Die kurze Zusammenfassung hatte ich aus der Erinnerung geschrieben. Auch auf die Gefahr hin, dass dieses Post schnell wieder gelöscht wird, kopiere ich es als Zitat hier rein. Habe nun den Link gefunden bei dem das Löschen der Cookies erfolgreich war.
https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/freenet-warum-langzeit-chef-christoph-vilanek-unter-druck-steht/100057271.html?mls-token=3f5f235bb510142af0a82045d242130c7b868e7b77ed32ced263df713555a1af290a757845dc5cf3a7bbc3be19f196f70100057271&utm_source=web-frontend&xing_share=news
Zitat: Warum Freenet-Boss Christoph Vilanek unter Druck steht
Der Freenet-Langzeitchef macht überraschend Platz für einen Nachfolger. Um Christoph Vilanek häuften sich zuletzt offenbar die Konflikte.
San Francisco. Es waren nur zwei Sätze, mit denen die Freenet AG den Abtritt von Christoph Vilanek ankündigte. Der Vorstandsvorsitzende, hieß es am 21. Juli in einer Ad-hoc-Mitteilung, habe mitgeteilt, dass er für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung steht. Er werde den Mobilfunk- und Internetanbieter Ende 2025 verlassen.
Im Unternehmen sorgte das für Verwunderung. Schließlich hatte Vilaneks neuer Vertrag erst im Januar begonnen.
Marc Tüngler, der Aufsichtsratsvorsitzende, gab zwei Tage nach der Mitteilung in der „Börsen-Zeitung“ noch etwas Kontext mit. Ihn habe Vilaneks Entschluss „überrascht“, sagte Tüngler. Differenzen verneinte er. „Es gibt keinen Strategieprozess, in dem wir uns verkantet hätten.“
Nach Recherchen des Handelsblatts war das offenbar nur ein Teil der Wahrheit – und eine recht eigenwillige Deutung der Lage. Demnach haderte man in der Freenet-Führung zuletzt mit Vilanek.
So handelte er Branchen- und Unternehmenskreisen zufolge eine Übernahme des Pay-TV-Senders Sky aus, die in letzter Minute vom Aufsichtsrat gestoppt wurde. Vilaneks Vorgehen bei diesem und einem weiteren Deal soll intern Streit und Kritik provoziert haben. Hinzu kommt ein interner Ausbruch des Chefs im vergangenen Frühjahr, der einen wichtigen Mitarbeiter so verstört haben soll, dass er kündigte.
Freenet: Sky-Deal sollte Vilaneks großer Wurf werden
Vilanek führt Freenet seit mehr als 15 Jahren. Der Österreicher stieß 2009 an die Spitze vor, nachdem das Unternehmen seinen damaligen Arbeitgeber Debitel übernommen hatte. Freenet verdient sein Geld vor allem mit Mobilfunkverträgen, für die es sich auf den Netzen von Deutscher Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland (O2) einmietet.
Nach wie vor ist das ein gutes Geschäft, das auch im jüngst abgeschlossenen zweiten Quartal gewachsen ist. Der Kurs der Freenet-Aktie hat sich unter Vilanek vervielfacht, blieb zuletzt aber unter den Höchstwerten der Vorjahre zurück.
Der Sky-Deal hätte sein großer Wurf werden sollen. Der Bezahlsender, der zur US-Branchengröße Comcast gehört, war zum Zeitpunkt der Verhandlungen ein Sanierungsfall. Die Umsätze des Europageschäfts waren zweistellig eingebrochen, im dritten Quartal 2022 musste Comcast eine Abschreibung in Höhe von 8,6 Milliarden Dollar verbuchen.
Das Management wollte die darin enthaltene Deutschland-Tochter unbedingt loswerden und soll, wie es damals in Branchenmedien hieß, mit United Internet
und Pro Sieben Sat 1 über einen Verkauf verhandelt haben. Der Agentur Bloomberg zufolge war seinerzeit von einer Bewertung in Höhe von einer Milliarde Euro die Rede. Das soll jedenfalls Comcasts Wunsch gewesen sein. Der Konzern äußert sich auch heute nicht dazu.
Einig wurde man sich wohl mit Vilanek, der Skys Serien und Filme in Freenets Fernsehplattform Waipu integriert hätte. Offenbar hätten die Briten im Gegenzug kein Geld, aber Anteile an Freenet erhalten.
Im Freenet-Vorstand stieß das Geschäft Unternehmenskreisen zufolge auf ein geteiltes Echo. Einige störten sich dort wohl an Vilaneks Verhandlungsstil, der maßgeblich auf sich selbst gesetzt und andere Ressorts zu wenig oder spät eingebunden haben soll.
Aufsichtsrat scheute offenbar das Risiko
Dennoch entschloss sich das Management am Ende dazu, den Deal zu wagen. Die Hoffnung zielte wohl vor allem auf Synergieeffekte. Waipu und Sky hätten unter einem Dach deutlich effizienter arbeiten können.
Doch der Aufsichtsrat scheute offenbar das Risiko. Die relativ kleine Freenet, die an der Börse zuletzt auf knapp drei Milliarden Euro taxiert wurde, hätte an der Übernahme lange zu schlucken gehabt. Das wachsende, aber relativ kleine TV-Geschäft des Konzerns, das zuletzt lediglich 16 Prozent der Umsätze ausmachte, wäre auf einen Schlag enorm gewachsen.
Im Geschäftsbericht heißt es dazu knapp, dass eine „Transaktion“, die der Vorstand einbrachte, nach Prüfung und „intensiven“ Diskussionen am 12. Dezember 2022 verworfen wurde. Neben den Risiken war die Uneinigkeit des Top-Managements offenbar einer der wesentlichen Gründe für die Ablehnung. „Wir hätten das gemeinsam mit voller Kraft durchziehen müssen“, sagt ein Kenner des Deals.
Freenet bestätigt, dass man sich seinerzeit „mit einer relativ großen Akquisition“ beschäftigt habe, will sich „aus Vertraulichkeitsgründen“ aber nicht weiter dazu äußern. Nur so viel: „Alle relevanten Stakeholder“ in Vorstand und Aufsichtsrat seien eingebunden gewesen. Sky und Comcast ließen eine Anfrage des Handelsblatts unbeantwortet.
Vilanek stand brüskiert da, hatte aber Chefaufseher Tüngler weiter auf seiner Seite. Der verlängerte seinen Vertrag kurz darauf für noch einmal mindestens zwei Jahre.
Verhandlungen per SMS
Im August 2023 tat sich eine weitere Chance auf. Internetmilliardär und 1&1-Chef Ralph Dommermuth besiegelte damals das Ende seiner Partnerschaft mit Telefónica Deutschland (O2). Mit seinen zwölf Millionen Mobilfunkkunden wechselt er ab dem kommenden Herbst auf das Netz des Konkurrenten Vodafone, dessen CEO Margherita della Valle ihm bessere Konditionen und ein schnelles 5G-Netz bot.
Vilanek wollte sie ihm liefern – und rief Haas noch Anfang August anH+. Was folgte, waren monatelange Verhandlungen, die der Freenet-Chef zumindest zeitweise allein und – etwa per SMS – in direktem Kontakt zu Haas geführt haben soll. Freenet oder Vilanek äußerten sich auf Anfrage nicht direkt dazu.
O2-Boss Haas gilt als gewiefter Verhandler, der seine Fähigkeiten mit dem ebenso zähen Dommermuth über Jahre gestählt hatte. Letztlich einigten sich Freenet und O2 erst im Mai auf einen zehn Jahre laufenden Vertrag.
Was in anderen Konzernen nicht ungewöhnlich ist, sorgte in diesem Fall für Ärger, heißt es in Unternehmenskreisen. Grund war die offizielle Aufgabenverteilung im Vorstand: Der für solche Partnerverträge eigentlich zuständige Rickmann von Platen soll demnach zwischendurch immer wieder außen vor geblieben sein. Mit Vodafone oder der Deutschen Telekom hatte er ähnliche Gespräche noch allein geführt.
Klar war: O2-Chef Markus Haas hatte ein Problem, da sein Cashflow einzubrechen drohte. Und er würde schon bald ein Netz kontrollieren, das Platz für Millionen neuer Kunden hätte.
„Das brachte das Fass zum Überlaufen“, sagt ein Insider. Auch wenn von Platen die Verhandlungen in diesem Jahr letztlich in Eigenregie zu Ende brachte, blieb der Eindruck zurück, dass es zwischen ihm und Vilanek heftig gärte. Ein Konflikt, der sich offenbar bis heute nicht aufgelöst hat.
Telefónica lobt den Deal auf Anfrage, will sich zu den Verhandlungen jedoch nicht äußern. Freenet teilt lediglich mit, dass Herr von Platen „für die Beziehung zu den Netzbetreibern verantwortlich“ sei. Letztlich seien bislang „alle Entscheidungen nach intensiver Erörterung und auch im Wettbewerb unterschiedlicher Wertungen gemeinsam getroffen“ worden. Man pflege „eine Diskussionskultur, die auch Widersprüche zulässt“, schreibt eine Sprecherin.
Angeschrien und mit Kündigung gedroht
Zumindest in einem Fall scheint dieser Anspruch indes nicht erfüllt worden zu sein. Offenbar war der Druck während der O2-Verhandlungen hoch – und entlud sich mitunter unkontrolliert. So soll es am 16. April, kurz vor einem Termin mit Telefónica, Insidern zufolge zum Streit zwischen einem Mitarbeiter von Platens und Vilanek gekommen sein. Der Vorstandsvorsitzende habe ihn angeschrien, beleidigt und in scharfem Ton aufgefordert, den Mund zu halten.
Beide Herren waren sich der Schilderung zufolge uneinig darüber, in welchem Stil und mit welchen Informationen man dem Telefónica-Team gegenübertreten sollte. Letztlich soll Vilanek seinem verdutzten Kollegen mit einer Kündigung gedroht haben. Die reichte dieser infolgedessen selbst ein.
Freenet und Vilanek äußern sich dazu nicht. Das Unternehmen räumt jedoch ein, dass sich der Personalausschuss des Aufsichtsrats bereits mit der Causa beschäftigt habe. Dem gehört neben Tüngler etwa die ehemalige TV-Moderatorin Sabine Christiansen und Freenets Personalchefin Claudia Anderleit an. Der betroffene Mitarbeiter bestätigte den Vorfall auf Anfrage, wollte sich darüber hinaus aber nicht äußern.
Aufsichtsratschef Tüngler fand gegenüber der „Börsen Zeitung“ dennoch warme Worte für seinen Vorstandsvorsitzenden. Man könne „seine Leistung nur ausdrücklich würdigen und honorieren“, sagte Tüngler, der auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz führt. Vilanek sei „hoch engagiert“.
Klar ist mittlerweile, dass die Suche nach einem Nachfolger bereits begonnen hat. Das Unternehmen teilt mit, dass der Prozess „bewusst ergebnisoffen“ angegangen werde.
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