Marktkommentar

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    Matthias Born (Berenberg): Künstliche Intelligenz und verborgene Investmentchancen abseits des Hypes

    Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat die globalen Märkte in den letzten Jahren stark geprägt.

    Marktkommentar - Matthias Born (Berenberg): Künstliche Intelligenz und verborgene Investmentchancen abseits des Hypes

    22.08.2024 -

    Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat die globalen Märkte in den letzten Jahren stark geprägt. Insbesondere nach der Einführung von ChatGPT im November 2022 rückte die Technologie in den Fokus der Öffentlichkeit und der Investmentwelt. Es ist unbestritten, dass KI das Potenzial hat, Branchen, Geschäftsmodelle und unseren gesamten Alltag grundlegend zu verändern. Die Frage ist jedoch: Wie nachhaltig ist dieser Trend und welche Unternehmen werden langfristig von diesem technologischen Wandel profitieren?
     
    Besonders interessant ist der Vergleich der aktuellen KI-Entwicklung mit der Einführung des Internets. Matthias Born, Head of Investments & CIO Equities bei Berenberg Wealth & Asset Management, dazu: „Es gibt ein paar hundert Millionen Nutzer von KI-Diensten im Vergleich zu über fünf Milliarden Internetnutzern. Diese Diskrepanz verdeutlicht, dass wir uns noch in einer frühen Phase der KI-Adaption befinden. Während das Internet 27 Jahre benötigte, um eine Marktdurchdringung von 70 Prozent zu erreichen, zeigt sich bei KI-Diensten eine schnellere, aber dennoch bislang begrenzte Verbreitung. Dies zeigt das immense Potenzial, das noch in diesem Bereich schlummert.“
     
    Die drei Phasen der KI-Entwicklung: von der Infrastruktur zur Anwendung
     
    Die Entwicklung der KI könnte in drei Phasen verlaufen: Zunächst die Aufrüstung von Datenzentren zur Beschleunigung von Berechnungen, gefolgt vom Aufbau einer umfassenden Infrastruktur für KI-Dienste, und schließlich die Einführung spezialisierter KI-Anwendungen für Unternehmen und Konsumenten. Diese Phasen verdeutlichen, dass der Markt für KI noch lange nicht ausgeschöpft ist und in den kommenden Jahren zahlreiche neue Investmentchancen bieten könnte.
     
    Risiken und Herausforderungen: Nicht jeder wird profitieren

    Doch auch wenn die Möglichkeiten verlockend erscheinen, darf man die Risiken nicht außer Acht lassen. „Die letzte Berichtssaison war ein Warnsignal mit unterschiedlichen Ergebnissen in den einzelnen Tech-Subsektoren“, warnt Born. Es wird deutlich, dass nur diejenigen Unternehmen langfristig erfolgreich sein werden, die in der Lage sind, innovative Anwendungen und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, die eine echte Nachfrage bedienen.
     
    Die Bedeutung der Datenzentrumsarchitektur
     
    Ein gutes Beispiel für den derzeitigen Wandel in der Technologiebranche ist die Veränderung der Datenzentrumsarchitektur. Grafikprozessoren (GPUs), die traditionell für die Wiedergabe von Grafiken eingesetzt wurden, haben sich als entscheidend für die Beschleunigung komplexer mathematischer Berechnungen in KI-Algorithmen herausgestellt. Dieser Wandel zwingt Rechenzentren dazu, ihre Hardwareausstattung neu zu bewerten, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Es wird erwartet, dass die großen Cloud-Anbieter wie Amazon, Microsoft und Alphabet im Jahr 2024 zusammen 174 Milliarden US-Dollar in den Ausbau ihrer Datenzentrumsinfrastruktur investieren werden, was einem Anstieg von 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
     
    Der wachsende Wettbewerb im Chipmarkt
     
    Der Wettbewerb im Chipmarkt verschärft sich zunehmend, da immer mehr Unternehmen in diesen profitablen Bereich drängen. Während Nvidia derzeit bei Server-GPUs dominiert, steigt der Druck durch neue Chipalternativen. Firmen wie AMD und aufstrebende neue Player investieren stark in die Entwicklung konkurrenzfähiger Technologien. Matthias Born betont: „Der Wettbewerbsdruck durch Chipkonkurrenten wird mittelfristig zunehmen. Diese Dynamik fordert etablierte Marktführer heraus, ihre Innovationskraft zu steigern, um ihre Marktanteile zu verteidigen und sich gegen die zunehmende Zahl an Mitbewerbern zu behaupten.“
    Die physische und technische Infrastruktur als Basis der KI-Revolution
    Neben der technischen Infrastruktur spielt auch die physische Infrastruktur eine entscheidende Rolle. Die Modernisierung von elektrischen Anlagen, Kraftwerken und Energieversorgung ist unerlässlich, um den steigenden Energiebedarf der KI-Systeme zu decken. Obwohl die Wachstumschancen in diesem Bereich vielversprechend sind, sind die Unternehmen aufgrund niedrigerer Eintrittsbarrieren und begrenzter Preissetzungsmacht in einem eher standardisierten Teil der Wertschöpfungskette tätig.
     
    Anwendungen der KI: Vom Hype zur Realität
     
    Doch nicht nur die Infrastruktur, sondern auch die Anwendungen der KI werden die Märkte nachhaltig verändern. Unternehmen wie Microsoft und ServiceNow haben bereits begonnen, KI-gestützte Produkte in ihre Softwarelösungen zu integrieren, um die Produktivität zu steigern und neue Kundenerfahrungen zu schaffen. „KI wird Software intelligenter gestalten und neue Möglichkeiten zur Problemlösung bieten“, sagt Born. „Das zeigt, dass KI nicht nur ein Hype ist, sondern eine tiefgreifende Transformation in vielen Branchen bewirken wird.“
     
    Fazit: Chancen und Risiken in einer KI-getriebenen Welt
     
    Abschließend lässt sich sagen, dass die Einführung von KI in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen steckt, aber enorme Wachstumschancen bietet. „Wir erwarten eine lange Wachstumsphase in Bezug auf KI-Anwendungen und die Akzeptanz von zahlungspflichtigen KI-Diensten“, so Born. Es wird jedoch entscheidend sein, die Unternehmen zu identifizieren, die in der Lage sind, ihre Innovationskraft aufrechtzuerhalten und gleichzeitig nachhaltige Umsatzentwicklungen zu erzielen. „Auch wenn es in einigen Bereichen Risiken gibt, bleibt KI einer der spannendsten strukturellen Trends der nächsten Jahre.“

    In einer Welt, die zunehmend von Technologie und Daten geprägt ist, wird die effektive Nutzung dieser Ressourcen über den Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen entscheiden. Dabei könnten einige wenige Unternehmen die Führung übernehmen und den Markt dominieren, während andere zurückfallen. Es bleibt abzuwarten, welche Akteure sich letztlich an die Spitze setzen werden.
     

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