Lagarde bleibt sich treu
EZB senkt Zinsen: "Weg für eine schnellere Normalisierung der Geldpolitik frei"
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins am Donnerstag auf 3,25 Prozent gesenkt. Es ist die dritte Zinssenkung in diesem Jahr.
- EZB senkt Leitzins um 1 Prozentpunkt auf 3,25%.
- Inflation in Eurozone fiel auf 1,8%, unter 2%-Ziel.
- Wachstumsaussichten gedämpft, BIP-Prognose auf 0,8%.
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Die Märkte hatten diesen Schritt erwartet, nachdem die EZB auf geringere Inflationsrisiken und schwächere Wachstumsaussichten hingewiesen hatte. Der EZB-Rat erklärte nach der Entscheidung, der Disinflationsprozess sei "auf einem guten Weg". Dies ist die bisher optimistischste Einschätzung im laufenden Zyklus. Die Inflationserwartungen wurden auch durch die jüngsten schwachen Konjunkturdaten beeinflusst.
Im September sank die Inflation in der Eurozone auf 1,8 Prozent und fiel damit erstmals seit 3 Jahren unter das 2-Prozent-Ziel der EZB. Trotzdem warnte die Notenbank vor Risiken und erwartet, dass die Inflation in den kommenden Monaten wieder steigen und 2024 ihr Zielniveau erreichen wird.
Diese Zinssenkung ist die erste Serie aufeinanderfolgender Senkungen seit Dezember 2011. Die Erwartung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik hatte sich seit der Sitzung am 12. September verstärkt. Marktteilnehmer rechneten nur noch mit einer Zinssenkung, nachdem ursprünglich 2 erwartet wurden.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte, dass die jüngsten Daten "unser Vertrauen stärken würden, dass die Inflation bald auf ihr Ziel zurückkehren wird". Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Wachstumsaussichten. Die EZB senkte im vergangenen Monat ihre Prognose für das BIP-Wachstum der Eurozone 2024 auf 0,8 Prozent. Schwäche in großen Volkswirtschaften wie Deutschland und Frankreich belastet weiterhin die Marktstimmung.
Mark Wall, Chefvolkswirt für Europa bei der Deutschen Bank, sieht darin möglicherweise einen Wendepunkt:
Es besteht die Möglichkeit, dass die heutige Entscheidung den Weg für eine schnellere Normalisierung der Geldpolitik ebnen könnte.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
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