalen Märkte erschüttert.
- US-Aktien erlebten stärksten Rückgang seit 2 Jahren.
- Carry-Trades durch Yen-Aufwertung unattraktiv geworden.
- Zinssenkungsängste verstärken Marktvolatilität und Unsicherheit.
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Laut Marktteilnehmern wurde das weltweite Börsenbeben am Montag durch eine Zinserhöhung der japanischen Zentralbank am vergangenen Mittwoch ausgelöst, die die bis dahin beliebte "Carry-Trade"-Strategie unattraktiv machte.
Was sind Carry-Trades?
Das Konzept der Carry-Trades in Japan basiert darauf, dass Investoren Geld in einer Währung mit niedrigen Zinsen, wie dem Yen, leihen und in Währungsräumen mit höheren Zinsen, etwa den USA, der Euro-Zone oder Norwegen, investieren.
Für den klassischen Carry-Trade kauften Investoren mit ihren Yen US-Dollar-Anleihen, um von den höheren Renditen in den USA zu profitieren. Da die Gewinne relativ gering sind, werden diese Trades oft durch Fremdkapital verstärkt. Der Anteil an geliehenem Geld bestimmt dabei die Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital.
Solange die Zinsen in Japan niedrig bleiben und die hinterlegten Sicherheiten stabil sind, sowie das Investment im anderen Währungsraum an Wert gewinnt, profitieren die Investoren. Die Bank of Japan erhöhte jedoch ihren Leitzins, zunächst im März von einer Bandbreite von minus 0,1 Prozent auf 0 bis 0,1 Prozent, und dann vergangene Woche weiter auf 0,25 Prozent. Dies führte zu einer stärkeren Nachfrage nach dem Yen, was die Kosten für die in Yen aufgenommenen Kredite für Carry-Trader erhöhte. Gleichzeitig wuchsen in den USA die Erwartungen einer Zinssenkung aufgrund von Rezessionssorgen.
Der Yen wertete dadurch stark gegenüber dem US-Dollar auf, was den realen Wert der ausstehenden Kredite sowie die Zinslast für diese Kredite erhöhte. Einige Investoren begannen daraufhin, ihre Carry-Trades zu beenden und ihre in US-Dollar oder Euro gehaltenen Vermögenswerte zu verkaufen, um ihre Kredite in Yen zurückzuzahlen.
Diese Aktionen trieben den Wert des Yen weiter in die Höhe und beschleunigten das Ende weiterer Carry-Trades – ein sich selbst verstärkender Mechanismus.
"Dies ist eine heftige, aber notwendige Korrektur, um einen Teil des schnellen Geldes aus den konzentrierten Geschäften herauszuholen", sagte Richard Steinberg, leitender Marktstratege bei der Colony Group, gegenüber MarketWatch.
Obwohl der Ausverkauf bisher geordnet abzulaufen scheint, sagte Steinberg, dass er den Anlegern vor Augen führen sollte, dass Aktien nach wie vor Risiken bergen, insbesondere nach den atemberaubenden Kursgewinnen, die viele der großen Technologiewerte in der ersten Jahreshälfte verzeichneten.
Kathy Jones, Chefstrategin für festverzinsliche Wertpapiere am Schwab Center for Financial Research, sagte, dass die Anleger zwar durch die politischen Maßnahmen der Bank of Japan verunsichert worden seien, dass aber der Anstieg der US-Arbeitslosenquote im Juli dazu beigetragen hat, "die Dinge über die Klinge springen zu lassen".
Notfall-Zinssenkung?
Jamie Cox, geschäftsführender Gesellschafter der Harris Financial Group, sagte, dass der Ausverkauf wie eine "Hysterie" aussehe und dass die Sorgen über eine Verlangsamung der US-Wirtschaft fehlgeleitet seien. "Ausverkäufe, die sich auf dem Devisenmarkt manifestieren, sind in der Regel sehr heftig, aber nicht von langer Dauer. Ich habe den ganzen Morgen gekauft."
Die Furcht vor einer möglichen Rezession hat die Idee einer möglichen Zinssenkung vor der nächsten Fed-Sitzung im September wieder auf die Tagesordnung gesetzt. "Wenn sie das tun, schwächen sie den US-Dollar und stärken den Yen, und der ganze Carry-Trade wird noch schlimmer", sagt Lawrence McDonald, Bestsellerautor und Experte für Marktrisiken gegenüber CNBC.
"Bei einem solchen Schritt kann es passieren, dass man die Gegenparteien in die Luft jagt. Und es wird mindestens drei oder vier Wochen dauern, um herauszufinden, wo die Leichen begraben sind", so McDonald weiter.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion