Technische Analyse
BMW, Mercedes, Porsche und VW im Chartcheck: So schlimm ist die Lage wirklich!
Die deutsche Automobilindustrie gerät immer tiefer in die Krise. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Kursentwicklung. Wie schlimm die Lage aus technischer Perspektive wirklich ist, verrät der Blick in die Charts.
- Deutsche Automobilindustrie in Krise, Aktien fallen stark.
- Management versäumt Trends, Qualität der Fahrzeuge leidet.
- Kurzfristige Rebounds möglich, aber keine Trendwende.
- Report: Tenbagger-Chance mit der nächsten BioNTech
Es steht aktuell nicht gut um die deutsche Automobilindustrie. Das Ansehen hat angesichts der Abgasskandale gelitten, auf dem wichtigsten Fahrzeugmarkt der Welt, China, kaufen Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend heimische Marken und bei den Themen Elektromobilität, autonomes Fahren und Konnektivität wurden wichtige Trends verschlafen.
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Schwaches Management: Von Nichts kommt nichts!
Zulange hat sich das Management von Deutschlands Vorzeigekonzernen BMW, Mercedes und Volkswagen, aber auch beim Hersteller von Luxuskarossen Porsche auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausgeruht.
Bei VW erhalten jetzt die Mitarbeitenden die Quittung: Gleich eine ganze Reihe von Tarifverträgen wurde gekündigt. Bei BMW und Zulieferer Continental sind außerdem Qualitätsprobleme bekanntgeworden – damit wackelt eines der letzten Markenkennzeichen deutscher Fahrzeughersteller: die Verarbeitungsqualität.
So schlecht steht es um Deutschlands Vorzeigekonzerne
In den Charts der Aktien deutscher Autobauer hat die Vielzahl an Problemen und Herausforderungen tiefe Spuren hinterlassen. Angesichts von Verlusten zwischen 11 und 30 Prozent seit dem Jahreswechsel stehen viele Anleger vor der Frage, was mit ihren Anteilen zu tun ist und ob sich für noch nicht engagierte Investoren vielleicht die Chance zum Einstieg ergeben hat. Die Lage im Einzelnen.
Die Aktie von BMW handelt seit dem Erreichen ihres Verlaufshochs bei 115 Euro in einem Abwärtstrend. An dessen Unterkante sind die Anteile nach dem Kursrutsch am Dienstag angelangt. Im Bereich von 70 Euro wurde die Aktie von einer im Herbst 2022 gebildeten Unterstützung aufgefangen.
Angesichts der zaghaften Erholung zur Wochenmitte besteht eine Rebound-Chance bis in den Bereich von 80 Euro. Für einen solchen spricht vor allem der Relative-Stärke-Indikator, der mit rund 20 Punkten auf Tagesbasis klar im überverkauften Bereich notierte. Auch könnten die bullishen Divergenzen im Trendstärkeindikator MACD zu einer Gegenbewegung beitragen.
Da der Abwärtstrend bislang technisch durch den RSI bestätigt wurde, sollten sich Anleger aber noch keine Hoffnungen auf eine Trendwende machen. Ein prozyklisches Kaufsignal läge erst oberhalb von 85 bis 87 Euro vor. Sollte die Aktie jedoch nachhaltig unter 70 Euro rutschen, drohen Abgaben bis zur nächsten Unterstützung bei etwa 60 Euro.
Kaum besser als bei den Münchnern sieht es bei den Stuttgartern aus. Auch die Aktie von Mercedes handelt in einem technisch bislang bestätigten Abwärtstrend. Zwar gelang den Käufern zeitweise der Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal, allerdings endete die Erholung am Widerstand bei 63 Euro, an dem auch die 50-Tage-Linie verläuft.
Zur Wochenmitte ist Mercedes am Support bei 65 Euro angelangt. Diese Marke gilt es aus der Perspektive der Bullen zu verteidigen, andererseits dürften Abgaben bis zur Abwärtstrendkanalunterkante drohen, die gegenwärtig bei etwa 52 Euro verläuft.
Für einen Rebound bis in den Bereich zwischen 60 und 62 Euro spricht der überverkaufte RSI sowie die Bodenbildung im MACD – gegen den anhaltenden Abwärtstrend der Aktie. Wie auch bei BMW ist in der Aktie von Mercedes keine kurzfristige Trendwende zu erwarten, dafür ist der Trend zu schwach. Für ein prozyklisches Kaufsignal würde ein Anstieg über die Marke von 65 Euro sowie die 200-Tage-Line sorgen.
Auch in der Porsche-Aktie ist die technische Situation äußerst angespannt. Gegenwärtig bemühen sich die Käufer im Bereich zwischen 65 und 66 Euro um eine Bodenbildung. Diese trug vor rund drei Wochen erste Früchte und führte zur Rückeroberung der 50-Tage-Linie, die angesichts des bei etwa 71,50 Euro verlaufenden Horizontalwiderstandes aber nicht behauptet werden konnte.
Übergeordnet liegt ein Abwärtstrend vor, der durch die schwache technische Indikation bestätigt wird. Klarer als in den Charts von BMW und Mercedes ist es hier aber zu mittelfristigen bullishen Divergenzen gekommen, die mit etwas Geduld in einer nachhaltigen Trendwende münden könnten.
Noch dürfte es angesichts der vielen Widerstände für eine solche aber zu früh sein. Anleger, die auf ein prozyklisches Signal warten, sollten den Bereich um 80 Euro in den Blick nehmen. Allergrößte Vorsicht gilt bei einem nachhaltigen Unterschreiten der 65-Euro-Marke. Fällt diese, dürfte die Talfahrt der Aktie weitergehen. In diesem Fall empfiehlt sich Schadensbegrenzung beziehungsweise das Eröffnen von Short-Positionen.
Mit einem Minus von 20 Prozent seit dem Jahreswechsel ist das Papier von Volkswagen der derzeit zweitgrößte Verlierer innerhalb der deutschen Fahrzeughersteller hinter BMW mit Abgaben von 30 Prozent. Die Aktie handelt ebenfalls in einem hartnäckigen Abwärtstrend, der einen Trendkanal mit einem Umfang von etwa 10 Euro bildet.
In den vergangenen Tagen bewegte sich die Aktie dynamisch auf die derzeit bei etwa 86 Euro verlaufende Unterkante zu. Spätestens hier könnte Volkswagen einen Rebound starten, denn der RSI ist bereits im überverkauften Bereich angelangt.
Auch bei den Wolfsburgern sollten sich Anleger aber keine allzu großen Hoffnungen auf eine nachhaltige Trendwende machen, denn hier zeigt die technische Indikation mit Abwärtstrends im RSI und MACD klar zur Unterseite. Bullishe Divergenzen, die mittelfristig für Entspannung sorgen könnten, liegen bislang keine vor. Ein prozyklisches Kaufsignal ist meilenweit entfernt.
Fazit: Selbst die beste Chance ist nicht wirklich vielversprechend
Aus technischer Perspektive haben die Anteile von BMW und Volkswagen derzeit die schlechtesten Karten auf eine Trendwende. Kurzfristige Rebounds sind zwar möglich, die aber dürften Anlegern eher neue Ausstiegsgelegenheiten bieten, als die aktuellen Kurse Einstiegsmöglichkeiten darstellen.
Die Anteile von Mercedes liefern kaum ein besseres Bild ab, können aber einen kürzlich erfolgten Versuch, aus dem Abwärtstrendkanal auszubrechen, für sich verbuchen. Damit besteht das derzeit beste Chance-Risiko-Verhältnis in der Aktie von Porsche. Auch hier ist das Eis allerdings sehr dünn, sodass sich auf eine Gegenbewegung spekulierende Anleger mit Stop-Losses absichern sollten.
Die bessere Entscheidung dürfte in allen vier Papieren sein, geduldig eine nachhaltige Bodenbildung und erste prozyklische Kaufsignale abzuwarten. Wer sich im Automobilbereich engagieren möchte, sollte das aktuell vor allem bei BYD tun. Hier ist der Chart deutlich konstruktiver.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*ab 500 Euro Ordervolumen, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
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