Raum für EZB-Zinssenkung?
Deutsche Inflation fällt auf Dreijahrestief – doch Restaurantpreise belasten
Die Teuerungsrate in Deutschland ist so niedrig wie seit drei Jahren nicht mehr und endlich unter dem EZB-Ziel. Sorgen bereiten allerdings die weiter steigenden Preise für Restaurantdienstleistungen und Versicherungen.
- Teuerungsrate in Deutschland auf 1,9% gesunken.
- Energiepreise gesenkt, Lebensmittelpreise steigen weiter.
- Kerninflation bei 2,8%, Dienstleistungen stark betroffen.
- Report: Sondersituation: Vervielfachungschance bei diesen Goldaktien
Die Inflationsrate in Deutschland ist im August 2024 auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren gefallen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag bestätigte. Demnach sank die jährliche Inflation von 2,3 Prozent im Juli auf 1,9 Prozent im August. Diese Entwicklung könnte der Europäischen Zentralbank (EZB) den Weg für Zinssenkungen ebnen.
Angetrieben wurde die niedrigere Teuerung maßgeblich durch sinkende Energiepreise, die um 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurückgingen. Es ist das erste Mal seit Juni 2021, dass die Inflationsrate unter 2 Prozent gefallen ist. Auf harmonisierter Basis, um den Vergleich mit anderen EU-Ländern zu ermöglichen, betrug die Inflationsrate 2 Prozent, deutlich unter dem Wert von 2,6 Prozent im Juli.
Der Rückgang der Energiepreise spielte eine zentrale Rolle bei der Abschwächung der Inflation. Kraftstoffe und Haushaltsenergie verbilligten sich deutlich, was den Verbraucherinnen und Verbrauchern etwas Erleichterung verschaffte.
Allerdings wird dieser positive Trend durch anhaltend steigende Lebensmittelpreise gedämpft. Die Nahrungsmittelpreise stiegen im August um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was den fünften monatlichen Anstieg in Folge markiert. Dies zeigt, dass trotz der Entspannung bei den Energiekosten die Lebenshaltungskosten in anderen Bereichen weiter steigen.
Dienstleistungen treiben Kerninflation
Während die allgemeine Inflation rückläufig ist, bleibt die sogenannte Kerninflation, die volatile Preise für Lebensmittel und Energie ausklammert, mit 2,8 Prozent weiterhin hoch. Dies deutet darauf hin, dass die Preissteigerungen in vielen anderen Sektoren, insbesondere im Dienstleistungsbereich, weiterhin eine Herausforderung darstellen.
Im August stiegen die Preise für Dienstleistungen um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit deutlich stärker als die Gesamtinflation. Besonders Versicherungen, soziale Dienstleistungen und Gaststättendienstleistungen verzeichneten hohe Preissteigerungen. Der anhaltende Druck in diesen Bereichen könnte die EZB dazu veranlassen, die möglichen Folgen von Zinssenkungen auf die Kerninflation genau abzuwägen.
Doch insgesamt deutet die rückläufige Gesamtinflation darauf hin, dass die Zentralbank mehr Spielraum hat, die Geldpolitik zu lockern, um das Wachstum zu stützen und die Konjunktur anzukurbeln. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Inflation weiter zurückgeht oder ob steigende Preise in Schlüsselbereichen wie Dienstleistungen und Lebensmitteln weiterhin Druck auf die Geldpolitik ausüben.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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