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    Das hat uns Schweden voraus

    Wie funktioniert Schwedens Aktienrente? In einer Artikelreihe setzen wir uns mit den Aktien- und Fondssparlösungen – gesetzlich oder privat – verschiedener Länder auseinander.

    Vorsorgedepot - Das hat uns Schweden voraus

    Bei dem Diskurs um das geplante Vorsorgedepot für die deutsche Privatrente werden häufig die skandinavischen Modelle – und insbesondere das schwedische – als Vorbild für eine erfolgreiche Aktienrente herangezogen. Aber wie genau funktioniert die schwedische Aktienrente? 

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    Premiepension – die schwedische Aktienrente 

    2001 führte Schweden mit der „Premiepension“ eine kapitalmarktfinanzierte Aktienrente ein, die als Ergänzung der klassischen staatlichen Umlagefinanzierung fungiert. Während in Deutschland 18,6 Prozent des Bruttogehalts der Arbeitnehmenden in die umlagefinanzierte Rente fließen, sind es in Schweden etwa 16 Prozent. Hinzu kommen 2,5 Prozent, welche in Investmentfonds investiert werden.  

    Die Arbeitnehmerinnen und -nehmer können selbst aussuchen, in welche Fonds sie ihren Anteil investieren wollen. Sie können dabei auf einen Pool von rund 800 zugelassenen Fonds verschiedener Risikoprofile zurückgreifen und den Anteil auf maximal fünf dieser Fonds verteilen. Verzichtet man auf eine aktive Auswahl, fließen die 2,5 Prozent automatisch in einen schwedischen Staatsfonds, den sogenannten AP7.  

    AP7: Standardlösung des schwedischen Staats 

    Im Grunde besteht der AP7 aus zwei Fonds: dem AP7 Aktienfonds (AP7 Aktiefond, ISIN: SE0003299999) und dem AP7 Rentenfonds (AP7 Räntefond, ISIN: SE0003299981). Ersterer ist die offensive Variante: Etwa 96 Prozent des Fondsvermögens werden weltweit in Aktien investiert – etwa 3.000 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen. Die übrigen vier Prozent werden in Private Equity investiert. Der AP7 Rentenfonds ist, wie der Name schon sagt, konservativ ausgerichtet und investiert in festverzinsliche Wertpapiere. 

    Basierend auf den beiden Fonds AP7 Aktienfonds und AP7 Rentenfonds bietet Schweden den Rentensparerinnen und -sparern insgesamt sechs Investitionsprodukte – die Standardlösung, wenn keine aktive Auswahl getroffen wird, ist der AP7 Såfa (Statens årskulls förvaltningsalternativ, zu Deutsch sinngemäß: Staatliche Verwaltungsoption für Jahrgangsfonds).  

    Die Besonderheit des AP7 Såfa: Je nach Alter der oder des Rentensparenden wird die Verteilung auf die den AP7 Aktienfonds und den AP7 Rentenfonds angepasst. So wird bis zum 55 Lebensjahr ausschließlich in das offensive Produkt investiert, später nimmt der Anteil des Fixed Income Fund sukzessive zu. So fließen ab einem Alter von 61 Jahren 20 Prozent in das konservative Produkt, ab einem Alter von 70 Jahren sind es bereits 50 Prozent.  

    2023 konnte der Fonds mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.100 Milliarden SEK und mehr als 5,5 Millionen Sparer aufwarten. Zur Einordnung: Die Gesamtbevölkerung Schwedens betrug – inklusive Kinder und Jugendliche – 2023 etwa 10,55 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Auch die Performance kann sich sehen lassen: Über die vergangenen fünf Jahre konnte der AP7 Aktienfonds um durchschnittlich 14,49 Prozent p. a. zulegen.  

    Vorteile und Chancen, Nachteile und Risiken 

    Anders als die umlagefinanzierte klassische Altersvorsorge hängt die kapitalmarktgedeckte Aktienrente nicht von der demografischen Entwicklung ab. Zudem haben Investitionen in den Aktienmarkt das Potenzial einer sehr attraktiven Wertentwicklung. Kritiker bemängeln häufig das Schwankungsrisiko – schaut man sich jedoch die Entwicklung der Aktienmärkte an, so zeigt sich, dass diese in der Vergangenheit – über einen längeren Zeitraum betrachtet –zuverlässig steigen. Da das Rentensparen langfristig ausgelegt ist, fallen also auch Einbrüche nicht stark ins Gewicht.  

    Zudem erlaubt die Aktienrente der schwedischen Bevölkerung eine größere Kontrolle über die individuelle Altersvorsorge. Dass ein so großer Teil der Rentensparenden in den AP7 Såfa investiert ist, könnte allerdings auch dafür sprechen, dass viele Schweden nicht die Möglichkeit wahrnehmen, aktiv an ihrer Altersvorsorge mitzuwirken, sondern sich passiv für die Standardlösung entscheiden.  

    Doch auch ohne aktive Entscheidung der Bevölkerung hat die gesetzlich festgelegte Partizipation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Aktienmarkt einen entscheidenden Vorteil: Je größer und breiter gestreut die Beteiligung, desto stabiler ist das System.  

    Bei einer Beitragsgrenze von 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens gibt es noch Luft nach oben. Seit 2015 gibt es in Schweden keine speziellen steuerlichen Anreize für die private Altersvorsorge mehr. Allerdings gibt es das sogenannte Investeringssparkonto (ISK-Konto): Über dieses Depot können Aktien, ETFs und Investmentfonds gehandelt werden, ohne dass auf die Kursgewinne eine Kapitalsteuer erhoben wird. Stattdessen wird es mit einem fiktiven Zinssatz besteuert. Dieser errechnet sich aus dem Satz der schwedischen Staatsanleihe plus ein Prozent. Solange also die Performance des Portfolios im ISK-Konto über diesem fiktiven Zinssatz liegt, lohnt sich eine solche Anlage steuerlich.  

    Fazit: Spannendes Modell mit Luft nach oben 

    Schwedens Aktienrente ist ein vielversprechendes Modell, das die klassischen umlagefinanzierten Rentensysteme sinnvoll ergänzt. Durch die langfristigen Investitionen in den Kapitalmarkt haben die schwedischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Chance, von den Erträgen der globalen Wirtschaft zu profitieren und gleichzeitig ihre Altersvorsorge breiter zu diversifizieren. Der Erfolg des AP7 Såfa zeigt, dass der Staat eine gute Lösung für diejenigen bietet, die sich nicht aktiv mit ihren Investments auseinandersetzen möchten. 

    Dennoch bleibt Verbesserungspotenzial. Die Beitragsgrenze von 2,5 Prozent lässt Raum für eine Ausweitung des Modells, um das Renteneinkommen weiter zu stärken. Zudem könnten zusätzliche steuerliche Anreize die Attraktivität der privaten Altersvorsorge noch weiter erhöhen. So könnte Schweden seinen Weg in eine zukunftssichere Altersversorgung weiter festigen und gleichzeitig noch mehr Menschen dazu ermutigen, aktiv an ihrer finanziellen Zukunft zu arbeiten. 

    Autorin: Kerstin Krüsemann


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