US-Verschuldung
Die Ära der Dominanz des US-Dollars könnte enden, warnt Taleb
Der US-Dollar verliert seinen Status als wichtigste Währung an Gold und andere Anlagen, warnt Finanzexperte Nassim Taleb. Die "Konfiszierung" russischer Güter und andere Politik-Fehlgriffe hätten die Tendenz verschärft.
- US-Dollar verliert an Bedeutung, Gold gewinnt an Wert.
- Sanktionen gegen Russland beschleunigen den Trend.
- Vertrauen in US-Dollar schwindet, Schuldenproblem wächst.
- Report: Nach Nvidia: 5 KI-Revolutionäre aus der zweiten Reihe!
Der bekannte Finanzexperte und Risikoforscher Nassim Taleb, der für sein Buch über so genannte "schwarze Schwäne" (unvorhersehbare Ereignisse) berühmt wurde, äußert sich besorgt über die zukünftige Rolle des US-Dollars im globalen Finanzsystem.
Die westlichen Sanktionen gegen Russland, die nach der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 verhängt wurden, seien einer der zwei größten finanziellen Fehler des 21. Jahrhunderts gewesen, erklärte Taleb in einem Interview mit Bloomberg TV. Die Entscheidung, russische Vermögenswerte einzufrieren, sei aus Gerechtigkeitsperspektive vielleicht nachvollziehbar, letztendlich handele es sich jedoch um eine "Konfiszierung".
Diese Maßnahmen würden "die Menschen nicht dazu ermutigen, in das System zu investieren", warnte Taleb. "Das schadet den Vereinigten Staaten enorm", fügte er hinzu. Während der US-Dollar nach wie vor in 88 Prozent aller Devisentransaktionen verwendet wird und als dominantes Zahlungsmittel gilt, sieht Taleb eine schleichende Erosion seiner Rolle als weltweite Reservewährung.
Der Anteil des US-Dollars an den globalen Reserven ist von 71 Prozent im Jahr 2000 auf heute 58 Prozent gesunken. Die Sanktionen gegen Russland haben diesen Trend beschleunigt, da viele Länder begonnen haben, nach Alternativen zum US-Dollar zu suchen. Dabei haben sich Zentralbanken weltweit insbesondere dem Gold zugewendet.
Taleb ist besonders besorgt über die Auswirkungen auf das Vertrauen in die US-Währung. "Menschen führen nominal Geschäfte in US-Dollar durch, aber sie speichern ihr Vermögen nicht mehr in US-Dollar, und das ist das Problem", erklärte er.
Dieser "Entdollarisierungstrend" wird durch die steigende US-Staatsverschuldung weiter verschärft, insbesondere durch die wachsenden Zinszahlungen, die das Defizit verschlimmern. Da die Ausgaben der US-Regierung die Einnahmen weiterhin bei weitem übersteigen, muss das Finanzministerium mehr Anleihen ausgeben, von denen viele von ausländischen Investoren gekauft werden.
Taleb befürchtet, dass ausländische Investoren in Zukunft möglicherweise zögern könnten, US-Schulden zu finanzieren, wenn das Vertrauen in die Sicherheit von US-Dollar-Anlagen weiter schwindet.
Darüber hinaus kritisierte Taleb die aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten und bezeichnete sie als fragiler denn je. Er wies darauf hin, dass ein Großteil der jüngsten Rally des S&P 500 auf die Spekulationen um Künstliche Intelligenz (KI) und einige wenige Tech-Giganten zurückzuführen ist. Während KI ein großes Potenzial biete, warnt Taleb, dass die aktuellen Marktführer möglicherweise nicht diejenigen sind, die langfristig von diesem Wachstum profitieren werden.
Sein Kollege Mark Spitznagel, ebenfalls ein prominenter Investor, ergänzte kürzlich, dass die aktuelle Marktlage, insbesondere das Aufheben der Zinskurveninversion, ein Warnsignal für einen bevorstehenden Abschwung sei. Spitznagel sieht die Märkte nun in "Black-Swan-Territorium" eintreten – eine Zone unvorhersehbarer Risiken, in der große Umwälzungen nicht mehr weit entfernt sind.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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