Passives Einkommen
Petrobras: Eine Dividendenrendite von 17,8% – für Anleger mit starken Nerven
An einer möglichst hohen Dividende hat bei Petrobras auch der Staat ein großes Interesse. Zu wichtig sind die Auschüttungen für den Haushalt. Aber so einfach ist die Sache nicht.
- Hohe Dividendenrendite von 17,8% bei Petrobras.
- Staatliche Einmischung beeinflusst Dividendenpolitik.
- Potenzial für Sonderdividenden bleibt bestehen.
- Report: Sondersituation: Vervielfachungschance bei diesen Goldaktien
Im heutigen Dividenden-Radar wollen wir uns mit einer Aktie beschäftigen, die in diesem Jahr für einige Schlagzeilen gesorgt hat – und nicht immer positive. Gemeint ist Petroleo Brasileiro, kurz Petrobras. Wer auf der Suche nach einem möglichst lukrativen Dividendeninvestment ist, landet schnell bei dem brasilianischen Ölkonzern, denn das Unternehmen punktet mit einer außergewöhnlich hohen Dividendenrendite, die aktuell bei 17,8 Prozent liegt. Das ist fast das Dreifache dessen, was Scotiabank, die Aktie aus dem Dividenden-Radar der vergangenen Woche, zu bieten hat. Obwohl die Bank in ihrer Branche zu den lukrativsten Dividendenaktien zählt.
Petrobras ist ein Energieunternehmen, das in allen Bereichen der Energieerzeugung tätig ist, von der Exploration und Produktion bis hin zur Raffination und zum Handel mit Öl und Gas. Das Unternehmen betreibt auch Pipelines, Öltanker und Terminals und ist in der Petrochemie und der Entwicklung neuer Technologien aktiv. Darüber hinaus fördert Petrobras Biokraftstoffe und erneuerbare Energien wie Biodiesel, Ethanol und Windenergie.
Die hohe Dividendenrendite, die das Unternehmen bietet, geht aber auch mit einem gewissen Risiko einher. Vor allem, weil der brasilianische Staat Mehrheitseigner des Konzern ist und sich auch sehr gerne in die Unternehmenspolitik einmischt. Wer bei seinem Dividendeninvestment auf mehr auf Stabilität und Verlässlichkeit setzen möchte, der könnte die Exxon-Aktie in Erwägung ziehen. Diese wurde vor drei Wochen im Dividenden-Radar näher beleuchtet und könnte je nach individuellen Zielen und Risikobereitschaft eine interessante Option darstellen. Der US-Energieriese steigert seit 41 Jahren verlässlich seine Ausschüttungen und wird dies auf absehbare Zeit sicherlich beibehalten.
Bei Petrobras hingegen können sich Anlegerinnen und Anleger eher auf eine Berg- und Talfahrt gefasst machen. Dafür erhalten sie aber auch eine Rendite, die potenziell viermal so hoch ist wie bei den Texanern. Petrobras entscheidet von Quartal zu Quartal wie viel an die Aktionäre ausschüttet wird. Dabei gibt es eine Basis-Dividende, zu der häufig noch Sonderausschüttungen hinzukommen.
Und um diese Sonderdividenden entbrannte Anfang dieses Jahres ein heftiger Streit zwischen Konzernspitze und brasilianischer Regierung, der letztendlich darin mündete, dass CEO Jean Paul Prates den Hut nehmen musste. Genau dieser Zwiespalt zwischen politischen Interessen des Mehrheitsaktionärs und den unternehmerischen Schwerpunkten ist der Knackpunkt bei Petrobras.
Auf der einen Seite nimmt die Dividende von Petrobras eine enorm wichtige Rolle für die Staatsfinanzen Brasiliens ein. Sie sollte also im Interesse der Regierung so hoch wie möglich sein. Auf der anderen Seite soll der Konzern auf Wunsch von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva aber auch Arbeitsplätze schaffen und durch höhere Investitionen die Wirtschaft des Landes ankurbeln.Zum Streit kam es Anfang des Jahres, als Prates eigentlich die Hälfte des Betrages, der für die Sonderdividende beiseite gelegt worden war, an die Aktionäre auszahlen wollte. Die Board-Mitglieder, die die Interessen der Regierung vertreten, stimmten dagegen und schließlich schalteten sich sogar Lula selbst und Energieminister Alexandre Silveira ein und stoppten die Sonderausschüttung.
Die brasilianische Regierung will die Satzung des Unternehmens ändern, wo festgesetzt ist, dass die Rücklagen an die Aktionäre gezahlt werden sollen, berichtete Reuters unter Berufung auf informierte Kreise zu der Zeit. Stattdessen sollen die Mittel auch reinvestiert werden können, hieß es. Aktionäre zeigten sich von diesen Aussichten allerdings wenig begeistert und schickten die Aktie auf eine Talfahrt. Den Meinungsverschiedenheiten fiel auch Konzernchef Prates zum Opfer, der von Lula schließlich durch Magda Chambriard ersetzt wurde.
Neue Besen...
Chambriard setzte durch, dass zumindest ein Teil der Rückstellungen für Sonderdividenden an die Aktionäre ausgeschüttet wurde. Gleichzeitig gingen an den Staat 11,9 Milliarden brasilianische Reais (1,93 Milliarden Euro) an Steuerzahlungen. Sie sollen der Regierung dabei helfen, den Haushalt auszugleichen, da Lula nach neuen Einnahmequellen sucht, um die Ziele für dieses Jahr und 2025 zu erreichen. Für Petrobras bedeutete diese Einigung, dass der Konzern im zweiten Quartal erstmals seit 2020 einen Verlust einfuhr. Es handelt sich jedoch um einen einmaligen Verlust und der Steuerstreit mit der Regierung und damit vom Tisch.
Im Großen und Ganzen ist klar, dass Petrobras trotz aller staatlicher Einmischung ein sehr profitabler Konzern ist. Bei Produktionskosten von etwa 35 US-Dollar pro Barrel würde das Unternehmen sogar noch Gewinne einfahren, wenn sich der Ölpreis halbieren würde. Und mit der neuen Chefin kommen erste zaghafte Andeutungen, dass die 15,5 Milliarden Reais (2,5 Milliarden Euro), die noch im Sonderdividenden-Fonds des Unternehmens stecken, vielleicht doch noch an die Aktionäre ausgeschüttet werden könnten.
Kommt doch noch eine Sonderdividende?
Sollte sich die "Gelegenheit" für Sonderausschüttungen ergeben, sei das Unternehmen offen dafür, erklärte Finanzvorstand Fernando Melgarejo in einer Telefonkonferenz mit Investoren am 9. August. Jede Entscheidung über eine außerordentliche Ausschüttung hänge von den Liquiditätsbedingungen und der künftigen Fähigkeit zur Cash-Generierung ab, sagte Melgarejo und fügte hinzu, dass "eine außerordentliche Dividendenzahlung im Jahr 2024 nicht ausgeschlossen" sei.
Ob dieser Umschwung nun daran liegt, dass die Regierung mit der milliardenschweren Steuerzahlung besänftigt wurde oder zurückgerudert ist, weil sie die Aktionäre nicht noch mehr vor den Kopf stoßen wollte, spielt für Investoren letztendlich keine große Rolle. Unterm Strich liegt die Dividendenrendite jetzt schon bei 15,8 Prozent und es besteht die Möglichkeit, dass die Ausschüttungen sogar noch aufgestockt werden.
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Potenzial
Auch die Experten sind mit Blick auf die Aussichten für die Aktie optimistisch. Die 14 von CNBC erfassten Analysten, die Petrobras beobachten, raten im Schnitt zum Kauf der Titel. Ihr mittleres Kursziel entspricht einem Aufwärtspotenzial von über 18 Prozent.
Laut Morgan Stanley könnten Anleger mit Petrobras eine Gesamtrendite von 60 Prozent erzielen, die sich aus einem Kursanstieg von rund 37 Prozent und einer Gesamtdividende von 23 Prozent zusammensetzt, die sich aus 16 Prozent regelmäßigen und 7 Prozent einmaligen Dividenden zusammensetzt. Analyst Bruno Montanari rechnet für die nächsten 12 Monate mit einem Kursanstieg von 39 Prozent. Die starke Cashflow-Generierung von Petrobras ermögliche hohe Dividendenausschüttungen und sei das Hauptargument für ein Investment. Trotzdem der Aktienkurs in diesem Jahr mehr oder weniger stagniert hat, bietet das Potenzial für zukünftige Dividendenzahlungen Anlegern attraktive Wachstumschancen.
Fazit
Petrobras bietet für passive Investoren eine interessante Dividendenchance, da das Unternehmen aktuell eine außergewöhnlich hohe Dividendenrendite von bis zu 17 Prozent bietet. Trotz der politischen Unsicherheiten durch den Einfluss der brasilianischen Regierung und den gelegentlichen Streitigkeiten über Dividendenzahlungen bleibt Petrobras ein äußerst profitabler Konzern mit einer starken Cashflow-Generierung. Für Anleger, die bereit sind, Schwankungen und potenzielle Eingriffe der Regierung in Kauf zu nehmen, könnte die Aktie durch ihre regelmäßigen - und die möglichen Sonderdividenden - attraktiv bleiben.
Allerdings sollten passive Investoren das Risiko staatlicher Einmischung nicht unterschätzen, da es bereits zu Spannungen zwischen Unternehmensführung und Regierung kam. Letztendlich hat jedoch auch der Staat ein großes Interesse daran, die Ausschüttungen hoch zu halten. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich das Unternehmen offen für zukünftige Sonderausschüttungen, und Analysten attestieren dem Unternehmen ein kräftiges Wachstumspotenzial. Diese Kombination aus hoher Dividendenrendite und langfristige Chancen könnte Petrobras zu einer verlockenden Wahl für Dividendenjäger machen, die nach hohen Erträgen suchen.
Passives Einkommen
Bei Petrobras kann die Berechnung, wie viel Geld Anleger auf den Tisch legen müssen, um mit der Aktie auf ein monatliches passives Einkommen von 1000 Euro zu kommen, nur eine Momentaufnahme sein und auch nur mit Blick auf die Ausschüttungen für die vergangenen 12 Monate erfolgen. Zu groß ist die Ungewissheit darüber, was der Energiekonzern an seine Aktionäre verteilt. In den vergangenen 12 Monaten wurden aber 6,683251 Reais (1,09 Euro) je Aktie an die Anteilseigner ausgeschüttet. Bei einem aktuellen Kurs von 37,55 Reais entspricht das einer Dividendenrendite von 17,8 Prozent.
Für passive Einnahmen in Höhe von 12.000 Euro im Jahr benötigen Investoren also etwa 11.010 Petrobras-Aktien, die aktuell 413.425,50 Reais kosten, was beim aktuellen Wechselkurs 67.181,64 Euro entspricht.
Leser, die häufiger beim Dividenden-Radar dabei sind, werden sofort merken, dass wir bislang sehr selten einen so niedrigen notwendigen Einsatz gesehen haben. Mithalten kann dabei lediglich noch die norwegische Reederei Hoegh Autoliners, die wir im Radar Anfang Juni behandelt haben, bei der es dank einer noch höheren Dividendenrendite lediglich rund 53.000 Euro waren. Bei der DWS waren es Anfang März etwa 74.500 Euro, allerdings nur dank der einmaligen Sonderdividende, die bereits ausgeschüttet wurde und sich nicht wiederholen wird. Bei Scotiabank im Radar der vergangenen Woche waren es etwa 192.000 Euro – für den Finanzdienstleister spricht allerdings, dass er seit 191 Jahren trotz Weltkriegen und Wirtschaftskrisen verlässlich Dividenden ausschüttet.
Übersicht zur Dividende von Petrobras*
Marktkapitalisierung: 516,5 Milliarden Reais (83,9 Milliarden Euro)
Dividende erhöht: 0 Jahre in Folge
Dividende nicht reduziert: 0 Jahre in Folge
Dividende kontinuierlich ausgeschüttet: 6 Jahre in Folge
Durchschnittliche Erhöhung der Dividende in 5 Jahren: 41% p.a. (in den Jahren 2014-2017 hat Petrobras keine Dividende ausgeschüttet)
Zeitplan
13.05.2024: Dividendenankündigung
11.06.2024: Stichtag (Record Date)
20.09.2024: Dividendenzahlung
* Quelle: Petrobras, wallstreetONLINE.
Kalenderjahr |
Dividendenrendite in % |
Dividende in brasilianischen Reais |
---|---|---|
2026e | 23,17e | 8,70e |
2025e | 22,66e | 8,51e |
2024e | 16,53e | 6,21e |
2023 | 18,55 | 7,23 |
2022 | 59,50 | 16,68 |
2021 | 20,26 | 6,22 |
2020 | 3,58 | 1,03 |
2019 | 1,57 | 0,50 |
2018 | 0,99 | 0,25 |
2017 | 0,00 | 0,00 |
* Quellen: Petrobras, FactSet, wallstreetONLINE.
Die optimale Dividendenstrategie
Eine optimale langfristige Dividendenstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter dem individuellen Risikoprofil, den Anlagezielen und der finanziellen Situation. Hier sind jedoch einige allgemeine Prinzipien, die empfohlen werden können:
Diversifikation: Investieren Sie in eine breite Palette von Unternehmen und Sektoren, um das Risiko zu streuen. Diversifikation kann helfen, das Portfoliorisiko zu mindern, da nicht alle Sektoren gleichzeitig von Marktschwankungen betroffen sind.
Qualitätsaktien wählen: Achten Sie auf Unternehmen mit einer starken Bilanz, stabilen Cashflows und einer Geschichte von zuverlässigen und wachsenden Ausschüttungen. Solche Unternehmen sind oft besser positioniert, um auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Dividenden zu zahlen.
Reinvestition von Dividenden: Das Reinvestieren von Dividenden kann das Wachstum des Portfolios beschleunigen. Durch den Zinseszinseffekt können reinvestierte Dividenden über die Zeit einen signifikanten Beitrag zum Gesamtertrag des Portfolios leisten.
Langfristige Perspektive: Dividendenstrategien sind oft langfristig ausgerichtet. Marktschwankungen sollten daher nicht zu überstürzten Entscheidungen führen. Geduld und Beständigkeit sind Schlüssel zum Erfolg.
Steuereffizienz berücksichtigen: Die steuerliche Behandlung von Dividenden kann je nach Land und individueller Situation variieren. Es ist wichtig, Steuereffekte in die Strategie einzubeziehen.
Überwachung und Anpassung des Portfolios: Portfolios sollten regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um sicherzustellen, dass es weiterhin den eigenen Anlagezielen entspricht und gut diversifiziert bleibt.
Bewertung: Achten Sie auf die Bewertung der Aktien. Hohe Dividendenrenditen sind nicht immer ein gutes Zeichen; sie können auch ein Hinweis auf Probleme im Unternehmen sein.
Verwendung von Dividendenfonds, -ETFs: Für Anleger, die nicht direkt einzelne Aktien auswählen möchten, können Dividendenfonds eine praktikable Alternative sein, da sie eine gute Möglichkeit zur Diversifikation bieten.
Fazit:
Dividendeninvestitionen können eine großartige Möglichkeit sein, ein passives Einkommen aufzubauen. Indem Sie sich auf Unternehmen mit stabiler Dividendenhistorie konzentrieren, können Sie Ihr Portfolio schrittweise ausbauen. Dabei ist natürlich immer zu beachten, dass Investitionen in Dividendenaktien – wie alle Investitionen – mit Risiken verbunden sind.
Weitere interessante Dividenden-Aktien befinden sich übrigens auch in der Dividenden-Watchlist unseres Börsenexperten Markus Weingran, dessen Börsenlounge sich täglich mit aktuellen Marktentwicklungen, Investitionstipps und Finanzthemen befasst.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
Disclaimer: Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.
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