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    Air Berlin / IPO  2837  0 Kommentare Bei Überreizung Gefahr eines Crashkurses

    Noch bis zum 4. Mai können Anleger Aktien der Fluggesellschaft Air Berlin zeichnen. Einen Tag später soll die Erstnotiz im Amtlichen Handel stattfinden. Aufgrund des so genannten „Decoupled Bookbuilding“ (von der Roadshow losgelöstes Preisfindungsverfahren) standen sowohl das Emissionsvolumen als auch die Preisspanne gerade erst zum Redaktionsschluss fest. Auf diese Bewertung jedoch wird es ankommen, wenn der verlustträchtige Carrier keine Bruchlandung aufs Parkett legen will.

    Börsengang

    Der Börsengang wird von einem umfassenden Konsortium aus Commerzbank, Morgan Stanley, NordLB und Société Générale begleitet. Das Emissionsvolumen setzt sich aus einer Kapitalerhöhung um maximal 350 Mio. Euro sowie 23,33 Mio. Aktien aus Alteignerbesitz zusammen, insgesamt also 758 Mio. Euro, zuzüglich weiterer 6,5 Mio. Aktien vom Board of Directors im Rahmen einer Überzeichnungsreserve. Neue Flieger (rund 60 Flugzeuge werden bis 2011 angeliefert), neue Flugstrecken und leichte Verbesserungen des Flughafens sollen mit dem Emissionserlös finanziert werden. Dieser dürfte aber aufgrund des relativ spärlichen Umfangs der Kapitalerhöhung nicht allzu üppig ausfallen, zumal das als britische plc firmierte Unternehmen rund ein Sechstel des Erlöses in Form von Gebühren und Provisionen an die Banken abführen muss, zuzüglich einer Fixsumme zur Befreiung von der englischen Börsenumsatzsteuer.

    Geschäft und Marktumfeld

    Etwa 130 Flugrouten haben die Berliner im Angebot, wovon Mallorca für die Deutschen eine der beliebtesten zu sein scheint. Air Berlin gilt zwar als Billig-Flieger, dies – im Gegensatz zu vielen anderen Fluglinien – aber nicht auf Kosten des Services. Mit 13,5 Mio. verkauften Sitzplätzen sahen die Berliner 2005 eine Steigerung um knapp 12 % gegenüber dem Vorjahr. Im 1. Quartal des laufenden Jahres lag das Wachstum bei 8 bis 9 %.

    Zahlen

    Air Berlin flog in den letzten beiden Jahren allerdings Verluste ein: 3 Mio. Euro 2004 und 116 Mio. Euro im Jahr 2005. Gründe hierfür waren steuerliche Aspekte sowie die Umstellung auf IFRS. Ob die vom Konsortialführer veranschlagten 50 Mio. Euro Nettogewinn im laufenden Jahr aber realistisch sind, ist eine andere Frage.

    Die Fixkosten lassen sich bei den Fluggesellschaften nicht so einfach absenken, zumal der Verdrängungswettbewerb mit harten Bandagen geführt wird. Die Treibstoffpreise konnten im laufenden Jahr zwar gut „gehedgt“ werden, jedoch muss jedes Absicherungsgeschäft auch irgendwann verlängert werden (oder es läuft aus). Der Erdölpreis hingegen marschierte jüngst auf Rekordhöhen. Die avisierten Umsatzsteigerungen von 15 bis 20 % auf Sicht der nächsten Jahre sind zwar realistisch, fraglich bleibt nur, ob die Erträge – so es denn welche sein werden – hier auch nur annähernd werden mitziehen können.

    Peer Group

    Vergleiche, beispielsweise mit easyJet oder der irischen Ryanair, zeigen deren Profitabilität im Gegensatz zu den Deutschen auf. Aufgrund der mangelnden Profitabilität wird Air Berlin bzw. deren Bankenkonsortium gut beraten sein, einen angemessenen Emissionsabschlag vorzunehmen, der bei 20 % gegenüber Ryanair liegen dürfte. Da Air Berlin in den kommenden Jahren ihren Cashflow für die Anschaffung der neuen Flugzeuge aufwendet, bleibt wenig Geld für Anderes, geschweige denn Dividenden. Die Berliner dürften aber schon bei der nächsten Indexumbesetzung mittels Fast Entry-Regelung in den MDax aufrücken.

    Fazit

    Auch Wacker Chemie überzeugte fundamental keineswegs bei ihrem Börsengang Anfang April. Dennoch liegt der Kurs heute 35 % über dem Ausgabepreis. Ähnlich könnte es bei Air Berlin laufen, weil die MDax-Aufnahme als sicher gelten kann. Da das Pricing im Rahmen des Erwarteten lag, sollten Anleger zeichnen und danach beizeiten Kurs- bzw. Zeichnungsgewinne mitnehmen.

    Für die Inhalte ist die Redaktion des Performaxx-Anlegerbriefs verantwortlich. Der Performaxx-Anlegerbrief zählt mit einer Musterdepotperformance von über 619 % (seit 1.1.2001) zu Deutschlands erfolgreichsten Börsenbriefen.

    Verfasst von 2Performaxx
    Air Berlin / IPO Bei Überreizung Gefahr eines Crashkurses Noch bis zum 4. Mai können Anleger Aktien der Fluggesellschaft Air Berlin zeichnen. Einen Tag später soll die Erstnotiz im Amtlichen Handel stattfinden. Aufgrund des so genannten „Decoupled Bookbuilding“ (von der Roadshow losgelöstes …

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