OPEC schießt sich ins Bein
Öl-Markt kann Produktionssteigerung von OPEC+ nicht absorbieren
Im Oktober will die OPEC ihre Förderung wieder hochfahren. Der Druck der Mitgliedsstaaten, die Kürzungen zurückzunehmen, ist groß. Allerdings reicht die Nachfrage jetzt schon nicht aus.
- OPEC plant Produktionssteigerung, Nachfrage bleibt schwach.
- Ölpreise unter 80 USD, OPEC+-Mitglieder unter Druck.
- Geopolitische Risiken und Nachfrageunsicherheiten belasten.
- Report: Drei potenzielle Vervielfacher aus Osteuropa
Die OPEC+ steht vor einer Herausforderung: Trotz einer geplanten Steigerung der Ölproduktion ab Oktober zeigen aktuelle Daten und Analysen, dass die Ölnachfrage möglicherweise nicht ausreicht, um das zusätzliche Angebot zu absorbieren. Insbesondere in den USA und China, den größten Verbrauchern, blieb das Nachfragewachstum im ersten Halbjahr hinter den Erwartungen zurück.
Dies wirft Fragen auf, ob die Wirtschaftsabschwächung die Ölnachfrage weiter dämpfen wird. Analysten, darunter Gary Ross, CEO von Black Gold Investors, sind skeptisch, dass die OPEC+ unter den gegebenen Umständen die Produktion wie geplant erhöhen wird. Denn dies könnte zu einem deutlichen Preisrückgang führen.
Im Detail fiel die Nachfrage in den ersten sieben Monaten des Jahres in China um 2,4 Prozent und zeigte auch in den USA nur eine moderate Zunahme. Der Preis für Öl ist unterdessen auf unter 80 US-Dollar pro Barrel gefallen, was unter dem liegt, was die meisten OPEC+-Mitglieder benötigen, um ihre Ausgaben auszugleichen.
"Bei der Ölnachfrage sehen wir definitiv Abwärtsrisiken", erklärte der unabhängige Analyst Neil Atkinson, der zuvor bei der IEA tätig war, gegenüber Reuters. "Es fällt mit schwer zu erkennen, wie die Preise signifikant steigen könnten, wenn die Nachfrage schwächer ist als gedacht."
Die OPEC und die Internationale Energieagentur (IEA) zeigen unterschiedliche Schätzungen zur Nachfrageentwicklung, was die Unsicherheit weiter erhöht. Während die OPEC für das erste Halbjahr ein Nachfragewachstum von 2,15 Millionen Barrel pro Tag meldet, sieht die IEA nur ein Wachstum von 735.000 Barrel pro Tag. Dies könnte bedeuten, dass die Nachfrage im zweiten Halbjahr stark anziehen muss, um das zusätzliche Angebot zu absorbieren.
Auf globaler Ebene könnten geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Daten aus den USA ebenfalls einen Einfluss auf den Ölmarkt haben. Aktuelle Entwicklungen, wie die Waffenruhegespräche im Gazastreifen und die Unsicherheiten im Nahen Osten, könnten zusätzliche Volatilität bringen.
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Am Rohstoffmarkt zeigte sich Öl zuletzt resilient. Brent-Öl handelte nahe 79 US-Dollar pro Barrel und West Texas Intermediate über 76 US-Dollar, unterstützt durch eine widerstandsfähige US-Arbeitsmarktentwicklung, die auch die Aktienmärkte stützte. Gegenüber dem Rückgang auf ein Siebenmonatstief am Montag erholte sich der Ölmarkt zuletzt wieder etwas. Dennoch warnt auch Gao Jian, Analyst bei Qisheng Futures, gegenüber Bloomberg davor, zu optimistisch zu sein, da das Ende der Sommersaison in den USA und die geplante Produktionssteigerung von OPEC+ ab dem nächsten Quartal negative Faktoren darstellen, die in die Preise einfließen müssen.
Diese Gemengelage aus Nachfrageunsicherheiten und geopolitischen Risiken hält den Ölmarkt in Atem. Um die Öl-Schwemme zu absorbieren, die durch die geplante Fördererhöhung der OPEC auf die Märkte zukommt, müsste sich die wirtschaftliche Lage weltweit – vor allem aber in den USA und China – in den nächsten Wochen deutlich verbessern.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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