Straßenkoeter schrieb 14.08.24, 22:59
Gestern fand die sehr spannende HV der Varengold in Hamburg statt. Ich möchte nur ein paar der wichtigsten Punkte hierzu mitteilen:
Die Erträge aus dem Zahlungsverkehr stammten zu 99% aus dem Geschäft mit dem Iran.
Ingesamt waren zu Beginn der Bafin Massnahme rund 590 Mio. € an Geldern (mit Iran-Bezug) blockiert (nicht gesperrt....die Kunden kam einfach nicht an deren Geld, solange der Sonderbeauftrage (KPMG) dieses nicht freigab).
Bis Ende 2023 wurde von diesem Geld wohl so gut wie nichts freigegeben. Aktuell sind noch rund 270 Mio. € blockiert. Also mehr als die Hälfte ist in der Zwischenzeit freigegeben.
Die Konten der institutionellen Kunden erhalten keine Zinsen. Die Zinsen, welche bei der EZB über Nacht liegen und Zinsertrag bringen werden nicht an den Kunden weitergereicht, sondern verbleiben bei der Bank. Bislang gäbe es nicht eine einzige Klage gegen die Bank auf Schadenersatz.
Im ersten Halbjahr wurde ein Zahlungsvolumen mit Iran Bezug von rund 600 Mio. € durchgeführt, was einen Provisions-Ertrag brachte von rund 1,9 Mio. €. Bislang seien 90 Transaktionen mit Iranbezug durch KPMG freigegeben worden.
Wann die Tätigkeit des Sonderbeauftragten beendet sein könne wisse man nicht. Das könne durchaus auch Jahre dauern. Jedenfalls so lange wie noch Altfälle nicht abgearbeitet seien (also noch Gelder freizugeben seien).
Bussgelder durch die Bafin wurden bislang nicht festgelegt. Die Sonderprüfung sollte laut Aussage bis Ende Juli abgeschlossen sein. Tatsächlich sei ein Ende noch immer nicht vorherzusagen. Derzeit ist das Prüfungsfeld Cum-Ex und ähnliche Konstruktionen noch in der Prüfung.
Was ich ziemlich krass fand, dass die Bafin eine US-amikanische Anwaltskanzlei beauftragte die Prüfungen bei der Varengold (auf deren Kosten natürlich; ca. 7 Mio. €) durchzuführen. Dabei soll die Anwaltskanzlei eine Reihe an Vorwürfen auch gegen den Vorstand gemacht haben. Auch auf Initiative des Aufsichtsrats wurden verschiedene Anwaltskanzleien (deutsche...letztlich unterliegt man deutschem und nicht US amerkanischem Recht) beauftragt, diese Vorwürfe zu entkräften. Die auf Forensik spezialisierte Kanzlei Polmann (?) konnte eine Hinweise einer Falschhandlung (Bereicherung, Informationsunterdrückung etc.) finden.
Bzgl. der Rückstellung für den Fall Caceis sagte Dr. Fuhrmann, dass man weiter davon ausginge, dass die Bank hier nicht in die Pflicht genommen werden könne. Einzig die Frage nach der Beschleunigung der Abschlussarbeiten und zu Testat über das Jahr 2022 führte zu der entsprechenden Rückstellung. Die Höhe der Rückstellung basiere auf die Erträge die im "Dunstkreis" der Varengold Bank entstanden seien und sei bei einem Worst Case Szenario als möglicher Schaden zu sehen.
Was den Stand Caceis angeht, so sei vor 6 Jahren eine Klage zugestellt worden und seitdem sei nichts mehr weiter passiert. Es gäbe auch keinen Zeitplan oder ähnliches. Nach Kenntnis des Vorstands seien auch die Klagen bislang nicht an alle Beteiligten zugestellt worden.
Der Vorstand machte darauf aufmerksam, dass keine Geschäftsfelder aufgegeben worden seien. Von den um die 350-400 Kunden im Bereich Iran Zahlungsverkehr habe man um die 300 gekündigt und konzentriere sich im Zukunft darauf mit etwa 50 Kunden das Geschäft weiter zu betreiben.
Zu 2023 wurde mitgeteilt, dass der Überschuss nach aktueller Kenntnis bei um die 22,4 Mio. € gelegen habe.
Zu Grover war zu hören, dass diese eine Kapitalerhöhung jüngst durchführten, welche den Wert des Varengold Anteils auf um die 15 Mio. € bemisst. Ursprünglich sei für diesen ein Betrag von 1,5 Mio. € gezahlt worden.
Zum ersten Halbjahr wurde auch etwas gesagt. Demnach läge das operative Ergebnis im ersten Halbjahr 2024 bei 13,3 Mio. € nach 18,3 Mio. €. Der Halbjahresüberschuss läge bei 6,85 Mio. € nach 11,6 Mio. €.
Der neue Wirtschaftsprüfer für das Jahr 2024 wird die PKF Wirtschaftsprüfer. Diese seien die einzigen gewesen, die Aufgrund einer Ausschreibung ein Angebot abgegeben hätten.
Was bemerkenswert war, dass trotz der erheblichen Reduzierung der Overnight Verzinsung bei der EZB, einmal durch sinkende Zinsen, dann aber auch durch das erhebliche abschmelzen der blockierten Kundengelder (die ja bei der EZB geparkt sind), sowie er massiven Reduzierung der Provisionseinnahmen der Vorstand von einer hohen Planungssicherheit ausgeht was die Ertragserwartung für die kommenden 3 Jahre angeht. Demnach soll die Bank zwischen 8Mio. € und 13 Mio. € jährlich verdienen.
Meine Einschätzung ist, dass bei der Varengold Bank weiterhin mit Schicks gerechnet werden kann. Auf der anderen Seite, sollte die Bank die gemachten Prognosen umsetzen können die Bank auf Sicht von 2 bis 3 Jahren ein solides Investment ausgestattet mit einer attraktiven Dividende werden könnte.
Die HV-Präsenz lag bei etwa 44,4%.
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