Neue Allzeithochs
Stell dir vor, es ist Krieg – und niemanden interessiert es!
Trotz der erneuten Eskalation des Nahostkonfliktes herrscht an der Börse in Tel Aviv Partystimmung. Der Leitindex TA-35 kletterte am Sonntag auf ein neues Allzeithoch.
- TA-35 erreicht Allzeithoch trotz Nahostkonflikt.
- Märkte ignorieren Eskalation, Iran bleibt passiv.
- Technologie und Banken treiben Kursgewinne an.
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"Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin", ist ein oft dem deutschen Dichter Bertolt Brecht zugeschriebenes Zitat. Tatsächlich aber geht es auf den US-Autoren Carl Sandburg zurück und lautet in seiner ursprünglichen Fassung übersetzt: "Irgendwann werden sie einen Krieg ausrufen, und niemand wird kommen."
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vor rund einem Jahr befindet sich der Nahe Osten im Kriegszustand. Die utopische Vorstellung einer Welt ohne bewaffnete Konflikte hat sich damit einmal mehr nicht bewahrheitet. Eine Personengruppe ist der Auseinandersetzung bislang jedoch ferngeblieben: die der Bären.
Neue Allzeithochs trotz Kriegszustand
Die nämlich sucht man mit Blick auf die Kurstafeln zumindest am Handelsplatz in Tel Aviv vergeblich. Hier scheint sich angesichts der am Sonntag erzielten neuen Allzeithochs niemand für den inzwischen in den Libanon und Jemen getragenen Krieg zwischen den israelischen Streitkräften, der Hamas sowie der Hisbollah-Miliz zu interessieren.
Quelle: TradingView.com
Iranische Antwort bislang ausgeblieben
Diese Resilienz ist insofern nicht überraschend, als dass auch die übrigen Märkte rund um den Globus die Gefahr eines Flächenbrandes im Nahen und Mittleren Osten längst ignorieren. Die Ausweitung der Bemühungen Israels, seine Staatsfeinde auch im Libanon und Jemen zu bekämpfen, haben zu keiner Reaktion geführt.
Übrigens auch nicht beim iranischen Regime, das sowohl die Hamas- als auch die Hisbollah- und Huthi-Milizen finanziell und organisatorisch unterstützt. Und das entgegen der eigenen Drohgebährden. Das Ausbleiben einer Reaktion von Teheran wird offenbar so verstanden, als dass es seitens des Iran nicht zu einer weiteren Eskalation kommen wird.
Steigende Kurse? Gar nicht mal so überraschend!
Mit Blick in Vergangenheit hat sich außerdem gezeigt, dass Regionalkonflikte bestenfalls zu vorübergehenden Kurseinbrüchen sowohl an den weltweiten als auch an den jeweils betroffenen Heimatmärkten geführt haben. Häufig sind bewaffnete Konflikte mit erhöhten Staatsausgaben verbunden. Dieser Liquiditätsüberschuss findet seinen Weg schließlich auch in die Unternehmensbilanzen und damit an die Finanzmärkte.
Außerdem spielt in solchen Szenarien oft das marktpsychologische Phänomen der Wall of Worry, also der Mauer der Angst, eine wichtige Rolle. Das besagt, dass die Kurse in Angstszenarien deshalb steigen, weil Marktteilnehmende einerseits darauf wetten, dass die jeweils schlimmsten anzunehmenden Szenarien ausbleiben und andererseits gleichzeitig auf Besserung spekuliert wird.
Dieser Fall lässt sich auch auf den israelischen Markt anwenden. Einerseits hoffen Anleger – und diese Hoffnung hat sich zumindest für Israel bislang ja auch bewahrheitet –, dass eine weitere Eskalation ausbleibt und gleichzeitig drückt sich in den gestiegenen Kursen die Hoffnung auf ein Ende der sicherheitspolitischen Bedrohung aus.
Dass der Leitindex TA-35 ausgerechnet am Sonntag (der in Israel der erste Tag der Woche ist) ein neues Allzeithoch erreicht hat, ist vor dem Hintergrund der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah daher nicht verwunderlich.
Technologieunternehmen führen die Gewinnerliste an
Getragen wird der Indexanstieg übrigens nicht von Rüstungskonzernen, sondern Banken und Technologiekonzernen. So hat sich etwa die Aktie des Auftragsfertigers Tower Semiconductor in diesem Jahr bereits fast um die Hälfte verteuert, während der Halbleiterausrüster Nova sogar um 55 Prozent zulegen konnte. Messtechnikspezialist Camtek gewann immerhin knapp 20 Prozent.
Für die Banken Leumi und Hapoalim ging es um 22 beziehungsweise 12 Prozent bergauf. Angeführt wird die Siegerliste jedoch unangefochten von Generika-Hersteller Teva, der seit dem Jahreswechsel auf ein Plus von über 70 Prozent zurückblickt.
Die breiten Kursgewinne mit einem Fokus auf innovative Technologien spiegeln dabei die Stärken der israelischen Wirtschaft wider. Das Land gilt mit einer der weltweit höchsten Dichte von Unternehmensgründungen als "Start-up-Nation". Daher geben auch im Gesamtmarktindex TA-125 die Technologiewerte den Ton an.
Fazit: Trotz Krieg weitere Kursgewinne zu erwarten
Ohne den weiteren Verlauf des Nahostkonfliktes prophezeien zu können, spricht mit Blick in den Chart des TA-35 alles für weiter steigende Kurse. Denn mit dem neuen Rekordhoch wurde ein technisch starkes Kaufsignal generiert, das umso gewichtiger ist, als dass hier auch ein markanter Ausbruch erzielt und eine zwei Jahre anhaltende Konsolidierung abgeschlossen wurde.
Anleger, die von dieser Entwicklung profitieren wollen, können das mit dem länderspezifischen ETF MSCI Israel tun, der von BlackRock-Tochter iShares angeboten wird. Der ETF umfasst insgesamt 103 Unternehmen, schlägt mit einer Kostenquote von 0,59 Prozent zu Buche und verfügt über ein Fondsvolumen von etwa 152 Millionen US-Dollar. Der ETF kann beispielsweise über den Handelsplatz Tradegate erworben werden.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*ab 500 Euro Ordervolumen, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
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