Nächste Zinssenkung der EZB?
Gamechanger EZB & Fed: Versoger-Aktien auf dem Thron - Techwerte im Keller
Der September macht seinem Namen alle Ehre - die Indizes hängen im Keller. Der DAX ist mit einem neuen Allzeithoch in die letzte Woche gestartet und notiert jetzt rund 600 Punkte tiefer. Bringen EZB und Fed die Wende?
- DAX fällt über 600 Punkte nach Allzeithoch.
- US-Arbeitsmarktdaten enttäuschen, Zinssenkung erwartet.
- Anleger bevorzugen defensive Versorger über Tech-Werte.
- Report: Tenbagger-Chance mit der nächsten BioNTech
Der Wind hat gedreht. Seit Jerome Powell die erste Zinssenkung der amerikanischen Notenbank angekündigt hat, wartet der Markt auf gute Nachrichten aus der US-Wirtschaft. Die News, die zuletzt eher für schlechte Laune gesorgt haben, weil sie der Fed die Tür offen ließen, die Zinsen weiter hoch zu halten.
Aber eben diese Nachrichten brauchen Anleger jetzt. Sie wollen sehen, dass die Zinssenkung der US-Notenbank eher eine "normale" Kürzung ist, als die nächste Rettungsmission der amerikanischen Notenbank. Doch bislang blieben diese Nachrichten aus. Eher das Gegenteil war der Fall.
Erst steht im Beige Book: "Die Wirtschaftstätigkeit nahm in drei Bezirken leicht zu, während die Zahl der Bezirke, die eine stagnierende oder rückläufige Aktivität meldeten, von fünf im vorangegangenen Zeitraum auf neun im aktuellen Zeitraum anstieg", dann kam ein schlechter ADP-Bericht und der US-Arbeitsmarktbericht setzte dem ganzen noch die Krone auf.
Anfang August drückten die US-Arbeitsmarktdaten die Märkte in den Keller und das gleiche Spielchen sehen wir jetzt zu Beginn des Septembers. Erneut konnten die US-Arbeitsmarktdaten nicht die Erwartungen erfüllen.
Der Beschäftigungsbericht für August, der am Freitag veröffentlicht wurde, wirkte auf den ersten Blick enttäuschend und sorgte bei Händlern für Unmut, da er keine klare Aussage über den Zustand des Arbeitsmarktes zuließ. Mit 142.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen lag die Zahl unter den erwarteten 160.000, und die nach unten korrigierten Beschäftigungszahlen der Vormonate wurden als eher pessimistisch bewertet.
Trotzdem deuteten einige Analysten darauf hin, dass der sechsstellige positive Beschäftigungszuwachs sowie der leichte Rückgang der Arbeitslosenquote nicht mit einem besorgniserregenden Abschwung vereinbar seien. Die Ökonomen der Bank of America beschrieben den Bericht als "sanft, aber nicht schwach".
So schätzen die meisten Experten wohl die US-Arbeitsmarktdaten ein. Im Vorfeld wurde die Zahl von 140.000 ausgerufen. Unter dieser Marke würde die Fed hellhörig werden, flüsterte der Markt. Die Zahlen von Freitag blieben leicht drüber. Das hat dazu geführt, dass sich die Zahl der Experten, die mit einem großen Zinsschritt rechnen, halbiert hat, wie das Fed-Watch-Tool der Fed zeigt.
Ein kleiner Zinsschritt wäre für die Märkte auch deutlich freundlicher zu verdauen. Ein großer Zinsschritt würde die Antennen der Anleger wieder aufrichten und erneut Sorgen wecken, dass die Fed zu spät mit ihren Zinssenkungen beginnt. Daher habe ich schon in der vergangenen Woche dafür plädiert, dass die Fed nur mit einem kleinen Zinsschritt um die Ecke kommt. Dieser Wunsch scheint sich zu erfüllen und vom Zinsentscheid der Fed scheint keine große Gefahr mehr für die Märkte auszugehen.
Trotzdem sollten Anleger in den nächsten zwei Wochen das Risiko nicht unnötig hoch fahren und denn allgemeinen Trend an den Märkten beachten. Vergleicht man die ETFs auf den MSCI World Utilities und World Informations Technologies, dann ergibt sich ein klares Bild. Die Anleger bevorzugen defensive Versorger, die meist mit einer attraktiven Dividendenrendite aufwarten.
Was macht die EZB
Während bei der amerikanischen Notenbank nicht mehr viele Fragen offen sind, sieht es bei der EZB etwas anders aus. Die Inflationsentwicklung erfordere angesichts nominal hoher Stundenlöhne und gestiegenen Dienstleistungspreisen eigentlich ein Festhalten an hohen Zinsen, sagt Volkswirt Axel Angermann von Feri Economics.
Die anhaltende Schwäche der konjunkturellen Entwicklung im Euroraum könnte für eine Zinssenkung sprechen, um die Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik auf die Wirtschaft zu mildern. Im EZB-Rat gibt es Befürworter beider Ansätze, und es bleibt schwer vorherzusagen, welche Position sich letztlich durchsetzen wird und welche Seite Christine Lagarde vertreten wird. Für die Finanzmärkte und Unternehmen bringt diese Unsicherheit eine zusätzliche Herausforderung mit sich.
Trotzdem ist ein klarer Trend in den letzten Wochen festzustellen und der dürfte sich auch nicht ändern, bis die Notenbanken gesprochen haben. Versorger stehen in der Gunst der Anleger ganz weit oben und Technologiewerte haben einen ganz schweren Stand, da Anleger sich fragen: "Wie lange werden die Gewinne noch so sprudeln?" Das lässt sich klar erkennen, wenn man den MSCI Europe Utilities mit dem Pendant Information Technology Sector vergleicht.
Seit Freitag haben die Versorger die Technologiewerte überholt. Diese Tendenz lässt sich auch im DAX ablesen, wenn wir die Werte RWE, E.ON und Infineon seit Jahresanfang vergleichen.
Eine weitere Zinssenkung der EZB würde den Anlegern, die auf die Aktie von Vonovia setzen, auch gut in die Karten spielen. Die Aktie präsentiert sich seit Wochen in starker Verfassung. Während der DAX in der vergangenen Woche über drei Prozent verloren hat, legte Vonovia 1,5 Prozent zu. Innerhalb der vergangenen vier Wochen liegt das Plus sogar bei rund zehn Prozent.
Zu Wochenbeginn sehen wir im DAX erst einmal eine Gegenbewegung, bei der die Anleger die größten Kursverluste zur Schnäppchenjagd ausnutzen. Das Bild könnte sich aber schon Donnerstag wieder etwas ändern, wenn die EZB ihren Zinsentscheid verkündet. Sollte die EZB die Zinsen senken, dann dürfte sich der breite Markt erholen.
Anleger, die bei beiden Zinsentscheiden nicht komplett auf dem falschen Fuß erwischt werden möchten, die bleiben dem aktuell Trend treu und setzen auf Versorger- und Immobilienaktien. Beide Branchen dürften von Zinssenkung beflügelt werden und werden nicht so stark korrigieren wie Technologie-Aktie, wenn alles anders kommt als angenommen, was an der Börse nicht selten der Fall ist.
Und mit den beiden ETFs World und Europe auf Utilities fahren Sie die kommenden zwei Wochen wahrscheinlich auch deutlich sicherer. Zudem ist der Chartverlauf mehr als ansprechend.
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Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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