Das ist geplant
Riester wird ersetzt – Wer von dem neuen Lindner-Depot profitieren kann
Die Bunderegierung plant eine Revolution der privaten Altersvorsorge. Das neue Altersvorsorgedepot bringt Aktien ins Spiel und kann hohe Renditen bringen – aber auch Risiken.
- Reform der Altersvorsorge: Neues Depot mit Aktien
- Höhere Renditen, aber auch Risiken für Sparer
- Staatliche Förderung und Vergleichsplattform geplant
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Die Bundesregierung plant eine tiefgreifende Reform der privaten Altersvorsorge, die das Potenzial hat, die bisherige Riester-Rente grundlegend zu ersetzen. Das zentrale Element der Reform ist die Einführung eines sogenannten Altersvorsorgedepots, das Anlegern mehr Flexibilität und deutlich höhere Renditechancen bieten soll. Grundsätzlich soll der Dreiklang aus gesetzlicher Rente, betrieblicher und privater Altersvorsorge bleiben.
Bundesfinanzminister Christian Lindner hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der darauf abzielt, die Altersvorsorge "flexibler, transparenter, renditestärker und kostengünstiger" zu gestalten, wie es im Entwurf heißt. Insbesondere jüngere Sparer und risikofreudigere Anleger sollen von den neuen Möglichkeiten profitieren, die stark auf Investitionen in den Aktienmarkt setzen. Am Montag ging der Entwurf in die Ressortabstimmung.
Das neue Altersvorsorgedepot: Mehr Risiko, höhere Renditen
Das Herzstück der Reform ist die Einführung eines Altersvorsorgedepots, in dem Sparer ihr Geld in Aktien, ETFs oder andere renditestarke Wertpapiere investieren können. Anders als bei der bisherigen Riester-Rente gibt es hier keine Garantie, dass alle eingezahlten Beiträge auch im Rentenalter vollständig zurückgezahlt werden. Stattdessen soll eine höhere Risikobereitschaft langfristig höhere Renditen ermöglichen. "Höhere Risikobereitschaft geht hierbei mit langfristig höheren Renditemöglichkeiten einher", heißt es im Gesetzentwurf. Ziel ist es, Anlegern die Möglichkeit zu bieten, durch den Kapitalmarkt eine deutlich höhere Altersvorsorge aufzubauen als durch die bisherigen, oft renditeschwachen Riester- oder Rürup-Produkte.
Die (magere) Förderung durch den Staat bleibt jedoch erhalten: Für jeden Euro, der in eines der neuen Vorsorgeprodukte investiert wird, gibt es weiterhin 20 Cent staatliche Förderung – bis zu einem maximalen Förderbetrag von 600 Euro pro Jahr. Diese Summe ergibt sich aus einer maximalen jährlichen Investition von 3.000 Euro, die staatlich unterstützt wird. Der Mindestbeitrag für die Inanspruchnahme der staatlichen Förderung liegt bei 120 Euro jährlich.
Zwei Garantiestufen für mehr Wahlfreiheit
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Reform ist die Einführung von zwei verschiedenen Garantiestufen, die den Sparern mehr Wahlmöglichkeiten bieten. Es soll weiterhin eine sicherheitsorientierte Variante geben, bei der – ähnlich wie bei der klassischen Riester-Rente – 100 Prozent der eingezahlten Beiträge garantiert sind. Neu hinzu kommt jedoch eine Alternative, bei der nur 80 Prozent der eingezahlten Beiträge garantiert werden. Das bedeutet, dass Anleger hier ein etwas höheres Risiko eingehen, dafür aber auch von potenziell höheren Renditen profitieren können. Die Einführung dieser zwei Garantiestufen soll es den Sparern ermöglichen, selbst zu entscheiden, wie viel Sicherheit sie sich für ihre Altersvorsorge wünschen.
Für Anleger, die sich nicht intensiv mit der Auswahl von Fonds oder Aktien beschäftigen möchten, wird es außerdem ein sogenanntes Referenzdepot geben. Dieses soll als einfache und kostengünstige Lösung dienen, bei der die Risikoklassen der Fonds vorab festgelegt werden. Das Referenzdepot richtet sich insbesondere an Sparer, die eine unkomplizierte und standardisierte Lösung suchen.
Kinderzulagen und Sonderregelungen für Geringverdiener
Die neue private Altersvorsorge sieht für Familien, Geringverdiener und Berufseinsteiger zusätzliche Förderungen vor. Für Eltern gibt es eine Kinderzulage von 25 Cent pro eingezahltem Euro, maximal jedoch 300 Euro pro Jahr und Kind. Für Menschen mit einem Jahreseinkommen von unter 26.250 Euro ist ein Bonus von 175 Euro vorgesehen, um die private Altersvorsorge auch für Geringverdiener zu unterstützen. Berufseinsteiger unter 25 Jahren können zudem bis zu drei Jahre lang einen zusätzlichen Bonus von 200 Euro pro Jahr erhalten. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die private Altersvorsorge auch für weniger wohlhabende Menschen attraktiv bleibt.
Neue Vergleichsplattform soll den Wettbewerb fördern
Ein weiteres zentrales Element der Reform ist die Einführung einer staatlich betriebenen Vergleichsplattform, die Verbrauchern helfen soll, die verschiedenen Vorsorgeprodukte einfacher zu vergleichen. Diese Plattform soll es ermöglichen, die Produkte nach Kategorien wie Kosten, Risiko und erwarteter Rendite zu bewerten. Ziel ist es, den Wettbewerb unter den Anbietern von Altersvorsorgeprodukten zu erhöhen und so langfristig die Kosten zu senken. Da die technische Umsetzung jedoch Zeit in Anspruch nehmen wird, soll die Plattform erst nach dem Start der Reform im Jahr 2026 bereitstehen.
Kritik und Bedenken
Trotz der großen Erwartungen an die Reform gibt es auch Kritik. Vor allem aus Gewerkschaftskreisen wird bemängelt, dass die neue Form der Altersvorsorge nicht ausreichend sicher sei. Hohe Verluste sind möglich, und die Garantie des klassischen Riester-Depots entfällt in der risikoreicheren Variante, bemängeln Kritiker. Zudem sei die Reform in erster Linie für Besserverdiener von Vorteil, da höhere Einzahlungen in die kapitalmarktorientierten Produkte auch größere Steuervorteile brächten.
Auch die Versicherungsbranche zeigt sich skeptisch. Vor allem die fehlende Garantie auf die eingezahlten Beiträge wird als potenzielles Problem angesehen. Die Reform erlaube zwar höhere Renditen, erhöhe aber gleichzeitig das Risiko für die Sparer. Zudem besteht mit Rentenbeginn die Wahl zwischen einer lebenslangen Rente oder einem Entnahmeplan, der nur bis zum 85. Lebensjahr reicht.
Fazit: Eine Reform mit Potenzial – aber auch Risiken
Die geplante Reform der privaten Altersvorsorge bietet Vorteile für risikobereite Anleger, die von den Renditechancen am Aktienmarkt profitieren wollen. Gleichzeitig bleibt das neue Altersvorsorgedepot aber nicht ohne Risiko, da es keine Garantie auf die eingezahlten Beiträge gibt. Mit zusätzlichen Zulagen für Familien und Geringverdiener sowie der Einführung einer Vergleichsplattform will die Bundesregierung jedoch sicherstellen, dass die neue Vorsorgeform auch für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich ist.
Ob das Lindner-Depot – wie es bereits in einigen Medien genannt wird – tatsächlich in genau dieser Form kommt oder in den Ressorts noch Änderungen durchgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Die private Altersvorsorge steht vor einem grundlegenden Wandel, der den Kapitalmarkt viel stärker in den Fokus rückt als zuvor.
Weitere Informationen und Neugigkeiten zum Thema Altersvorsorgedepot finden Sie hier.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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