wO-Heimspiel
Office und Excel für den Bau: Nemetschek-Aktie mit 45-Prozent-Rallye
Auch an der Börse liegen die besten Chancen oft näher als gedacht und abseits des Mainstreams! Im wO-Heimspiel stellt die Redaktion ab sofort regelmäßig spannende Anlagechancen aus der Welt der deutschen Nebenwerte vor.
- Nemetschek stärkt SaaS-Geschäft durch GoCanvas-Übernahme.
- Umsatz aus Lizenz-Abos wächst um 73 Prozent im Q2.
- Analysten erwarten organisches Wachstum von 10-11 Prozent.
- Report: Sondersituation: Vervielfachungschance bei diesen Goldaktien
Der IT-Konzern Nemetschek bietet Software für die Baubranche an. Architekten, Ingenieure und Immobilienunternehmen nutzen die Tools der Münchener, um Projekte zu planen, Materialien zu vermessen und Abläufe zu digitalisieren.
Im Juli wurde die größte Übernahme der Unternehmensgeschichte abgeschlossen. Für 700 Millionen Euro übernimmt Nemetschek den US-Konzern GoCanvas, einen Anbieter für die papierlose Zusammenarbeit von Facharbeitern auf der Baustelle. Die Übernahme soll Nemetschek vor allem im schnell wachsenden SaaS (Software-as-a-Service)-Geschäft stärken. Im zweiten Quartal hat sich das Abo-Geschäft als Wachstumstreiber bewiesen, mit einem Umsatzplus von 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Aktie hat in den vergangenen 12 Monaten fast 45 Prozent zugelegt und notiert momentan bei rund 88 Euro. Die Mehrheit der Analysten rät aktuell zum Halten der Aktie.
Nemetschek im Überblick*:
Marktkapitalisierung: 10,13 Milliarden Euro
KGV: 57,1
Dividendenrendite: 0,61 Prozent
Durchschnittliches Kursziel: 91,30 Euro
Analysten-Empfehlungen: Kaufen (5), Halten (11), Verkaufen (3)
* Quelle: wallstreetONLINE, MarketScreener
UBS-Analyst Michael Briest sieht das Unternehmen auf einem vielversprechenden Pfad, insbesondere mit Blick auf die ambitionierten Ziele eines organischen Wachstums von 10-11 Prozent. Für das zweite Halbjahr erwartet Briest, dass Nemetschek dieses Ziel erreichen kann, angetrieben durch eine Beschleunigung des Wachstums im Bereich "Build" (31 Prozent des Umsatzes). Hier wird im vierten Quartal ein Anstieg von über 30 Prozent erwartet.
Im dritten Quartal könnte allerdings eine gewisse Abschwächung zu beobachten sein, bedingt durch anspruchsvolle Vergleichswerte im "Design"-Segment, das 50 Prozent des Umsatzes im vergangenen Jahr ausmachte. Im dritten Quartal 2023 wuchs dieses Segment noch um 15 Prozent. Ein Faktor, der diesen Bereich beeinflussen könnte, ist die Entscheidung der Tochtergesellschaft Allplan, den Verkauf von Lizenzen ohne Wartung einzustellen.
SaaS-Transformation beschleunigt sich
Besondere Hoffnungen setzen Analysten in die fortschreitende Umstellung auf Lizenzierungs- und SaaS-Modelle. Im zweiten Quartal wuchs der Umsatz aus Lizenz-Abos/SaaS um beeindruckende 73 Prozent, nach einem Zuwachs von 53 Prozent im ersten Quartal. Damit machen diese Einnahmen nun 55 Prozent des Gesamtumsatzes aus, verglichen mit 33 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Auch die Strategie für zukünftige Lizenzverkäufe entwickelt sich weiter. Die Unternehmenstochter Graphisoft plant, ab dem 1. Januar 2025 keine unbefristeten Lizenzen mehr an Neukunden zu verkaufen. Bei der Tochter Vectorworks ist seit Anfang 2024 (mit Ausnahme von Japan) vollständig auf ein Abonnementmodell umgestellt, und nur noch etwa 20 Prozent der Allplan-Lizenzen werden auf Dauerlizenzen ausgestellt.
GoCanvas-Akquisition und Auswirkungen auf die Prognosen
Die im Juli abgeschlossene Übernahme von GoCanvas für 700 Millionen Euro wird das Wachstum nach Schätzungen der UBS um etwa 3 Prozent steigern, jedoch die EBITDA-Margen um 1 Prozent Basispunkte im Jahr 2024 verwässern. Zudem wird ein einmaliger Abschlag auf abgegrenzte Einnahmen in Höhe von 8 Millionen Euro die Ergebnisse im ersten Halbjahr 2025 belasten.
Die Finanzierung der Akquisition erfolgte zu einem Zinssatz von fast 5 Prozent, was die Ergebnisse in diesem und im kommenden Jahr verwässern dürfte. Zum Ende des zweiten Quartals verfügte Nemetschek über 310 Millionen Euro an Barmitteln.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Redaktion
Die Nemetschek Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -0,11 % und einem Kurs von 88,05EUR auf Tradegate (10. September 2024, 15:39 Uhr) gehandelt.
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