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    Der nächste große Schritt für die Menschheit: Mond oder Mars?

    Joseph Silk ist kein Fantast oder Science Fiction-Autor, sondern promovierte an der Harvard-University in Astronomie und lehrte Astrophysik und Kosmologie an der Oxford-University.

    Für Sie zusammengefasst
    • Joseph Silk sieht Mondbesiedlung als ersten Schritt.
    • Robert Zubrin favorisiert Mars mit mehr Ressourcen.
    • Wettlauf zwischen SpaceX und China um Raumfahrtziele.

    Doch was er in seinem Buch „Zurück zum Mond. Der nächste große Schritt für die Menschheit“ schreibt, mutet für viele Menschen sicherlich wie Fantasterei an: Menschen sollen auf dem Mond siedeln und dort ganze Städte bilden.

    Städte in Lavaröhren?

    Das Überleben sei möglich in den breiten Lavaröhren, die Forscher auf dem Mond entdeckten. Diese Kavernen böten möglicherweise sogar genug Raum für ganze Städte und einen natürlichen Schutz vor lebensbedrohlichen, durch die Sonne ausgelösten Prozessen. Städte in großen Lavaröhren hätten den Vorteil, dass sie vor Meteroiteneinschlägen geschützt sind und die gelegentlich auftretenden heftigen Sonneneuruptionen und das Bombardement durch Mikrometeroiten unbeschadet überstehen könnten.

    Zudem gebe es ausreichend Regolith und Wasser, um Ziegel herzustellen, mit denen man Unterkünfte auf dem Mond bauen könne. Wasser auf dem Mond könnte auch zur Gewinnung von Treibstoff verwendet werden. Das sei wichtig, denn die im Vergleich zur Erde viel geringere Schwerkraft auf dem Mond mache ihn zum idealen Ausgangspunkt für weitere interplanetare Missionen. Tourismus und Gewinnung von Rohstoffen auf dem Mond (z.B. seltene Erden) könnten profitable Wirtschaftszweige sein, aber Silks eigentliches Anliegen ist die Errichtung gigantischer Teleskope auf der Rückseite des Mondes. Diese könnten uns Einblicke in die Geschichte des Universums ermöglichen, so der Astrom, die von irdischen Teleskopen oder auch den leistungsfähigen Teleskopen, die wir ins Weltall geschickt haben, nicht möglich seien.

    Später sollten auch Menschen den Mars besiedeln, aber derzeit liege eine siebenmonatige Reise zum Mars mit einer anschließenden Rückkehr zur Erde „noch außerhalb der Kapazitäten der bemannten Raumfahrt“. Die Erkundung des Mars mit benannten Raumfahrzeugen liege „in weiter Ferne“ und werde noch Jahrzehnte dauern.

    Ziel: Die Besiedlung des Mars

    Das sieht Robert Zubrin in seinem soeben erschienenen Buch „The New World an Mars. What We Can Create in the Red Planet“ anders. Zubrin ist der Gründer der Mars Society und hat Elon Musk maßgeblich beeinflusst, dessen Ziel es ist, den Mars zu besiedeln.

    Der Mars, so Zubrin, biete im Vergleich zum Mond viele Vorteile, in ferner Zukunft könne man ihn durch einen Prozess des „Terraforming“ sogar zu einer zweiten Erde machen, was auf dem Mond nicht möglich sei. „Der Mars ist mit allen Ressourcen ausgestattet, die nicht nur das Leben, sondern auch die Entwicklung einer technologischen Zivilisation ermöglichen. Im Gegensatz zum Wüstenmond der Erde besitzt der Mars Ozeane aus Wasser in Form von riesigen Gletschern und Eisschilden, die in Form von Permafrost in den Boden eingefroren sind. Außerdem verfügt er über riesige Mengen an Kohlenstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, die für diejenigen, die klug genug sind, sie zu nutzen, leicht zugänglich sind... Praktisch jedes Element, das für die Industrie von Bedeutung ist, ist auf dem Roten Planeten bekannt.“

    Der Mars sei also im Hinblick auf die dort vorhandenen Rohstoffe und Mineralien dem Mond weit überlegen, auch könne man dort mehr Wasser als auf dem Mond gewinnen.

    Wettlauf zwischen Elon Musk und den Chinesen

    Was die Möglichkeiten, zum Mars zu gelangen anlangt, ist Zubrin wesentlich optimistischer als Silk. Mit dem gigantischen Starship von Elon Musk gebe es heute die technischen Möglichkeiten, direkt zum Mars zu gelangen – man müsse nicht den Umweg über den Mond nehmen. Auch Zubrin kennt natürlich die Gefahren von kosmischer Strahlung auf dem langen Weg zum Mars und die gesundheitlichen Probleme (etwa Knochenabbau) durch die lange Reise zum Mars. Er hält diese Probleme jedoch für lösbar, teilweise werde das gesundheitliche Risiko durch die Strahlung auch übertrieben.

    Die ersten Marsmissionen, so Zubrin, würden wohl staatlich finanziert werden, aber eine Kolonisierung des Planeten sei nicht mit staatlichen Mitteln möglich, sondern nur mit privatwirtschaftlichen Konzepten. Die Mars-Kolonie könne ihre eigenen Vorteile ausspielen, z.B. die, dass es sehr viel einfacher und billiger ist, die rohstoffreichen Asteroiden zwischen Erde und Mars vom Mars aus anzufliegen und auszubeuten. Zubrin meint auch, dass die schwierigen Lebensbedingungen auf dem Mars, der permanente Zwang, neue Problemlösungen zu finden zu einem innovativen Schub führen würde, von dem am Schluss auch die Wirtschaft auf der Erde profitieren würde.

    Einig sind sich Autoren wie Silk und Zubrin darin, dass die Menschheit vor dem nächsten großen Schritt steht, nämlich andere Himmelskörper zu besiedeln. Der Unterschied zwischen beiden ist lediglich, dass Silk die Priorität zunächst auf dem Mond sieht, während Zubrin den nächsten Schritt in einer Mission zum Mars sieht. Im Rahmen des Artemis-Programms der NASA, das die Errichtung einer permanenten Station auf dem Mond vorsieht, wird es wohl in diesem Jahrzehnt die nächste Landung von Menschen auf dem Mond geben. Doch auch Elon Musk hat einen ehrgeizigen Zeitplan und möchte noch in diesem Jahrzehnt die ersten Menschen zum Mars schicken.

    Es wird einen Wettlauf geben, der aus heutiger Sicht wahrscheinlich zwischen dem Unternehmen Space X von Elon Musk auf der einen Seite und den Chinesen andererseits entschieden wird. Auch die Chinesen haben ambitionierte Pläne und wollen in diesem Jahrzehnt Menschen zum Mond schicken und im nächsten zum Mars. Eines haben alle Pläne gemeinsam: Dieses Mal geht es nicht darum, eine Fahne in den Boden zu stecken und sich dann die nächsten Jahrzehnte an dem Erfolg zu freuen, sondern es geht um die Errichtung permanenter Basen auf dem Mond und dem Mars und auch darum, beide Himmelskörper wirtschaftlich zu nutzen.

    Noch ein Hinweis: Wer das Buch von Silk lesen will, sollte sich die englische Originalausgabe besorgen. Die Übersetzung ist ungewöhnlich schlecht. Das bessere von beiden Büchern ist aber das von Zubrin über den Mars. Eine deutsche Übersetzung wäre sehr wünschenswert (aber diesmal von einem Übersetzer, der besser im Thema ist).

     


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Der nächste große Schritt für die Menschheit: Mond oder Mars? Joseph Silk ist kein Fantast oder Science Fiction-Autor, sondern promovierte an der Harvard-University in Astronomie und lehrte Astrophysik und Kosmologie an der Oxford-University. Doch was er in seinem Buch „Zurück zum Mond. Der nächste große Schritt für die Menschheit“ schreibt, mutet für viele Menschen sicherlich wie Fantasterei an: Menschen sollen auf dem Mond siedeln und dort ganze Städte bilden.