Die Angst geht um
Müssen sich Anleger jetzt auf eine Rezession in den USA einstellen?
Die Märkte haben sich von den jüngsten Turbulenzen erholt, doch die weitere Entwicklung bleibt unsicher. Laut DZ Bank hängen die zukünftigen Bewegungen stark von den Rezessionsängsten ab.
- Märkte erholen sich, aber Unsicherheit bleibt hoch.
- Rezessionsängste übertrieben, Arbeitslosigkeit besorgniserregend.
- Politische Debatte um Fed-Unabhängigkeit sorgt für Turbulenzen.
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"Wir halten die Erwartung einer baldigen Rezession in den USA für übertrieben", betonen die Analysten Birgit Henseler und Christian Reicherter. Die steigende Arbeitslosenquote gebe aber Anlass zur Sorge.
Die sogenannte Sahm-Regel besagt, dass eine Rezession wahrscheinlich ist, wenn der Dreimonatsdurchschnitt der Arbeitslosenquote um mehr als 0,5 Prozentpunkte über dem niedrigsten Wert der vergangenen zwölf Monate liegt. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote bei 4,3 Prozent, womit die Sahm-Regel erfüllt ist.
Doch Henseler und Reicherter relativieren
Der Anstieg resultiere nicht aus massiven Arbeitsplatzverlusten, sondern aus der starken Zuwanderung. Auch der Hurrikan Beryl könnte temporär zu Entlassungen geführt haben. Andere Indikatoren, wie das Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitssuchenden und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, deuten nicht auf eine bevorstehende Rezession hin.
Ein weiterer positiver Faktor ist der ISM-Index für den Dienstleistungssektor, der weiterhin im Expansionsbereich liegt und rund 75 Prozent des US-BIP ausmache.
Unterdessen sorgt die politische Debatte um die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed für Aufsehen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump forderte mehr Einfluss auf geldpolitische Entscheidungen. Im Gegensatz dazu betont die demokratische Kandidatin Harris die Notwendigkeit, die Unabhängigkeit der Fed zu wahren. Henseler und Reicherter warnen vor möglichen Turbulenzen an den Finanzmärkten und einem Anstieg der Renditen, falls die Regierung die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellt.
Die Inflationsentwicklung in den USA bleibt ebenfalls ein wichtiges Thema. Während die Preise im Mai und Juni relativ stabil blieben, rechnen die Analysten im Juli mit einem leichten Anstieg des Preisdrucks. Gründe dafür seien unter anderem der steigende Weltmarktpreis für Rohöl und zunehmender Preisdruck bei Rohstoffen und Komponenten. Insgesamt wird im Juli kein weiterer Rückgang der Inflationsrate erwartet.
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