S&P 500 EPS-Prognosen sinken
Zweifel am Zinssenkungs-Effekt: Hat sich die Fed verpokert?
Während die EZB und andere Zentralbanken wie die Schweizerische Nationalbank, die Riksbank und die Bank of England bereits Zinsen gesenkt haben, zögert die Fed noch. Ein Fehler?
- EZB und andere senken Zinsen, Fed zögert weiter.
- Frühere Zinssenkungen schützten nicht vor Abschwächung.
- Unsicherheit an Märkten: Fed muss schnell handeln.
- Report: Sondersituation: Vervielfachungschance bei diesen Goldaktien
Diese Verzögerung könnte die Fed dazu zwingen, schneller und entschlossener zu handeln, um eine drohende Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums zu verhindern. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass frühe Zinssenkungen nicht zwangsläufig konjunkturelle Abschwächungen verhindern. Die europäische und kanadische Wirtschaft haben trotz Zinssenkungen im 2. Quartal ein verlangsamtes Wachstum verzeichnet. Experten wie Andrzej Szczepaniak von Nomura warnen, dass die Fed möglicherweise "noch mehr nachgeben muss", um das Wachstum zu stabilisieren.
Während die Schweiz und Schweden durch ihre Maßnahmen Währungsabwertungen in Kauf nahmen, hat der US-Dollar gegenüber anderen Währungen an Stärke gewonnen. Dies könnte sich jedoch schnell ändern, sollte die Fed aggressivere Schritte unternehmen, um das Wachstum zu stützen.
Analysten passen EPS-Schätzungen im Rahmen des Durchschnitts an
Analysten haben, so FactSet-Daten, ihre Schätzungen für das Ergebnis je Aktie (EPS) der Unternehmen im S&P 500 für das 3. Quartal 2024 schon mal angepasst. Zwischen Juni und August sank die Bottom-up-EPS-Schätzung um 2,8 Prozent, von 63,20 auf 61,44 US-Dollar. Dies entspricht den üblichen Rückgängen in den ersten 2 Monaten eines Quartals, die in den vergangenen 5 Jahren durchschnittlich 2,7 Prozent betrugen.
Der Rückgang der EPS-Schätzung für das 3. Quartal bewegt sich somit im Rahmen der historischen Spanne von -2,3 bis -3 Prozent. Dies signalisiert eine vorsichtige, aber nicht übermäßige Reaktion auf die Sorgen über eine mögliche Konjunkturabschwächung.
Große Unsicherheit an den Finanzmärkten
Die Erwartungen an Zinssenkungen haben die Anleihekurse in die Höhe getrieben, doch nicht alle Experten teilen diese Einschätzung. Jamie Patton von der TCW Group glaubt, dass die Fed "schneller und aggressiver" agieren muss, als es der Markt erwartet. Bob Michele von JPMorgan Asset Management hingegen sieht keinen Grund für überhastete Maßnahmen und setzt laut Bloomberg auf Unternehmensanleihen statt auf Staatsanleihen.
Die Sitzung der US-Notenbank am 18. September wird entscheidend sein. Der Markt rechnet mit einer Zinssenkung um mindestens einen Viertelprozentpunkt. Doch wie schnell die Fed handeln wird, bleibt offen. Derzeit zeigt sich die US-Wirtschaft widerstandsfähiger als viele erwartet hatten, doch das Risiko eines Rückschlags besteht weiterhin.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte