EZB-Zinspolitik
Nichts mehr zu holen in 2024? – "Zinssenkungen bereits vollständig eingepreist"
Die EZB plant, den Einlagenzins bis Ende 2025 quartalsweise zu senken. Ökonomen erwarten, dass der Zinssenkungszyklus früher endet als prognostiziert.
- EZB plant Zinssenkungen bis Ende 2025, frühere Erwartungen.
- Wirtschaftswachstum in Deutschland schwach, Prognosen gesenkt.
- Analysten rechnen mit weiteren Zinssenkungen im Oktober.
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Eine aktuelle Umfrage von Bloomberg unter Wirtschaftsexperten zeigt, dass der Leitzins nach sechs aufeinanderfolgenden Senkungen um je 0,25 Prozentpunkte im Dezember 2025 bei 2,25 Prozent liegen wird. Zuvor gingen die Experten davon aus, dass dieses Niveau erst im zweiten Quartal 2026 erreicht würde.
Die EZB begann im Juni damit, die Kreditkosten zu senken, nachdem das Vertrauen gestiegen war, dass die Inflation mittelfristig das Ziel von 2 Prozent erreichen wird. Trotz dieser Maßnahmen betonte die EZB die Unsicherheit des wirtschaftlichen Umfelds und vermied eine genaue Festlegung auf einen Zeitplan für weitere Zinssenkungen.
In einem EZB-Ratstreffen äußerten einige Vertreter angesichts des anhaltenden Lohndrucks und der damit verbundenen inländischen Inflation die Überlegung, ob nicht noch in diesem Jahr eine weitere Zinssenkung möglich sei. Seitdem haben sich die wirtschaftlichen Aussichten verschlechtert, was laut Bloomberg die Befürworter eines schnelleren Abbaus der Zinsen bestärkt hat.
Das Wirtschaftswachstum im privaten Sektor des Euroraums stagnierte im Juli, wobei Deutschland weiterhin als Bremse für die Region wirkt. Die befragten Ökonomen haben ihre Wachstumsprognose für die größte Volkswirtschaft Europas nach unten korrigiert und erwarten nun für 2024 lediglich ein Wachstum von 0,1 Prozent.
Im Euroraum zeige sich die Konjunktur robuster als in Deutschland, auch wenn die Einzelhandelsumsätze im Juni leicht zurückgingen. Die zweite Schätzung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das zweite Quartal dürfte das Wachstum von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal bestätigen, wie Robin Winkler, Chefvolkswirt Deutschland, und Marc Schattenberg, Volkswirt bei Deutsche Bank Research, erklären. Dies liegt leicht unter der Prognose der EZB, die 0,4 Prozent Wachstum erwartet hatte.
Die Analysten der Deutschen Bank erwarten weiterhin Leitzinssenkungen der EZB um jeweils 25 Basispunkte im September und Dezember:
Dies ist an den Finanzmärkten bereits vollständig eingepreist.
Obwohl die Möglichkeit eines größeren Zinsschritts von 50 Basispunkten im September inzwischen verworfen wurde, wird nun diskutiert, ob die EZB auch im Oktober einen Grund für eine weitere Senkung sieht. Angesichts der schwachen Konjunkturdaten sehen die Analysten das Risiko einer zusätzlichen Zinssenkung im Oktober als realistisch an. Für die Zeit bis Mitte 2025 seien weitere Zinssenkungen um insgesamt knapp 75 Basispunkte an den Finanzmärkten eingepreist.
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