Nächste Chance nach Zahlen?
Schnallt euch an PayPal und American Express - Affirm bläst zur Attacke
Affirm ist Anfang 2021 an den Markt gekommen und hat schon alle Höhen und Tiefen an der Börse miterlebt. Der US-Konzern wurde mit "Buy now, pay later" Angeboten bekannt. Jetzt möchte er im Konzert der großen mitspielen!
- Affirm will als Konkurrenz zu American Express agieren.
- Umsatz stieg um 46%, erste GAAP-Profite erwartet.
- Aktie könnte bei 51,39 US-Dollar stark steigen.
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Affirm feierte ein grandioses Börsendebüt. Schon eine Stunde nach Börsenstart hatte sich der Kurs von 49 US-Dollar auf 100 US-Dollar verdoppelt. Das Einkaufsmodell "Buy now, pay later" war zu diesem Zeitpunkt fast ein Selbstläufer. Als dann noch Shopify und Amazon als Kunden dazu kamen, war der Hype kaum noch aufzuhalten. Noch einmal ging es über 50 Prozent in die Höhe auf 168 US-Dollar. Hier endete allerdings das "Ratenzahlungs-Märchen" von Affirm. Von diesem Zeitpunkt an ging es fast nur noch bergab.
Wer hoch fliegt, kann tief fallen
Die anfängliche Erfolgsstory wurde allerdings wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Als unrentables Technologie-Unternehmen bei anziehenden US-Zinsen verloren die Anleger immer mehr das Interesse an der Aktie und es folgte eine sehr harte Landung bei rund neun US-Dollar. Fast der einzige, der immer noch an den Erfolg von Affirm glaubte, war Mitbegründer und CEO Max Levchin. Er verkaufte während dieser schweren Zeit keine einzige Aktie, wie er heute gerne anmerkt.
Es hat sich gelohnt
Die Aktie von Affirm ist zwar immer noch weit entfernt von ihrem Allzeithoch, aber kratzt immerhin wieder an der Marke von 45 US-Dollar. Da liegt auch das bisherige Jahreshoch des Papiers. Kann der Kurs über diese Marke springen, dann dürfte der Aufbruch in höhere Region geschafft sein. Geht es dann über die Marke von 51,39 US-Dollar, könnte der Kurs richtig abheben.
Max Levchin hat noch großes vor
Affirm hat sich als börsennotiertes Unternehmen weiterentwickelt und verfolgt laut seinem Chef das Ziel, als moderner Konkurrent von American Express (Amex) zu agieren. Levchin betonte kürzlich auf der Goldman Sachs Communacopia and Technology Conference, dass Affirm als Antwort auf das exklusive Modell von Amex dienen soll: "Ich bewundere American Express sehr ... Aber es ist ein Club mit einem Samtvorhang, und man muss gut genug sein, um auf der richtigen Seite des Vorhangs zu stehen."
Der "moderne Konkurrent" zu American Express
Für Levchin, der übrigens auch Mitbegründer von PayPal war, ist es das Ziel, ein Zahlungssystem zu schaffen, das für alle zugänglich ist – ohne versteckte Gebühren oder aufgeschobene Zinsen und mit echter Transparenz. "Wir wollen den Menschen helfen, die Dinge zu bekommen, die sie wollen, ohne sich dabei zu verschulden, und an diesem Punkt sind wir heute", sagt der Vorstandsvorsitzende von Affirm.
Geplant und umgesetzt
Was mit "Buy now, pay later" begann, hat sich mittlerweile zu einer umfassenderen Zahlungsplattform gemausert, die mit Unternehmen wie Amex und PayPal konkurrieren möchte. So hat Affirm unter anderem die „Affirm Card“ eingeführt, die ohne Jahresgebühren und versteckte Kosten auskommt. Außerdem hat das Unternehmen eine Integration als "Buy now, pay later"-Option in Apple Pay gesichert.
Zahlen treiben Kurs in die Höhe
Finanziell zeigt sich Affirm ebenfalls gestärkt: Der Umsatz stieg im letzten Geschäftsjahr, das am 30. Juni endete, um 46 Prozent auf 2,3 Milliarden US-Dollar. Das bereinigte Betriebsergebnis erreichte 381 Millionen US-Dollar. Cheflenker Levchin erwartet, dass Affirm im laufenden Geschäftsjahr erstmals nach GAAP profitabel wird. Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Verlust je Aktie bei 0,14 US-Dollar nach 0,69 US-Dollar im Vorjahr. Die Experten hatten im Durchschnitt mit einem Verlust von 0,44 US-Dollar gerechnet.
JPMorgan-Analyst Reginald Smith sieht Affirm auf einem guten Weg: "Affirm läuft weiterhin auf Hochtouren, übertrifft seine Konkurrenten im E-Commerce-/Zahlungssektor und kann seine operative Hebelwirkung ausspielen." Er bewertet die Aktie daher mit "Overweight" und hat das Kursziel von 43 auf 45 US-Dollar erhöht.
Die Messlatte bleibt hoch
Affirm liegt mit einer Marktkapitalisierung von 12,5 Milliarden US-Dollar noch weit hinter den 180 Milliarden US-Dollar von Amex oder den fast 72 Milliarden US-Dollar von PayPal zurück. Levchin bleibt jedoch optimistisch und sagt: "Die nächsten Schritte bestehen nun darin, größer zu werden, mehr Dienstleistungen, mehr Verbraucher und mehr Händler zu gewinnen."
Aktie bleibt interessant
Geht der Plan von Levchin auf, dann dürfte er es noch weniger bereuen, sein Aktienpaket immer noch nicht angetastet zu haben. Für die Anleger könnte es sich auch lohnen, den Chef von Affirm auf seinem eingeschlagenen Weg zu begleiten. Um dabei nicht komplett vom Weg abzukommen, sollte ein Stoppkurs bei 34,44 US-Dollar eingezogen werden.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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