Hapag bricht 16% ein
Hafenstreik in den USA beendet: Einigung mit 62% Lohnerhöhung
Beim Streik der US-Hafenarbeiter wurde eine vorläufige Einigung erzielt, durch die die Kosten für die Reedereien massiv steigen werden. Ihre Kurse sacken weltweit deutlich ab.
- Vorläufige Einigung beendet Hafenstreik in den USA.
- Löhne steigen um 62%, Reedereien müssen Kosten tragen.
- Asiatische Reedereien verzeichnen deutliche Kursverluste.
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Der dreitägige Hafenstreik, der die US-Ost- und Golfküste von Maine bis Texas lahmgelegt hatte, ist beendet. Dies teilten beide Parteien am späten Donnerstag in einer Pressemitteilung mit. Nach intensiven Verhandlungen einigten sich die Dockarbeiter und Hafenbetreiber auf eine vorläufige Vereinbarung, die eine Lohnerhöhung von 62 Prozent über sechs Jahre vorsieht, berichteten mehrere US-Medien unter Berufung auf informierte Personen.
Die Lohnerhöhung bedeutet, dass die durchschnittlichen Stundenlöhne von rund 39 US-Dollar über die Vertragslaufzeit auf etwa 63 US-Dollar steigen werden. Der ursprüngliche Vorschlag der Arbeitgeber, die von der United States Maritime Alliance (USMX) vertreten werden, sah eine Erhöhung von 50 Prozent vor, während die Gewerkschaft der International Longshoremen's Association (ILA) eine Erhöhung von 77 Prozent gefordert hatte.
Die Kosten für die höheren Löhne tragen die Frachteigentümer und die Reedereien, die die Hafenterminals betreiben. Globale Giganten wie die dänische A.P. Moller-Maersk und die chinesische Cosco Shipping betreiben viele der Containerschiffe, die in den US-Häfen entladen werden.
Der Deal hat die Reedereien am Freitag weltweit auf Talfahrt geschickt. Cosco fielen in Hongkong um 7,3 Prozent, während die japanische Nippon Yusen 9,4 Prozent verlor. Das südkoreanische Unternehmen Pan Ocean verlor 5,4 Prozent. Titel der deutschen Hapag-Lloyd brachen bis Handelsschluss in Frankfurt 16 Prozent ein auf 138,70 Euro und für Maersk ging es in Kopenhagen 5,2 Prozent abwärts .
Die Reedereien, die während der Pandemie Rekordgewinne verzeichneten, werden entscheiden müssen, wie viel von den zusätzlichen Kosten sie an ihre Kunden weitergeben, also an die großen Einzelhändler, Hersteller und Landwirte, die über die Häfen an der Ost- und Golfküste importieren und exportieren.
Mit der Vereinbarung endet die größte Arbeitsniederlegung an US-Häfen seit 1977. Der Streik hatte den Schiffsverkehr an 36 wichtigen Häfen unterbrochen, darunter New York, Houston und Baltimore. Container mit lebensnotwendigen Gütern wie Lebensmitteln und Autoteilen blieben auf Schiffen liegen, was zu erheblichen Rückstaus führte. Laut Analysten hätte ein anhaltender Streik die US-Wirtschaft täglich etwa 5 Milliarden US-Dollar kosten können.
Die vorläufige Einigung sei "ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem starken Abkommen", sagte US-Präsident Joe Biden. "Tarifverhandlungen funktionieren", fügte er hinzu. Die Regierung hatte in den letzten Tagen erheblichen Druck auf die Verhandlungsparteien ausgeübt, um eine Einigung zu erzielen und die Versorgung insbesondere im Zuge der Hurrikan-Hilfsmaßnahmen sicherzustellen. Biden vermied es jedoch, den Streik mit staatlichen Maßnahmen zu beenden, um seine Unterstützung bei den Gewerkschaften im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im November nicht zu gefährden.
Die Einigung beinhaltet auch eine Verlängerung des aktuellen Tarifvertrags bis zum 15. Januar 2025. Bis dahin sollen weitere Verhandlungen geführt werden, um noch offene Punkte, wie den umstrittenen Einsatz von Automatisierung in den Häfen, zu klären. Gewerkschaftsführer Harold Daggett hatte zuvor betont, dass die Automatisierung die Arbeitsplätze der Hafenarbeiter bedrohe.
Obwohl der Streik beendet ist, bleibt die Sorge vor einer erneuten Eskalation bestehen. Wirtschaftsverbände fordern daher eine rasche Unterzeichnung eines endgültigen Vertrags, um ähnliche Störungen in Zukunft zu vermeiden.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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