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    Der zweite Wettlauf ins All hat begonnen: Zwischen China und den USA

    „Wir werden China nicht in einem Wettbewerb großer staatlicher Programme schlagen; die kommerzielle Raumfahrt ist Amerikas beste Waffe“ – das ist die These eines neuen Buches.

    Für Sie zusammengefasst
    • Kommerzielle Raumfahrt als Schlüssel für USA im Wettlauf
    • China erkennt Raumfahrtbedeutung für Wirtschaft und Militär
    • Bürokratische Hürden in USA behindern private Raumfahrt

    Der erste Wettlauf ins All fand zwischen der Sowjetunion und den USA statt, der zweite zwischen China und den USA hat bereits begonnen. Es geht diesmal um viel mehr: Nicht nur um den Ruhm, wer als Erstes ein Ziel erreicht bzw. darum, zu beweisen, welches System das bessere ist. Es geht um ganz handfeste wirtschaftliche und auch militärische Interessen. Und vor allem: Anders als beim ersten Wettlauf entscheidet diesmal der private Sektor.

    Dies sind die entscheidenden Botschaften des soeben erschienenen Buches “Red Moon Rising” von Greg Autry und Peter Navarro (Post Hill Press, 2024). Autry gehörte 2016 dem NASA Agency Review Team für die Trump-Regierung an und war 2017 vorübergehend Verbindungsperson zum Weißen Haus bei der NASA, auch Navarro arbeitete für Trump, u.a. als Director of Trade and Manufacturing Policy .

    Das Buch soll ein Weckruf sein, die Bedeutung der Raumfahrt besser zu verstehen – sowohl für die Wirtschaft der USA als auch für das Militär. Die Mondlandung am 20. Juli 1969, so die Autoren, war eine historische Leistung, die jedoch ohne den Wettbewerb zwischen der UdSSR und den USA nie möglich gewesen wäre. Nachdem die USA diesen Wettbewerb gewonnen hatten, fehlten klare Ziele in der Weltraumpolitik.

    Für die verlorenen Jahre der bemannten Raumfahrt steht symbolisch das Space Shuttle, das auf der ganzen Linie scheiterte: „Die NASA rechnete damit, die Shuttles alle zwei Wochen fliegen zu lassen und teilte dem Kongress mit, dass jede Mission nur 10 Millionen Dollar kosten würde. Die Kosten für die Nutzlast sollten 1972 bei nur 250 Dollar pro Kilogramm liegen.“ Doch all das trat nie ein. Am Ende, so schätzen die Autoren, kostete jeder Flug etwa 1,5 Milliarden Dollar, und statt alle zwei Wochen flog das Space Shuttle nicht öfter als neun Mal im Jahr – in einigen Jahren, nach der Challenger- und der Columbia-Katastrophe, bei der 14 Menschen umkamen (die Zahl 16 im Buch ist unrichtig), flog das Shuttle mehrere „Fast jeder in der Space Community ist frustriert über den Mangel an substantiellen Fortschritten in der Raumfahrt seit dem Ende von Apollo. Heute unternehmen ein paar kühne Träumer etwas dagegen. Freie Märkte und Unternehmertum sind Amerikas wahre Weltraumwaffen."

    China habe die zentrale Bedeutung des Weltraums sowohl für die Wirtschaft als auch für das Militär erkannt, so betonen die Autoren immer wieder und führen dafür viele Belege an. Aber sie fügen hinzu: "Das zweite Weltraumrennen zu gewinnen, ist eine Frage des privaten Sektors. Wir werden China nicht in einem Wettbewerb großer staatlicher Programme schlagen; die kommerzielle Raumfahrt ist Amerikas beste Waffe." Chinas Schwachstelle bleibe die mangelnde Kreativität und Innovation – diese sei nicht staatlich zu verordnen, sondern könne nur in einem kapitalistischen System gedeihen.

    Das ist an sich richtig, aber auch China hat den Erfolg von Elon Musk genau beobachtet und die Raumfahrt in China ist inzwischen nicht mehr nur staatlich, sondern es gibt heute über 400 private chinesische Space-Unternehmen, die versuchen, den privaten Raumfahrt-Unternehmen in den USA nachzueifern. Es wird sich erst noch zeigen, ob in Chinas Politik (wie in den letzten Jahren zunehmend zu beobachten), die staatliche Einmischung dominiert oder ob privaten Raumfahrtunternehmen doch ein größerer Spielraum gewährt wird.

    Umso wichtiger ist es, und hier kann man den Autoren uneingeschränkt zustimmen, dass in den USA bürokratische Hürden, die die Entwicklung der privaten Raumfahrt behindern, radikal abgebaut werden. Ein Beispiel seien die Testflüge für die gigantische Starship-Rakete von Elon Musk. "Als Space X seinen Antrag auf Starterlaubnis einreichte, erhielt die FAA 18.000 öffentliche Kommentare zu den Umweltauswirkungen. Die Einsender sorgten sich um alles Mögliche, von der Fortpflanung von Vögeln bis hin zu Artefakten aus dem Bürgerkrieg. Die Bearbeitung dieser Kommentare verschlang Ressourcen, Geld und Zeit. Die Gegner des Fortschritts wissen, dass sie ein Projekt in Amerika zu Tode 'papieren' können, aber behördliche Verzögerungen und öffentliche Bedenken werden Chinas Starship-Klon nicht aufhalten."

    Auch private Unternehmen wie Space X erhalten staatliche Aufträge in den USA, aber diese sind wesentlich billiger als die klassischen staatlichen Programme. Nachdem die ersten drei Raketenstarts von Musk gescheitert waren, war er 2008 mit dem vierten Start der Falcon 1 erfolgreich und erhielt danach einen 1,6 Milliarden-Vertrag mit der NASA für zwölf Flüge zur internationalen Raumstation ISS. "Der Großteil der Mittel, die in die Space X Falcon 9 Rakete und die Dragon-Kapsel investiert werden, würde aus privaten Quellen stammen. Es wäre das bei weitem am wenigsten expansive und effektivste Raumfahrtprogramm, an dem die NASA je beteiligt war." Tatsächlich, so ergänzt Weltraum-Experte Eugen Reichl, war es sogar noch besser als die Autoren schreiben: Was als “Zuschuss” gedacht war, hat Space X ausgereicht, um die Entwicklung vollständig durchzuführen!

    Die Raumfahrt, so Autry und Navarro, müsse klare Ziele haben: Es gehe nicht darum, wie bei der ersten Mondlandung, eine Flagge und einige Fußstapfen auf dem Mond und dann auf dem Mars zu hinterlassen, sondern es gelte, eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond und dem Mars aufzubauen. Wenn die USA es nicht täten, würden es die Chinesen mit Sicherheit tun.

    Der Artikel erschien zuerst in National Interest.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Der zweite Wettlauf ins All hat begonnen: Zwischen China und den USA „Wir werden China nicht in einem Wettbewerb großer staatlicher Programme schlagen; die kommerzielle Raumfahrt ist Amerikas beste Waffe“ – das ist die These eines neuen Buches.