Downgrade der Kreditwürdigkeit
Es wird immer schlimmer: Boeing bald "Schrott"?
Die Anteile des Flugzeugbauers sind am Mittwoch auf ein neues Jahrestief gefallen. Anleihen von Boeing könnten bald Junk-Status erhalten.
- Boeing-Aktien fallen auf Jahrestief, 42% Verlust 2023.
- S&P warnt vor Herabstufung, Anleihen droht Junk-Status.
- Anleger sollten auf Airbus oder Embraer setzen.
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Der Absturz der US-Industrieikone Boeing schreitet immer schneller voran. Mit einem Verlust in Höhe von 42 Prozent seit dem Jahreswechsel ist im Dow-Jones-Index nur die Aktie von Halbleiterurgestein Intel schlechter, die sich um mehr als die Hälfte verbilligt hat.
Dominierten in der ersten Jahreshälfte vor allem gravierende Sicherheits- und Qualitätsmängel das Geschehen um den Konkurrenten von Airbus, setzen Boeing in der zweiten Hälfte Produktionsausfälle zu, die in den vergangenen Wochen durch umfangreiche Arbeitsniederlegungen verschärft wurden.
Der Schuldenberg türmt sich immer höher auf
Die niedrigeren Auslieferungszahlen erhöhen den Druck auf das finanziell ohnehin bereits angeschlagene Unternehmen, das auf Verbindlichkeiten in Höhe von fast 53 Milliarden US-Dollar sitzt. Dazu kommen 58,1 Milliarden US-Dollar sogenannter "Unearned Revenues", also Erlöse, die zwar verbucht wurden, für die von Seiten des Unternehmens aber noch keine Gegenleistungen erbracht wurden.
Angesichts der noch immer ungelösten Streiks sowie der angespannten Lage hat sich die Rating-Agentur S&P nun dazu veranlasst gesehen, eine Warnung gegenüber dem Unternehmen auszusprechen. Sollte Boeing seine Probleme nicht in den Griff bekommen, droht dem Konzern die Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit.
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Boeing-Anleihen könnten bald Schrottstatus erhalten
Gegenwärtig bewertet S&P Boeing mit "BBB-", das ist das niedrigste Rating, das noch als investierbar gilt. Sollte die Agentur mit ihrer Drohung ernst machen, und ihre Einschätzung auf die nächstniedrigere Stufe "BB+" korrigieren, würde das ein sogenanntes "Non-Investment Grade" bedeuten und die Anleihen des Unternehmens als "Junk" beziehungsweise Schrott gelten.
Als Grund auf seine eindringliche Mahnung verweist S&P darauf, dass der anhaltende Streik das Unternehmen gegenwärtig eine Milliarde US-Dollar pro Monat kostet, außerdem verbrennt Boeing nach Einschätzung der Agentur allein in diesem Jahr 10 Milliarden US-Dollar an Cash.
Doppelte Gefahr vergrault Anleger
Zwar kursieren am Mittwoch Medienberichte, wonach Boeing eine Kapitalerhöhung erwägt. Bereits in der vergangenen Woche sollen sich Unternehmensvertreter mit US-Großbanken wie Goldman Sachs, JPMorgan und der Bank of America getroffen haben, um geeignete Lösungen zu finden.
Doch das würde ein Downgrade der Kreditwürdigkeit nur um den Preis einer Verwässerung der Aktionärsstruktur verhindern, worüber Anleger ebenso wenig begeistert sind, wie über die Gefahr des Status als Junk. Dementsprechend reagiert die Aktie mit Verlusten von rund 3 Prozent.
Mehrjahrestief sorgt für frisches Verkaufssignal
Zeitweise waren die Abgaben sogar noch höher, was den Anteilen den niedrigsten Stand seit fast 2 Jahren einbrachte. Solche Mehrjahrestiefs gelten in der technischen Analyse als Verkaufssignale. Dieses sollten sich Anleger zu Herzen nehmen, denn um die Aktie ist es mit Blick auf den Kursverlauf und die schwache technische Indikation nicht gut bestellt.
Hinweise auf eine Trendwende gibt es derzeit keine, im Wochenchart zeigen sich noch keine bullishen Divergenzen, sodass mit fortgesetzten Verlusten zu rechnen ist. Die nächste Unterstützungszone liegt im Bereich von 120 bis 125 US-Dollar und wird aus den Bärenmarkttiefs 2022 gebildet.
Fazit: Anleger sollten auf die Konkurrenz setzen
Die Krisensituation, in der sich US-Flugzeugbauer Boeing befindet, droht sich weiter zu verschärfen, nachdem die Ratingagentur S&P angedroht hat, die Anleihen auf "Ramsch" herabzustufen. Die Aktie verbilligte sich daraufhin auf ein neues Jahrestief und sorgte so für ein technisches Verkaufssignal.
Für Anleger gibt es derzeit keinen einzigen guten Grund, hier investiert zu sein. Wer gegenüber der boomenden Luftfahrt Exposure sucht, sollte sich lieber bei Airbus oder dem brasilianischen Mitbewerber Embraer engagieren. Auch Zulieferer wie MTU Aero Engines oder Rolls Royce dürften auf absehbar lange Zeit besser performen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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