Neuer Handelsstreit voraus?
Nach Trumps Wahlsieg: China-Aktien brechen ein!
Chinesische Basiswerte reagieren mit empfindlichen Kursverlusten auf die Wiederwahl von Donald Trump. Anleger befürchten einen neuen Handelskrieg.
- Chinesische Aktien fallen stark nach Trumps Wiederwahl.
- Furcht vor Handelskrieg und hohen Importzöllen wächst.
- Anleger sollten Nachrichtenlage genau beobachten.
- Report: 5 heiße Wetten für den Jahresendspurt!
Das ging schneller als erwartet! Dank eines in diesem Wahlzyklus weitestgehend ohne besondere Vorkommnisse auskommenden Auszählungsvorgangs und eines klaren Votums der US-amerikanischen Wählerinnen und -Wähler steht Donald Trump bereits seit dem frühen Mittwochmittag als der neue alte Präsident der Vereinigten Staaten fest.
Rund um den Globus verlieren Anleger keine Zeit, ihre Depots entsprechend neuauszurichten. Während US-amerikanische Wertpapiere mit starken Kursaufschlägen gehandelt werden – hier wird auf eine Senkung der Unternehmenssteuer sowie laxe Regulierungsvorschriften gewettet – geht es an exportorientierten Märkten bergab. Hier ist die Furcht vor einer zunehmend protektionistischen und isolationistischen Haltung der USA groß.
Zölle auf 60 Prozent? Es droht ein neuer Handelskrieg!
Besonders hart trifft es nach den in den vergangenen Monaten gebetsmühlenartig wiederholten Drohungen gegen die Volksrepublik China Basiswerte aus dem Reich der Mitte. Trump hatte mehrfach angekündigt, die Importzölle auf chinesische Waren dramatisch zu erhöhen, um Steuersenkungen finanzieren zu können. Auf bis zu 60 Prozent könnten sich Importzölle künftig belaufen.
Schon am Mittwochmorgen, als sich ein möglicher Wahlsieg des Ex-Präsidenten in den Auszählungsergebnissen immer deutlicher abzeichnete, knickte der Markt sowohl in Hongkong als auch an festlandchinesischen Handelsplätzen an. Der Hang Seng ging mit Verlusten von über 2 Prozent aus dem Handel. Dieser Trend verfestigt sich nun auch bei an US-Börsen notierten Werten.
Ähnlich wie am deutschen und europäischen Markt trifft es Fahrzeughersteller besonders hart. Gaben die Anteile von BYD schon in Hongkong um 3,8 Prozent nach, weiten sie ihre Verluste im OTC-Handel auf fast 6 Prozent aus. Mit Verlusten in einer ähnlichen Größenordnung trifft es auch die Aktien von Zeekr und Volkswagen-Partner XPeng.
Etwas besser behaupten kann sich das Papier von Nio mit Abgaben von knapp 4 Prozent, während Li Auto sich sogar nur um zwei Prozent verbilligt. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche mit starken Quartalszahlen sowie einer um 27,3 Prozent gesteigerten Auslieferungszahl glänzen können.
Mit zum Teil deutlichen Abschlägen werden auch E-Commerce-Werte gehandelt, vor allem Alibaba mit AliExpress sowie PDD mit Temu sind auch auf dem US-amerikanischen Markt stark vertreten. Deren Anteile geben zur Stunde um etwa 2 Prozent nach, während JD.com innerhalb der Branche mit einem Verlust von 3,5 Prozent die rote Laterne trägt.
Ein besonders strammer Gegenwind weht heute für JinkoSolar, den nach eigenen Angaben volumenstärksten Solarmodulhersteller der Welt. Die Aktie verliert in der Spitze fast 15 Prozent, hier ist die Furcht vor höheren Importzöllen aufgrund der Überkapazitäten auf anderen Märkten besonders groß.
Gleichzeitig ziehen die Renditen für US-Staatsanleihen stark an. Das macht Investments in erneuerbare Energien aus einer finanziellen Perspektive weniger attraktiv. Dazu kommt, dass Donald Trump ohnehin nicht als Fan der Branche gilt und angekündigt hat, die von Joe Biden beschlossenen Förderungen wieder zurückzunehmen, um verstärkt auf Öl und Gas zu setzen.
Eine der wenigen Aktien, die sich nach den US-Wahlen gegen den Trend behaupten kann, ist NetEase. Die Internet-Gaming-Schmiede profitiert davon, über einen riesigen Heimatmarkt zu verfügen und nicht auf Aktivitäten in den USA angewiesen zu sein.
Fazit: Füße stillhalten, aber Nachrichtenlage verfolgen
Anleger flüchten aus chinesischen Wertpapieren – sowohl an Heimatbörsen als auch in Übersee. Grund hierfür ist die Furcht vor einer neuen Eskalation im Handelsstreit der rivalisierenden Großmächte, nachdem Donald Trump erneut zum Präsidenten der USA gewählt wurde.
Der hat im Wahlkampf wiederholt höhere Importzölle angedroht. Allerdings wäre Trump nicht Trump, wenn es am Ende nicht doch ganz anders kommt.
Anleger mit einer hohen China-Exposure könnte die Füße daher auch erst einmal stillhalten und auf Verkäufe verzichten, sollten aber die Nachrichtenlage im Auge behalten und gegebenenfalls rasch reagieren, wenn es spätestens nach dem Amtsantritt zu entsprechenden Maßnahmen kommen oder sich die Rhetorik schon vorher weiter verschärfen sollte. Neuinvestitionen drängen sich angesichts dieser Risiken vorerst nicht auf.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*zzgl. marktüblicher Spreads und Fremdkosten
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