Was ist da los?
Ölpreis sackt deutlich ab, Brent erstmals seit 2021 unter 70 US-Dollar
Die OPEC+ hat ihre Nachfrageprognosen für Rohöl gesenkt und den Preis für das Schwarze Gold dadurch auf Talfahrt geschickt. Hurrikan Francine bringt kurzfristig etwas Erholung, langfristig sieht es aber düster aus.
- OPEC+ senkt Nachfrageprognosen, Ölpreise fallen stark.
- Hurrikan Francine könnte kurzfristig Preise stützen.
- Schwache Preise entlasten Inflation, Zinssenkungen möglich.
- Report: Nach der Korrektur – 3 Kupferproduzenten für das Comeback
Die Ölpreise sind deutlich abgesackt, nachdem die OPEC+ am Dienstag ihre Prognose für die Nachfrage in diesem Jahr und dem nächsten gesenkt hat. In der Folge brachen die Preist sowohl für die Öl-Benchmark Brent als auch für die US-Sorte WTI deutlich ein, wobei der Brentpreis erstmals seit Dezember 2021 unter der Marke von 70 US-Dollar je Barrel schloss.
Das Ölkartell geht davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage im Jahr 2024 um 2,03 Millionen Barrel pro Tag (bpd) steigen wird, während sie im letzten Monat noch ein Wachstum von 2,11 Millionen bpd prognostiziert hatte. Es ist das erste Mal seit Juli 2023, dass die OPEC ihre Prognosen anpasst. Für das nächste Jahr sieht die OPEC nur noch einen Zuwachs von 1,74 Millionen bpd, verglichen mit zuvor 1,78 Millionen bpd.
Die Nachfrageprognose wurde nach unten korrigiert, da die OPEC+ mit schwächerem Wachstum in den USA und China rechnet. Besonders die wirtschaftlichen Probleme Chinas, das mit einer Immobilienkrise kämpft und zunehmend auf Erdgas als günstigere und sauberere Energiequelle umsteigt, belasten die Ölnachfrage. Analysten warnen, dass die Prognosen der OPEC+ weiterhin optimistischer sind als die anderer Branchenschätzungen.
Am frühen Mittwoch stabilisierten sich die Preise etwas nach ihrem rasanten Einbruch. Brent notierte zuletzt bei 69,53 US-Dollar pro Barrel, während der Preis für US-Rohöl (WTI) bei 66,10 US-Dollar lag.
Die Unsicherheiten im globalen Energiemarkt wurden durch den Hurrikan Francine verstärkt, der auf die Golfküste der USA zusteuert und bereits zur Abschaltung von 24 Prozent der Rohölproduktion in der Region geführt hat. Dieser Sturm könnte kurzfristig die Ölproduktion beeinträchtigen, was die Preise etwas stützen könnte.
"Technische Indikatoren deuten darauf hin, dass der Markt überverkauft ist", sagte Warren Patterson von ING. "Aber die Stimmung bleibt eindeutig bärisch, da die Nachfragesorgen vorherrschen."
Die schwachen Ölpreise entlasten jedoch die Zentralbanken, da der Druck auf die Inflation abnimmt. Die Federal Reserve wird voraussichtlich nächste Woche die Zinssätze senken, was die wirtschaftlichen Belastungen in den USA lindern könnte. Zudem dürften Länder wie China und Japan, die stark von Rohölimporten abhängig sind, von den niedrigeren Preisen profitieren.
Die kurzfristige Markterholung bleibt fragil, da die Ölallianz OPEC+ und Analysten zunehmend vor einem Überangebot warnen. Goldman Sachs geht davon aus, dass der Ölmarkt bis November oder Dezember in ein Überangebot übergehen könnte.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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