Dividenden-Rakete
Petrobras will Hürden für Erhöhung der Ölförderung bis Jahresende ausräumen
Der brasilianische Ölriese Petrobras nähert sich einer Einigung im Steuerstreit mit der Regierung. Dann wäre die Bahn frei für einen umfangreichen Ausbau der Förderung und potenziellen Milliardeneinnahmen.
- Petrobras steht vor Einigung im Steuerstreit mit ANP.
- Tupi-Feld soll durch neue Bohrungen und FPSO wachsen.
- Einigung könnte 27 Jahre Betriebsverlängerung bringen.
- Report: 5 heiße Wetten für den Jahresendspurt!
Brasiliens staatlich kontrollierter Ölkonzern Petrobras steht kurz vor einer Einigung mit der brasilianischen Nationalen Agentur für Erdöl, Erdgas und Biokraftstoffe (ANP). Diese Übereinkunft könnte dem Unternehmen den Weg ebnen, um die umfangreiche Neuentwicklung des riesigen Tupi-Tiefwasserfeldes im Atlantik vor der Südostküste Brasiliens voranzutreiben.
Sylvia dos Anjos, Leiterin der Exploration und Produktion bei Petrobras, erklärte in einem Interview mit Bloomberg, dass die Lösung des langjährigen Steuerstreits noch vor Ende 2024 erwartet wird. "Wir rechnen damit, diese Belastung noch in diesem Jahr zu klären", sagte dos Anjos.
Sollte es zu einer Einigung kommen, könnte Petrobras neue Bohrungen sowie seismische Untersuchungen durchführen, um das volle Potenzial des Tupi-Feldes auszuschöpfen. Das Unternehmen erwägt zudem den Einsatz eines weiteren Produktionsschiffs, einer sogenannten FPSO (Floating Production, Storage and Offloading Unit), um die Produktion weiter auszubauen. Solche Anlagen können bis zu 4 Milliarden US-Dollar kosten und Jahre in der Fertigung beanspruchen, wie Cesar Cunha de Souza, Executive Manager für Ultra-Tiefwasser bei Petrobras, erläuterte.
Der Kurs der ADR von Petrobras in New York legte 0,7 Prozent zu auf 15,30 US-Dollar. Seit Jahresbeginn hat er 4,4 Prozent verloren, mit Blick auf die letzten 12 Monate aber 4 Prozent zugelegt. Mit einer Dividendenrendite von atemberaubenden 17,5 Prozent ist Petrobras unter risikoaffinen Dividenden-Investoren beliebt, wobei die starke Abhängigkeit der Geschäfte von politischen Entscheidungen für Verunsicherung sorgt.
Das Tupi-Feld ist von immenser Bedeutung für Petrobras und Brasilien. In den 2010er-Jahren machte es Brasilien zu einem der weltweit größten Ölproduzenten und lieferte dem Land hunderte Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen. Es lockte zudem internationale Ölkonzerne an, die Milliarden in die Erschließung der sogenannten Prä-Salz-Region investierten, einer Kampagne, die bis heute andauert. Im Jahr 2023 übertraf die Ölproduktion des Tupi-Feldes jene von Ländern wie Kolumbien, Venezuela, Großbritannien und Argentinien.
Um dem natürlichen Rückgang der Ölproduktion entgegenzuwirken, plant Petrobras eine umfassende Bohrkampagne und will so die Förderrate des seit über einem Jahrzehnt produzierenden Feldes zu steigern. "Wir werden Prozesse einleiten, um wesentlich mehr aus Tupi herauszuholen", sagte dos Anjos.
Eine zentrale Herausforderung bleibt jedoch der Steuerstreit mit der ANP. Petrobras argumentiert, dass Tupi und das angrenzende Cernambi-Feld separate Lagerstätten seien, während die ANP beide als eine Einheit betrachtet. Diese Einstufung hat Auswirkungen auf die Steuerlast, die für große Felder in Brasilien höher ist. Beide Parteien sind mittlerweile bereit, einen Kompromiss zu finden.
*ab 500 Euro Ordervolumen über gettex, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
Petrobras und seine Partner Shell und Galp Energia haben im Zuge des Streits insgesamt 14 Milliarden Reais (2,34 Milliarden Euro) zurückgelegt. Eine Einigung würde es dem Unternehmen ermöglichen, den Betriebsvertrag für Tupi um weitere 27 Jahre zu verlängern und so die nötigen Investitionen für das geplante Entwicklungsprogramm zu rechtfertigen.
Petrobras bleibt optimistisch und erwartet, dass die zusätzlichen Produktionskapazitäten und die Erschließung weiterer Felder in den kommenden Jahren dazu beitragen werden, Brasiliens Position als bedeutenden Ölproduzenten zu festigen und langfristig zu stärken.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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