Kosten von $4,5 Mrd. täglich
US-Hafenarbeiterstreik bringt den Handel ins Wanken – was davon betroffen ist
Der heute gestartete Streik der US-Hafenarbeiter kostet die US-Wirtschaft jeden Tag Milliarden und führt zu Verwerfungen bei vielzähligen Gütern. Diese Branchen sind vor allem betroffen.
- Streik der US-Hafenarbeiter kostet Milliarden täglich.
- 36 Häfen betroffen, Lieferketten weltweit gestört.
- Gewerkschaft fordert 77% Lohnerhöhung, Arbeitgeber ablehnend.
- Report: Sondersituation: Vervielfachungschance bei diesen Goldaktien
Die USA erleben derzeit den ersten großangelegten Streik von Hafenarbeitern an der Ost- und Golfküste seit fast 50 Jahren, der den Warenfluss in Dutzenden Häfen von Maine bis Texas zum Erliegen bringt. Der Streik, der am Dienstag begann, könnte die US-Wirtschaft Milliarden kosten und die Lieferketten weltweit beeinträchtigen.
Der Streik betrifft 36 wichtige Häfen, die etwa die Hälfte des US-Handelsvolumens abwickeln, darunter wichtige Häfen in New York, Philadelphia und Houston. Während einige Waren wie Energieprodukte und Militärgüter von der Blockade ausgenommen sind, werden Containerladungen und Automobiltransporte stark beeinträchtigt.
Die Auswirkungen auf die US-Wirtschaft könnten erheblich sein. JPMorgan schätzt, dass der Streik die US-Wirtschaft täglich zwischen 3,8 und 4,5 Milliarden US-Dollar kosten könnte, wenn er länger andauert. Branchenexperten warnen, dass sich Engpässe bei Konsumgütern, darunter Spielzeug, Kleidung und Lebensmittel, bemerkbar machen könnten, wenn der Streik über mehrere Wochen andauert. Besonders empfindlich könnte die Versorgung mit verderblichen Waren wie Bananen sein, von denen 75 Prozent über die betroffenen Häfen importiert werden.
Während Unternehmen wie die Einzelhandels-Riesen Walmart und Costco frühzeitig Maßnahmen ergriffen haben, um ihre Lieferketten aufrechtzuerhalten, wächst die Sorge, dass der Streik die Preise in der Weihnachtszeit in die Höhe treiben könnte. Titel der Reederei Hapag-Lloyd sackten in Frankfurt um 3,5 Prozent ab, für den dänischen Konkurrenten AP Moeller-Maersk ging es in Kopenhagen 5,2 Prozent abwärts.
Grund für den Streik ist der Zusammenbruch der Tarifverhandlungen zwischen der International Longshoremen's Association (ILA), die 45.000 Hafenarbeiter vertritt, und der United States Maritime Alliance (USMX), einem Arbeitgeberverband, der die Häfen betreibt.
Die ILA fordert eine deutliche Lohnerhöhung und Schutz vor der Automatisierung der Hafenarbeit. Laut Gewerkschaftschef Harold Daggett wurden die Lohnangebote von USMX als unzureichend zurückgewiesen. Die Arbeitgeber hatten am Montagabend eine Lohnerhöhung von 50 Prozent über sechs Jahre angeboten, doch dies reichte nicht aus, um eine Einigung zu erzielen.
Die Gewerkschaft fordert eine Gehaltserhöhung von 77 Prozent über die sechsjährige Laufzeit des Vertrags, um die Inflation und die jahrelangen geringen Erhöhungen auszugleichen. ILA-Mitglieder verdienen ein Grundgehalt von etwa 81.000 US-Dollar pro Jahr, aber einige können mit vielen Überstunden über 200.000 US-Dollar pro Jahr verdienen. Die Gewerkschaft verlangt zudem eine vollständige Ablehnung von Automatisierungsprojekten, die Arbeitsplätze gefährden könnten.
Die US-Regierung hat zwar Verhandlungen unterstützt, jedoch ein direktes Eingreifen abgelehnt. Präsident Joe Biden, der sich als gewerkschaftsfreundlich positioniert, hat eine Intervention durch den Taft-Hartley Act, der eine 80-tägige Abkühlungsphase erzwingen könnte, ausgeschlossen.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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