Technische Analyse
Gold mit Gegenwind: Purzeln jetzt die Kurse?
Müssen sich Anleger auf fallende Goldpreise einstellen? Das Edelmetall steht sowohl von Seiten der Renditen als auch technisch unter Druck.
- Goldpreise unter Druck, Anleiherenditen steigen wieder.
- Technische Indikatoren zeigen bearish Divergenzen an.
- Korrekturgefahr wächst, Gewinnmitnahmen erwägen.
- Report: Tenbagger-Chance mit der nächsten BioNTech
Mit Blick auf die Kurstafeln haben Anleger von Gold in diesem Jahr bislang allen Grund zur Freude. Um 28 Prozent verteuerte sich das Edelmetall seit dem Jahreswechsel – und lief damit dem Aktienmarkt den Rang ab, der sich am Beispiel des US-Gesamtmarktindex S&P 500 um nicht minder beachtliche 19 Prozent steigern konnte.
Diese Outperformance ist auch das Ergebnis der globalen Zinswende, denn sinkende Anleiherenditen sorgen für niedrigere Opportunitätskosten des vor allem als Wertaufbewahrungsmittel geltenden Rohstoffes. Zusätzlich befeuert wurde die Rallye durch Rezessionsängste. Das ließ die Zinserwartungen der Anleger weiter sinken.
Statt Rücken- plötzlich Gegenwind?
Auf diesen Rückenwind kann sich Gold inzwischen nicht mehr verlassen. Wie die am vergangenen Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten gezeigt haben, ist der US-Stellenaufbau weiter robust. Der GDPNow-Tracker der Atlanta-Fed lässt für das laufende dritte Quartal ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent erwarten. Das hat Bond-Anleger dazu veranlasst, ihre Wetten auf Zinssenkungen zurückzuschrauben.
Das Ergebnis ist, dass die Renditen für US-Staatsanleihen wieder gestiegen sind und die Verzinsung von Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit das erste Mal seit vielen Wochen wieder auf über 4 Prozent zurückgekehrt ist. Das hat Spuren auch im Chart von Gold hinterlassen.
Gold hat Aufwärtsziel erreicht
Grundsätzlich hat sich Gold in den vergangenen Wochen nach Plan entwickelt und konnte dabei die prognostizierte Marke von 2.600 US-Dollar überwinden. Dabei profitierte das Edelmetall von seiner anhaltenden technischen Stärke.
Das Grundproblem der bearishen Divergenzen in den technischen Indikatoren RSI und MACD ist allerdings geblieben. Die haben für neue Rekordhochs noch immer keine eigenen Hochs erzielt, sodass die technische Bestätigung der jüngsten Rekordjagd ausgeblieben ist.
Für Kurse zwischen 2.650 und 2.680 US-Dollar pro Feinunze erreichte Gold außerdem die Oberkante des Aufwärtstrends, wo eine bislang auf hohem Niveau stattfindende Konsolidierung eingesetzt hat.
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Bearishe Divergenzen nehmen weiter zu
Dabei wirkte dem Anstieg der Anleiherenditen die Furcht vor einem Flächenbrand im Nahen und Mittleren Osten entgegen. Allerdings hat Gold durch die Abgaben der vergangenen Tage an technischer Stärke eingebüßt.
Der Relative-Stärke-Index ist von zwischenzeitlich überkaufen Niveaus zurückgekehrt und notiert jetzt neutral. Der Trendstärkeindikator MACD hingegen zeigt zwar weiterhin einen Aufwärtstrend von Gold an, da er im Plusbereich notiert. Gleichzeitig ist er unter die (rote) Signallinie gefallen, was den Verlust von Dynamik anzeigt und auf eine in den kommenden Wochen zähe Entwicklung hindeutet.
Gleichzeitig wächst angesichts der immer größer werdenden bearishen Divergenzen die Gefahr einer nachhaltigen Trendwende. Anleger, die den Anstieg von Gold bereits in den vergangenen Wochen und Monaten begleitet haben, sollten daher spätestens jetzt erste Gewinnmitnahmen erwägen.
Fazit: Korrekturgefahr wächst, auf Long-Einstiege verzichten
Neue prozyklische Kaufsignal würden sich in Gold für einen nachhaltigen Ausbruch aus dem Trendkanal der vergangenen Monate ergeben. Dann könnte sich die aktuelle Konsolidierung als Bullenflagge und damit als Fortsetzungssignal entpuppen. In diesem Fall könnte eine Aufwärtstrendbeschleunigung auch zu einer technischen Bestätigung der Rekordhochs führen.
Zur Unterseite gilt es aktuell vor allem den Bereich zwischen 2.500 und 2.550 US-Dollar im Blick zu behalten. Sollte Gold diesen nachhaltig unterschreiten, dürfte in den kommenden Monaten ein Test der 200-Tage-Linie bei derzeit 2.300 US-Dollar anstehen. Ein solches Szenario wäre vor allem für weiter steigende Anleiherenditen und einen wiedererstarkenden US-Dollar zu erwarten.
Da sich das Chance-Risiko-Verhältnis von Gold zunehmend zur Unterseite entwickelt, sollten Anleger nicht mehr versuchen, noch auf den Zug aufzuspringen, und auf Long-Einstiege verzichten.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*ab 500 Euro Ordervolumen, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
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