Interview der Woche

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    Dudenhöffer: ist Mercedes-Benz auf dem Weg zum Sanierungsfall?

    Ferdinand Dudenhöffer vom Car Center Automotive Research spricht bei wO TV über die China-Sorgen von Deutschlands Premium-Marke Nr. 1.

    Für Sie zusammengefasst
    • Mercedes hat Probleme im China-Geschäft, Nachfrage schwach.
    • Luxusstrategie könnte überdacht werden, A-Klasse Rückkehr.
    • Tesla punktet mit niedrigeren Produktionskosten und Mainstream.
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    Interview der Woche - Dudenhöffer: ist Mercedes-Benz auf dem Weg zum Sanierungsfall?

    wallstreetONLINE: Herr Dudenhöffer, Mercedes Benz hat kürzlich eine EBIT Marge von 4,7 Prozent gemeldet, was im Vergleich zur Konkurrenz und den eigenen historischen Werten als Rückschritt gilt. Was steckt ihrer Meinung nach hinter diesem Margenverlust bei Mercedes Benz?

    Ferdinand Dudenhöffer: Mercedes hat ein sehr schwieriges China-Geschäft. Dort werden eben die preiswerten Fahrzeuge, die hochwertigen Fahrzeuge, die S-Klasse, die EQS und so weiter verkauft in großen Stückzahlen. Da scheint es so zu sein, dass die Nachfrage nach diesen Fahrzeugen sehr, sehr schlecht ist.

    Zusätzlich sieht man, dass die Elektroautos in China schlecht punkten von den Europäern. Das gilt natürlich auch für Mercedes, für die hochwertigen Fahrzeuge wie EQS, EQE und so weiter. Und das führt dazu, dass Mercedes in seiner Luxusstrategie das untere Ende fast aufgegeben hat und am oberen Ende jetzt agiert. Aber dieses Agieren ist deutlich schwerer geworden, dadurch, dass chinesische Unternehmen sehr attraktive Fahrzeuge bauen, die im starken Wettbewerb zu den Oberklassefahrzeugen der deutschen Autobauer stehen.

    wallstreetONLINEIst es deswegen erforderlich, dass Mercedes seine Luxusstrategie, die auf hochpreisige Fahrzeuge setzt, aufgibt oder ergänzt, um im schnell wachsenden Elektroautomarkt in China auch im unteren Segment mithalten zu können. Ist das eine Option?

    Ferdinand Dudenhöffer: Ich glaube, das wird so kommen. Was man hört, ist, dass man wieder darüber nachdenkt, ein A Klasse Modell in dem Modellpalette aufzunehmen. Es ist einfach so: Wenn man eine Luxusstrategie macht und Stück für Stück von unten aufbaut, dann hat man ein Fundament. Ein Fundament meinetwegen über Ferrari oder andere, die Stück für Stück in größere Stückzahlen, aber nicht zu große Stückzahlen laufen und damit Innovationen, technischen Vorsprung für ihre Kundengruppe darstellen können.

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    Wenn sie 2 Millionen Autos bauen oder mehr als 2 Millionen Autos weltweit verkaufen und dann die Preise relativ stark für ihre Kundengruppe steigern, um im Exklusivbereich zu sein, und den unteren Bereich wegschneiden, dann kann es durchaus sein, dass viele Kunden diese Preisprünge nicht mehr mitmachen.

    2 Millionen ist eine große Zahl. Ob die wirklich in diesem engen Luxusmarkt langfristig darstellbar ist, das muss man sehen. Ich glaube eher nicht, deshalb macht es Sinn, die Luxusstrategie zu überdenken. Die Luxusstrategie war das Kernelement der neuen Strategie von dem Vorstandsvorsitzenden Ola Kallänius. Die jetzt zurückzunehmen wäre natürlich schon ein Zeichen dafür, dass Strategien angepasst werden müssen.

    wallstreetONLINE: Lassen sie uns nochmal bei der EBIT-Marge bleiben. 4,7 Prozent ist sie bei Mercedes, hatten wir ja gesagt. Also nahezu das Doppelte, nämlich 10,8 Prozent ist die EBIT-Marge bei Tesla. Was macht denn Tesla besser und wie relevant sind diese Unterschiede für den langfristigen Erfolg von Mercedes Benz?

    Ferdinand Dudenhöffer: Tesla hat ein Produktionssystem, bei dem man mit guten Margen arbeiten kann. Dadurch, dass man dieses sogenannte Gigacasting macht, also große Struktur, Bauteile in einem Arbeitsgang macht, senkt man sehr stark und deutlich die Produktionskosten. Zum zweiten ist es bei Tesla so, dass man eine überschaubare Modellvielfalt hat. Bei vielen Premiumherstellern ist die Modellvielfalt sehr, sehr groß geworden.

    Das heißt, sie haben zusätzliche Produktionskosten und dann ist die Frage: Entscheiden sich die Kunden wirklich für diese Nischen und wie wichtig sind die Nischen oder ist besser im Mainstream? Also Tesla ist im Mainstream. Tesla ist sehr gut in der Elektromobilität. Das ist bekannt bei den Kunden in China, aber in Amerika, aber auch in Europa und daraus gewinnt Tesla seine Stärke.

    Überraschend, wie stark Tesla, obwohl die Elektromobilität zurückgeht in Europa und in USA, sich nicht weiterentwickelt, mit diesen großen Überschusskapazitäten, die man heute noch hat, zurechtkommt. Also es ist erstaunlich, was Elon Musk abgeliefert hat im dritten Quartal.

    wallstreetONLINE: Viele Analysten fordern ja, dass Mercedes mehr Engineering Spirit an den Tag legen müsse, ähnlich wie Tesla, BYD oder Xiaomi. Wie könnte das denn für Mercedes Benz praktisch aussehen und welche Schritte wären dazu nötig?

    Ferdinand Dudenhöffer: Der Zukunftsmarkt ist China, nicht nur von der Nachfrageseite, sondern auch von der Entwicklungsseite. Was wir heute sehen ist, dass die Modelle, die Zukunftsautos und damit auch die Prämien und Luxusfahrzeuge immer stärker in China...

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