Holland verärgert China
ASML "kein Top-Pick" mehr: Es hagelt Downgrades!
Wall-Street-Banker werden zunehmend skeptisch gegenüber ASML. Sorgen um die Nachfrage dämpfen die Aussichten des niederländischen Unternehmens.
- Wall-Street-Banker senken Kursziele für ASML-Aktien.
- Geopolitische Spannungen dämpfen ASMLs Geschäftsaussichten.
- UBS erwartet Rückgang der Einnahmen aus China bis 2026.
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Die Investmentbank UBS senkte ihr Kursziel für ASML-Aktien von 1.050 Euro auf 900 Euro und stufte die Aktie auf neutral herab. Ein Kursziel, das immer noch deutlich über dem aktuellen Niveau liegt. Grund für die Anpassung sei ein erwartetes Maximum bei der Lithografie-Intensität, die ein wichtiger Kostenfaktor für Logik- und Speicherchips ist.
Morgan Stanley reduzierte das Kursziel auf 925 Euro und strich ASML aus ihrer "Top Pick"-Liste, während die Bank of America das Kursziel auf 1.064 Euro senkte. Jefferies hingegen bleibt optimistisch. Die Bank sieht in der aktuellen Schwäche der ASML-Aktie eine Kaufgelegenheit und geht davon aus, dass die GAA-Halbleiterarchitektur die Nachfrage nach den Lithografie-Anlagen von ASML kaum beeinträchtigen werde.
Trotz des starken Kursanstiegs von ASML durch den KI-Boom zu Jahresbeginn, hat das Unternehmen seit dem Hochpunkt im Juli knapp 30 Prozent seines Wertes eingebüßt.
Die Analysten von Morgan Stanley warnen vor überzogenen Erwartungen an den KI-Boom und sehen ASML als zyklischen Wachstumswert mit einer möglichen Bewertungsspitze.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Einführung der neuen High-NA-Lithografiemaschinen. Die Einführung könnte laut Morgan Stanley ungleichmäßig verlaufen, mit einem Höhepunkt der Nachfrage erst in den Jahren 2027-28. Auch die mögliche Wiederverwendung bestehender EUV-Anlagen anstatt neuer Käufe könnte die Nachfrage dämpfen, vor allem bei Speicherchip-Herstellern wie Samsung und SK Hynix.
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Hinzu kommt der geopolitische Druck
Während ASML den kurzfristigen Auswirkungen gelassen entgegenblickt, erwartet UBS einen Rückgang der Einnahmen aus China bis zum Jahr 2026. Peking zeigt sich verärgert über die Entscheidung der niederländischen Regierung, die Exportkontrollen für ASML-Chipfertigungsanlagen zu verschärfen. Laut einem Bericht von Reuters reagierte das chinesische Handelsministerium auf die neuen Exportlizenzanforderungen, die seit dem 7. September in Kraft sind.
Die niederländische Regierung hat angekündigt, dass ASML künftig Lizenzen für den Export seiner TWINSCAN NXT:1970i und 1980i DUV-Immersionslithographiesysteme direkt bei der niederländischen Regierung beantragen muss. Diese Entscheidung, so die niederländische Handelsministerin Reinette Klever, sei "eine Frage der nationalen Sicherheit". Somit werden die niederländischen Exportkontrollen an die strikte Politik der USA angeglichen.
China kritisiert diese Maßnahme scharf. "Die Vereinigten Staaten zwingen andere Länder, ihre Exportkontrollen für Halbleiter zu verschärfen, um ihre globale Hegemonie zu wahren. China lehnt dies kategorisch ab", erklärte das chinesische Handelsministerium. Das Reich der Mitte forderte die Niederlande auf, die Exportkontrollen nicht zu missbrauchen und die gemeinsamen Interessen beider Länder zu schützen, um die bilaterale Zusammenarbeit im Halbleitersektor nicht zu gefährden.
Die USA und ihre Verbündeten, darunter auch die Niederlande, haben in den vergangenen Jahren Chinas Zugang zu fortschrittlicher Halbleitertechnologie zunehmend eingeschränkt. Diese Technologie wird unter anderem zur Herstellung von KI-Produkten benötigt. China, das diese Maßnahmen als wirtschaftliche Aggression wertet, drohte bereits Japan mit Vergeltungsmaßnahmen, sollten weitere Beschränkungen für Chipherstellungsausrüstungen folgen.
ASML hat auf Druck der USA seine modernsten EUV-Systeme bisher nicht nach China exportiert. Analysten erwarten, dass das Unternehmen aufgrund der zunehmenden geopolitischen Spannungen weitere Einschränkungen seiner Geschäftstätigkeit in China hinnehmen muss.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
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