Die Krypto-Kolumne

    9053 Aufrufe 9053 0 Kommentare 0 Kommentare

    Bitcoin unter Druck: Bringt Nvidia die Finanzmärkte jetzt zu Fall?

    Der Bitcoin steht weiter unter Druck und notiert nun unter der Marke von 57.000 US-Dollar und damit unter dem Seitwärtstrendkanal zwischen 57.000 und 71.500 US-Dollar, in dem er sich seit dem Ausbruch im Februar befand.

    Für Sie zusammengefasst
    Die Krypto-Kolumne - Bitcoin unter Druck: Bringt Nvidia die Finanzmärkte jetzt zu Fall?

    Damit setzt er seinen Abwärtstrend seit dem Erreichen eines neuen Allzeithochs im März fort. Als nächste maßgebliche Chart-Unterstützung rückt damit der 50-Wochentrend auf dem Niveau von 53.000 Dollar in den Fokus, sollte die Korrektur weiterhin anhalten. Saisonal betrachtet ist der Bitcoin-Kurs nun mit dem Übergang in den September in seine schwierigste Markt-Phase eingetreten.

    Blick auf die Saisonalität

    Der August war mit einem Minus von 8,6 Prozent der zweitschwächste Monat für Bitcoin in diesem Jahr, nach einem Verlust von über 14 Prozent im April. Doch die größte Herausforderung mit Blick auf die Saisonalität dürfte noch bevorstehen, denn der September ist historisch gesehen mit einem durchschnittlichen Minus von bisher 4,78 Prozent der mit Abstand schwächste Monat eines Jahres für die Bitcoin-Preisentwicklung. Neben der saisonal immer wieder beobachtbaren Schwäche im Zeitraum August bis September kommt in diesem Jahr die wiederkehrende Schwächephase nach einem Halving hinzu, die sich bisher nach jedem Halving ausgespielt hat und im Schnitt 5-6 Monate angedauert hat.

    Das eröffnet die Möglichkeit einer Trendumkehr im Oktober, was ebenfalls in die normale Saisonalität von Bitcoin hineinpassen würde, da das vierte Quartal eines Jahres historisch gesehen oft das stärkste ist und der Oktober die nächste bullische Phase – mit lediglich zwei Ausnahmen seit 2013 – stets eröffnet hat.

    Carry-Trade-Auflösung wieder ein Thema?

    Die aktuelle Bitcoin-Kursschwäche geht einher mit einem Beben an den Gesamtmärkten, da Nvidia, der Highflyer der letzten Monate und maßgebliches Spielinstrument des KI-Hypes an der Börse, im Dienstagshandel über 360 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung verloren hat (wenn man das After-Hours-Trading mit dazu rechnet) und einen Großteil des Tech-Sektors mit in die Tiefe gerissen hat. Dies war der größte eintägige Verlust an Marktkapitalisierung einer Aktie in der Geschichte und lässt nun die Angst wiederkehren, dass die KI-Blase im Platzen begriffen ist, ihres Zeichens das Haupt-Narrativ dieses Bullruns seit 2023.

    Ein wichtiges Puzzle-Teil bei dieser Korrektur dürfte einmal mehr der japanische Yen sein. Die Bank of Japan hat zuletzt wieder auf weitere Zinserhöhungen hingedeutet. In einem Dokument, das einem von dem scheidenden Premierminister Fumio Kishida geleiteten Regierungsausschuss vorgelegt wurde, erläuterte der Gouverneur der BoJ, Kazuo Ueda, die geldpolitische Entscheidung der Zentralbank im Juli und bekräftigte, dass die Zentralbank die Zinsen weiter anheben werde, wenn sich die Wirtschaft und die Preise wie erwartet entwickeln. Der Yen hat daraufhin seit Dienstag gegenüber dem Dollar wieder aufgewertet und triggert potenziell eine weitere Auflösung des Yen Carry Trades, was letzten Endes zu deutlichen Abverkäufen von US-Vermögenswerten führt (eine Erklärung zum Yen Carry Trade finden Sie in einer meiner vergangenen Kolumnen).

    Die Nvidia-Aktie als Best-Performer der letzten Monate dürfte im Zentrum des Yen Carry Trades gestanden haben und damit auch am deutlichsten unter entsprechend ausgelösten Abverkäufen leiden. Die extreme Konzentration des Kapitals an den Finanzmärkten in dieser Aktie macht Nvidia mittlerweile zu einem erheblichen Risiko-Faktor, da Bewegung in diesem einen Wert den Gesamtmarkt massiv beeinflussen und durchaus eine Kettenreaktion auslösen können.

    Wie geht es weiter?

    Die unmittelbaren Turbulenzen bleiben ein unberechenbarer Faktor, der im Eskalationsfall wahrscheinlich mit direkten geldpolitischen Maßnahmen beantwortet werden dürfte. Mittelfristig werden die weiteren US-Wirtschaftsdaten und der Fahrplan der US-Notenbank Federal Reserve jedoch relevant für die weitere Richtung der Märkte sein. Entscheidend werden nun die Anzahl und die Höhe der Zinssenkungen. Eine Senkung um 0,5 Prozent könnte im schlimmsten Fall sogar bärisch wirken, da der Markt dies als Sorge der Fed vor einer zu großen wirtschaftlichen Schwäche interpretieren könnte. Andererseits könnte die überraschend deutlich kommunizierte Kehrtwende der Fed noch zum Fallstrick werden, sollten die nächsten Wirtschaftsdaten positiver ausfallen als gedacht und die Fed sich dadurch gezwungen sehen, in Sachen Zinssenkungen doch noch auf die Bremse zu treten. Das bullischste Szenario für die Märkte wäre wahrscheinlich ein Fahrplan von drei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozent bis Jahresende, da dies den Erwartungen entsprechen und die Liquiditätsbedingungen verbessern würde.

    Das US-Wirtschaftswachstum für das zweite Quartal 2024 ist mit 3 Prozent höher ausgefallen als die vom Markt erwarteten 2,8% und impliziert damit insgesamt noch keine signifikante Abkühlung der Wirtschaft. In dieser Woche kommen mit der Veröffentlichung des ISM Manufacturing PMI-Berichts für August, der die Geschäftsbedingungen im verarbeitenden Gewerbe widerspiegelt, sowie der Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen und Anzahl neuer Stellenschaffungen weitere wichtige Wirtschaftsdaten hinzu.

    Damit bleiben für September einige Unsicherheiten bestehen, bis die Zinssenkungsphase der Fed wirklich eingetroffen ist. Langfristig bleibt die fundamentale Lage jedoch sehr vielversprechend, da einige Faktoren für eine massive Ausweitung der Liquidität sprechen: Weltweit bewegen Zentralbanken sich bereits in die nächste geldpolitische Lockerungsphase. In den USA bewegen sich nun wieder sowohl die Fiskal-Politik der Regierung als auch die Geldpolitik der Fed zurück in eine Lockerung, nachdem sie in den letzten zwei Jahren konträr gewirkt haben. Das setzt den Grundstein für eine massive weitere Ausweitung der Liquidität und liefert damit das Schießpulver dafür, dass dieser Bullrun weitergehen kann.

    Ein Blick auf die globale Geldmenge M2 (blau) zeigt, dass bereits ein Makro-Ausbruch stattgefunden hat und der globale Liquiditätszyklus sich in seiner nächsten Aufwärtsphase befindet. In der Vergangenheit hat dies stets bedeutet, dass der Bitcoin-Preis mit einiger Verzögerung ebenfalls folgen wird.

    Autor: Alexander Mayer, decentralist

    Die invertierte Zinskurve schreit seit geraumer Zeit eine deutliche Rezessions-Warnung. Warum die Daten mittlerweile verzerrt sind und Anleger bei ihrer Investment-Entscheidung in die Irre führen könnten, erfahren Sie in der neuen Video-Ausgabe von decentralist.

    Alexander Mayer ist seit 2019 als Journalist an den Finanzmärkten tätig und seit 2017 als Investor im Krypto-Sektor unterwegs. Auf seinem Blog decentralist blickt er mit einem makroökonomischen Fokus auf die Krypto-Märkte. 

    BTC zu USD wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -0,85 % und einem Kurs von 57.167$ auf CryptoCompare Index (04. September 2024, 16:48 Uhr) gehandelt.




    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    1 im Artikel enthaltener WertIm Artikel enthaltene Werte

    Die Krypto-Kolumne Bitcoin unter Druck: Bringt Nvidia die Finanzmärkte jetzt zu Fall? Der Bitcoin steht weiter unter Druck und notiert nun unter der Marke von 57.000 US-Dollar und damit unter dem Seitwärtstrendkanal zwischen 57.000 und 71.500 US-Dollar, in dem er sich seit dem Ausbruch im Februar befand.