Absturz nicht mehr aufzuhalten
Super Micro Computer: Rette sich wer kann!
Der KI-Server-Hersteller hat am Dienstagabend seine vorläufigen Quartalszahlen vorgelegt. Diese können den Absturz der Aktie jedoch nicht aufhalten.
- Super Micro Computer enttäuscht mit Quartalszahlen.
- Umsatz und Gewinn unter Erwartungen, Ausblick schwach.
- Anleger flüchten, Aktie verliert bis zu 18 Prozent.
- Report: Treibt Nvidias KI-Boom den Uranpreis?
Die Anspannung vor den Zahlen von KI-Gewinner Super Micro Computer war angesichts des sich zuspitzenden Skandals um gefälschte Bilanzen sowie Berichten darüber, dass Nvidia damit begonnen hat, seine Lieferkette neu zu organisieren und eigentlich für den Serverhersteller bestimmte Aufträge neu zu vergeben, groß.
Einige mutige Anlegerinnen und Anleger wagten sich am Dienstag dennoch aus der Deckung, sodass die Aktie unmittelbar vor der Vorlage des Geschäftsberichtes Kursgewinne von 6,4 Prozent verzeichnen konnte – die sind am Mittwoch jedoch bereits wieder dahin, da das Unternehmen Antworten auf wichtige Fragen schuldig blieb.
Tipp aus der Redaktion: Der KI-Markt wird nach Schätzungen von Experten bis 2032 auf ein Volumen von 1,3 Billionen US-Dollar anwachsen. Davon könnten nach dem Sensationserfolg von Nvidia vor allem Titel aus der zweiten Reihe profitieren. Welche das sind, erfahren Sie in unserem kostenlosen Spezialreport!
Umsatz und Gewinn klar den Erwartungen
Seinen Erlös gab Super Micro Computer für das abgelaufene Quartal mit 5,9 bis 6,0 Milliarden US-Dollar an. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr zwar einen Anstieg von bis zu 183 Prozent, liegt aber deutlich unter der oberen Spanne von 7 Milliarden US-Dollar, die das Unternehmen im vorangegangenen Quartal als Ziel angegeben hatte. Auch die Erwartungen der Analysten, die auf einen Umsatz in Höhe von 6,79 Milliarden US-Dollar getippt hatten, wurden damit klar verfehlt.
Den bereinigten Gewinn pro Aktie bezifferte das Unternehmen auf 0,75 bis 0,76 US-Dollar, was trotz der verfehlten Umsatzerwartung um bis zu 2 Cent über den Schätzungen liegt. In seiner Pressemitteilung wies der Konzern allerdings ausdrücklich darauf hin, dass es sich hierbei um vorläufige Ergebnisse handelt, die "Gegenstand von Veränderung" sein können.
Enttäuschender Geschäftsausblick
Der Ausblick auf das kommende Quartal sorgte für Enttäuschung auf ganzer Linie. Das Management plant mit Erlösen in Höhe von 5,5 bis 6,1 Milliarden US-Dollar, Analysten hatten hier jedoch mit 6,79 Milliarden US-Dollar gerechnet.
Den daraus erwarteten Gewinn schätzt Super Micro Computer auf 0,56 bis 0,65 US-Dollar pro Aktie. Die Mittelpunktschätzung von 0,61 US-Dollar liegt somit ebenfalls deutlich unter der Markterwartung von 0,80 US-Dollar. Der schwache Ausblick zeigt, dass der gewaltige Vertrauensverlust gegenüber dem Unternehmen schon jetzt zu einer absehbar schwächeren Geschäftsentwicklung führen wird.
Anleger flüchten aus der Aktie
Was die Vorwürfe des Bilanzbetrugs betrifft, beteuerte das Unternehmen, keine Unstimmigkeiten in seinen Büchern erkannt zu haben. Einen Zeitplan für die Veröffentlichung des noch immer auf sich warten lassenden Berichts für das vergangene Geschäftsjahr konnte das Management jedoch nicht präsentieren.
Wenngleich bekräftigt wurde, dass man alles erdenklich Mögliche tun möchte, um die Regeln für einen Verbleib an der Technologiebörse Nasdaq einhalten zu können, ist unklar, wie das gelingen soll, ohne dass Super Micro Computer einen beglaubigten Finanzbericht vorgelegt.
Dementsprechend gnadenlos war das Votum der Anleger, die die Aktie in der US-Nachbörse mit Verlusten in Höhe von 15 Prozent abstraften. Trotz der durch den mutmaßlichen Sieg Donald Trumps ausgelösten Euphorie am Gesamtmarkt gelingt den Anteilen auch am Mittwoch keine Erholung. Im Gegenteil weitet das Papier seine Verluste in der Vorbörse sogar auf inzwischen knapp 18 Prozent aus.
Fazit: Was hochkommt, kommt auch wieder runter
Der Absturz von Super Micro Computer dürfte nach dem Dienstagabend anhalten, denn erstens ist die mutmaßliche Geschäftsentwicklung deutlich schwächer als erwartet – und das auch in Zukunft. Und zweitens hatte das Unternehmen nichts Belastbares vorzuweisen, um die Glaubwürdigkeitskrise zu adressieren und sicherzustellen, dass man nach 2018 nicht zum zweiten Mal von der Nasdaq fliegt.
Wer hier als Anleger noch investiert ist, sollte seine verbliebenen Schäfchen schnellstmöglich ins Trocken bringen. Alle übrigen Investoren machen um Super Micro Computer einen großen Bogen. Ohne beglaubigten Finanzbericht ist völlig unklar, was das Unternehmen überhaupt wert ist.
Wer sich bei KI-Servern engagieren möchte, sollte das besser mithilfe der Aktien von Dell, Lenovo oder Hewlett-Packard Enterprise (HPE) tun.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*zzgl. marktüblicher Spreads und Fremdkosten
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte