Vorsorgedepot
Reich mit dem Zinseszins-Effekt
Über einen langen Anlagehorizont kann der Zinseszinseffekt das Vermögen stark vergrößern – besonders interessant für einen privaten Rentenzuschuss. Das geplante Altersvorsorgedepot setzt weitere Anreize.
An der Börse das große Geld verdienen – das ist der Traum einer jeden Anlegerin und eines jeden Anlegers. Doch der Weg zum finanziellen Erfolg führt in den allerseltensten Fällen über riskante Spekulationen oder kurzfristige Glückstreffer. Stattdessen liegt das Geheimnis in der Geduld und der langfristigen Nutzung eines unscheinbaren, aber mächtigen Finanzprinzips: dem Zinseszins. Während schnelle Gewinne verlockend erscheinen, ist es der kontinuierliche Einsatz von Zinseszinsen, der über Jahre hinweg Wohlstand aufbaut und das Vermögen exponentiell wachsen lässt.
Insbesondere in Hinblick auf die Altersvorsorge ist der langfristige Vermögensaufbau im Grunde unumgänglich: Wer im Alter seinen Lebensstandard halten möchte, kann sich nicht auf die gesetzliche Rente verlassen, sondern muss im privaten Bereich vorsorgen. Warum? Die gesetzliche Rente in Deutschland ist umlagefinanziert – das heißt, die Erwerbstätigen finanzieren die Rentnerinnen und Rentner. Durch den demografischen Wandel werden es aber immer mehr Rentnerinnen und Rentner, deren Altersvorsorge durch die Abgaben immer weniger Erwerbstätiger getragen wird. Die Rechnung geht schon jetzt nicht mehr auf.
Was genau sind Zinseszinsen?
Zinseszinsen entstehen dann, wenn die Zinsen, die auf ein Kapital anfallen, diesem wieder zugeführt werden und in der nächsten Zinsphase selbst mitverzinst werden. Man erhält also Zinsen auf die Zinsen.
In der Welt der Kapitalmarktprodukte kann man von diesem Effekt profitieren, indem man sich die Erträge nicht ausschütten lässt, sondern selbst wieder investiert – bei thesaurierenden Fonds beispielsweise geschieht dies automatisch. Die Erträge generieren also selbst wieder Erträge; das Vermögen wächst schneller.
Ein Rechenbeispiel
Wer das Ganze einmal durchrechnen möchte, findet im Internet diverse Zinseszinsrechner. Sehr anschaulich ist beispielsweise der ETF-Sparplan-Rechner von iShares: Anhand der geschätzten künftigen Durchschnittsrendite der großen Indizes MSCI World, S&P 500 und DAX zeigt er grafisch die exponentielle Entwicklung der Zinseszinsen.
Für unser Beispiel nutzen wir den Sparrechner auf www.zinsen-berechnen.de. Unsere Annahme ist die folgende: Über einen Sparplan investiert eine Anlegerin oder ein Anleger monatlich 100 Euro in einen ETF, der über einen langen Anlagehorizont eine durchschnittliche Rendite von 8 Prozent aufweist. Das ist durchaus realistisch: Seit 1975 konnte der MSCI World Index eine Rendite von durchschnittlich rund 9 Prozent pro Jahr generieren. In Fall A werden die jährlichen Erträge ausgezahlt, in Fall B werden sie direkt reinvestiert. Wie entwickelt sich das Kapital über 15, 20, 30 oder 40 Jahre?
Jahr | Eingezahltes Kapital | Gesamtkapital bei Auszahlungsmodell | Gesamtkapital bei Reinvestitionsmodell |
---|---|---|---|
1 | 1.200,00 Euro | 1.252,00 Euro | 1.252,00 Euro |
15 | 18.000,00 Euro | 28.860,00 Euro | 33.994,45 Euro |
20 | 24.000,00 Euro | 43.280,00 Euro | 57.293,98 Euro |
30 | 36.000,00 Euro | 79.320,00 Euro | 141.830,58 Euro |
40 | 48.000,00 Euro | 124.960,00 Euro | 324.338,76 Euro |
In unserem Beispiel ist also das über einen Zeitraum von 40 Jahren eingezahlte Kapital von 48.000 Euro im Fall der ausgezahlten Zinsen auf knapp 125.000 Euro gewachsen, der Vermögenszuwachs beträgt also etwa 77.000 Euro. Bei der Anlage mit den reinvestierten Zinsen konnte der Zinseszinseffekt wirken – und das Vermögen um eindrucksvolle 276.000 Euro wachsen!
Altersvorsorgedepot: steuerbegünstigt sparen
Der Wermutstropfen beim Fondssparen: Die Abgeltungssteuer schmälert die Erträge. Das aber soll sich mit dem vom Bundesfinanzministerium (BMF) geplanten Altersvorsorgedepot – einem separat geführten Depot, welches vom Staat gefördert wird – ändern. Im Interview mit fondsprofessionell.de erklärt Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im BMF: „Wie bei den Riester-Produkten sehen wir eine Förderung in Form von Zulagen sowie einer steuerlichen Abzugsfähigkeit von Sonderausgaben für geleistete Beiträge zur privaten Altersvorsorge vor. Darüber hinaus profitieren die Sparer davon, dass die Erträge aus den Vorsorgeprodukten nicht jedes Jahr während der Ansparphase versteuert werden, sondern erst in der Auszahlungsphase. Die Vorsorgesparer können so einen ‚Zinseszinseffekt‘ für sich nutzen.“
Kurz gesagt bedeutet das: Die Einzahlungen können bis zu einem jährlichen Höchstbetrag von der Steuer abgesetzt werden, die Kapitalertragssteuer entfällt während der Sparphase komplett. Die Versteuerung erfolgt stattdessen nachgelagert bei der Auszahlung zu dem dann gültigen persönlichen Steuersatz.
Sparen mit Zinseszins: Je früher, desto besser
Die Beispielrechnung zeigt es eindrücklich: Je länger der Anlagehorizont, desto eindrucksvoller die Wirkung, die der Zinseszinseffekt erreichen kann. Geht es also um den richtigen Einstiegszeitpunkt, ist die Antwort: Am besten gestern. Das weiß auch das BMF, weshalb das Altersvorsorgedepot schon für Kinder zur Verfügung stehen soll. Nicht nur das: Für die jungen Sparerinnen und Sparer sind spezielle Kinderzulagen geplant.
Autorin: Kerstin Krüsemann
Disclaimer: Bitte beachten Sie, dass die Smartbroker Holding AG keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung erbringt und nur allgemeine Informationen zu diesem Thema veröffentlicht. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des jeweiligen Kunden ab und kann künftig Änderungen unterworfen sein. Eine individuelle Steuerberatung kann nur der persönliche Steuerberater leisten.