Neues Verkaufssignal
Dieser frühere Börsenstar stürzt immer weiter ab
Die Aktie des Alzheimer-Hoffnungsträgers Biogen ist auf ein neues Mehrjahrestief abgestürzt. Hoffnungen auf eine rasche Trendwende gibt es kaum.
Willkommen zum Smartbroker+ Chart der Woche – Biogen
Mit einem für 2024 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,2 ist die Aktie von US-Biotechunternehmen Biogen aus der Perspektive der Fundamentalanalyse äußerst günstig bewertet. Auch bei vielen anderen Kennziffern kann die Aktie überzeugen – sowohl gegenüber dem eigenen Fünfjahresdurchschnitt als auch dem Mittel der Vergleichsgruppe.
Zu einem guten Investment macht das die Anteile jedoch noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Wer einen Blick auf den Chart des einstigen, für sein Alzheimer-Präparat Aducanumab gefeierten Börsenstars wirft, der erkennt, dass es sich bei der Aktie um eine sogenannte Value-Trap, eine „Schnäppchenfalle“, handelt.
Darunter werden Wertpapiere verstanden, die vermeintlich günstig sind, ihre anhaltenden Abwärtstrends aber nichtsdestotrotz fortsetzen – meist aus gutem Grund. Bei Biogen ist das eine rückläufige Geschäftsentwicklung. Erst im vergangenen Quartal konnte das Unternehmen das erste Mal seit vier Jahren ein kleines Umsatzplus vorweisen. Für eine nachhaltige Trendwende dürfte das allerdings kaum genügen.
Biogen Chartsignale
- Neues Mehrjahrestief: Die Aktie ist auf den tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren gefallen. Solche Tiefs gelten in der technischen Analyse als starke Verkaufssignale.
- Technischer intakter Trend: Neben der Aktie selbst notieren auch die technischen Indikatoren in Abwärtstrends und bestätigen diesen somit.
- Keine bullishen Divergenzen: Anzeichen für eine Trendwende gibt es aktuell keine, es fehlen beispielsweise bullishe Divergenzen in RSI und MACD.
- Prozyklisches Kaufsignal in weiter Ferne: Prozyklische Buy-Trigger liegen bei etwa 230 und 250 US-Dollar. Bis dorthin ist es noch ein weiter Weg.
Absturz eines einst gefeiert Börsenstars
Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass bis 2050 weltweit rund 140 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt sein werden. Allein in Deutschland ist aufgrund der alternden Bevölkerung mit einer gleichzeitig immer höheren Lebenserwartung mit drei Millionen Patientinnen und Patienten zu rechnen.
Die für Demenz verantwortliche Erkrankung sorgt dabei nicht für großes Leid unter den Betroffenen und ihr persönliches Umfeld, sondern auch für gewaltige volkswirtschaftliche Schäden. Eine 2019 veröffentlichte Studie schätzt den Schaden (inklusive Folgekosten) hierzulande auf bis zu 195 Milliarden Euro im Jahr 2060. Das entspricht der aktuellen Wirtschaftsleistung von Berlin. Weltweit könnten die finanziellen Auswirkungen von Alzheimer und Demenzerkrankungen bis zur Jahrhundertmitte in Billionenhöhe gehen.
Biogen gelang 2021 eine (umstrittene) Erstzulassung
Sowohl an akuten als auch vorbeugenden Präparaten und Therapien wird deshalb schon seit längerem geforscht. Wirkliche Durchbrüche sind bislang jedoch kaum gelungen. Der erste Wirkstoff, der 2021 eine Zulassung erhalten hatte, war Aducanumab, das von Biogen entwickelt wurde.
Allerdings war diese Entscheidung umstritten, in der EU hat der unter dem Handelsnamen Aduhelm vertriebene Wirkstoff nie eine Zulassung erhalten. Inzwischen ist das Präparat vom Markt genommen und Biogen hat im vergangenen Jahr das Folgemedikament Lecanemab vorgestellt, das bereits über eine Zulassung in den USA verfügt. In der EU steht sie allerdings noch aus.
Erst Begeisterung, dann ein tiefer Fall
Die Begeisterung darüber, dass 2021 überhaupt erstmals ein Wirkstoff zur Verfügung stand, kannte damals kaum Grenzen. Die Aktie schoss auf ihr bis heute gültiges Allzeithoch von 468,55 US-Dollar. Seither gestaltet sich die Kursentwicklung schwierig, da Aduhelm sowohl hinter den therapeutischen als auch den finanziellen Hoffnungen zurückblieb.
Zwar startete zwischen Herbst 2022 und dem Sommer 2023 ein Erholungsversuch der Aktie. Inzwischen bestimmt aber eine Fortsetzung des Abwärtstrends das Kursgeschehen, dass seit rund eineinhalb Jahren als Trendkanal mit fallenden Kursen beschrieben werden kann. Der anhaltende Verkaufsdruck hat zuletzt zum Unterschreiten des Unterstützungsbereiches zwischen 200 und 190 US-Dollar geführt – und infolgedessen zum tiefsten Stand seit 2013.
Neues Verkaufssignal nach tiefstem Stand seit mehr als 10 Jahren
Solche markanten Tiefs gelten in der technischen Analyse als starke Verkaufssignale, weswegen mit einem Anhalten der Verlustserie zu rechnen ist. Unterstützt wird diese These durch die technische Indikation, denn sowohl der Relative-Stärke-Index (RSI) als auch der Trendstärkeindikator MACD handeln ihrerseits ebenfalls in Abwärtstrends und bestätigen somit die Nachhaltigkeit des Kursverfalls in der Aktie von Biogen.
Hinweise auf eine zeitnahe Trendwende liefert der Chart keine. Erstens fehlt es an belastbaren Unterstützungen und zweitens liegen auch keine bullishen Divergenzen vor, die auf eine solche hindeuten könnten. Zwar haben sich im MACD höhere Tiefs ergeben, diesen stehen aber tiefere Hochs sowohl im RSI als auch im MACD gegenüber. Der notiert außerdem sowohl unterhalb der Nulllinie als auch der Signallinie, was auf eine zu erwartende Beschleunigung des Abwärtstrends hinweist.
Prozyklische Signale in weiter Ferne
Für einen antizyklischen Einstieg in den Alzheimer-Hoffnungsträger dürfte es daher noch deutlich zu früh sein. Für prozyklische Engagements wiederum sind die Einstiegsmarken weit entfernt. Für eine erste Verbesserung der Gesamtlage würde das Überschreiten der Abwärtstrendoberkante sowie der 50-Tage-Linie sorgen, die aktuell bei rund 230 US-Dollar liegen. Eine nachhaltige Trendwende dürfte indessen erst oberhalb von 250 US-Dollar wahrscheinlich werden. Allein hierfür müsste sich die Aktie derzeit um mehr als ein Drittel verteuern.
Positiver Analystenkonsens schon seit zwei Jahren wirkungslos
Geht es nach den Wall-Street-Analysten, wäre das Kurspotenzial nach dem Auslösen eines nachhaltigen Buy-Triggers weitestgehend ausgeschöpft, denn im Mittel sehen diese den fairen Wert der Aktie bei knapp 265 US-Dollar, was einer Upside von etwa 46 Prozent entspricht. Von insgesamt 35 Experten ist die Aktie derzeit 25 Mal zum Kauf empfohlen.
Das allerdings verfügt über nur wenig Aussagekraft, denn der Konsens wechselte bereits im September 2022 von neutral zu positiv, was den Preisverfall aber nicht aufhalten konnte. Eine Chance, die Value-Falle zu verlassen, haben Anleger mit der Aktie erst, wenn einerseits die Geschäftsentwicklung wieder positiv ist und einen Turnaround erkennen lässt und andererseits die Anteile einen nachhaltigen Boden gefunden haben. Bis es so weit ist, könnte angesichts der ausgeprägten technischen Schwäche noch einige Zeit ins Land gehen.
Biogen auf einen Blick
- ISIN: US09062X1037
- Börsenwert: 24,5 Mrd. €
- Dividendenrendite: -
- KGVe 2024: 11,2
- Durchschnittliche Analystenempfehlung: Kaufen
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
Disclaimer: Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.
Bei den vorliegend dargestellten Informationen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Finanzanalyse genügt bzw. nicht in Einklang mit Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt wurde und auch keinem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen unterliegt.
Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Simulation oder Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen.
Die angebotenen Beiträge stellen weder ein Angebot noch eine Beratung, Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder Halten irgendeiner Finanzanlage dar, weil sie die persönlichen Verhältnisse des Kunden nicht berücksichtigen. Sie dienen lediglich Ihrer Information und der Unterstützung Ihrer selbständigen Anlageentscheidung.
Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers ab und kann künftig Änderungen unterworfen sein.
Ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG ist grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden und ein Totalverlust des investierten Kapitals kann nicht ausgeschlossen werden. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Anleger sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren.