Aktien oder Anleihen?
Fed-Leitzinsentscheid: There will be blood!
Die Entwicklungen am Aktien- und Anleihenmarkt passen nicht zusammen. Einer der beiden Märkte wird am Donnerstagabend den Kürzeren ziehen und bluten müssen.
Der ebenso klare wie überraschend zügig feststehende Wahlsieg von Donald Trump sorgte am Mittwoch für Erleichterung an den Märkten. Anleger hatten sich mit hohen Absicherungen gegen eine möglicherweise über viele Wochen hinziehende Hängepartie eingestellt.
Erleichterungsrallye lässt Aktien fliegen ...
Das Volatilitätsbarometer VIX, das auch als Angstindikator gilt, da es die Nachfrage nach Put-Optionen auf den S&P 500 sowie im US-Gesamtmarktindex notierte Einzelaktien, misst, fiel um über 20 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende September.
Dementsprechend stark legten US-Aktien zu, die sich gemessen am S&P 500 um 2,5 Prozent verteuern konnten. Zum Teil spektakuläre Einzelwerte gab es vor allem in mit Trump assoziierten Einzelaktien wie Tesla, das auf Kursgewinne von fast 15 Prozent zurückblicken kann.
... die Renditen für US-Staatsanleihen allerdings auch
Gleichzeitig legten auch die Renditen für US-Anleihen stark zu. Die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen kletterten auf 4,43 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Juli. Noch etwas stärker fiel der Renditenanstieg bei Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren aus, die als Referenz für Immobilienfinanzierungen eine wichtige Rolle spielen.
Diese kletterten um 3,8 Prozent auf eine Verzinsung von 4,6 Prozent und damit ebenfalls auf den höchsten Stand seit dem Sommer. Der Renditenanstieg spiegelt die Erwartungen der Bond-Anleger wider, dass die von Donald Trump angekündigte Wirtschafts- und Fiskalpolitik zu einer höheren Inflationsrate und einer noch höheren US-Verschuldung führen wird.
Das passt einfach nicht zusammen!
Gleichzeitig steigende Renditen und Aktien? Das ist ein Problem, erst recht vor dem Hintergrund, dass US-Wertpapiere ohnehin nicht mehr günstig bewertet sind. Gegenwärtig liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P 500 bei 24,5 und für den US-Technologieindex Nasdaq 100 bei 31,8.
Das nach dem Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller benannte Shiller-KGV, das die Inflationsrate mit berücksichtigt liegt aktuell bei knapp 38 – und damit nur noch wenig unter dem Stand von Ende 2021. Der darauffolgende Bärenmarkt 2022/23 dürfte vielen Anlegern noch in schlechter Erinnerung sein.
Renditenanstieg macht Aktien immer weniger attraktiv
Finanzmathematisch stellt das inverse Kurs-Gewinn-Wachstum die Gewinnrendite dar. Ein KGV von 24,5 bedeutet also, dass im S&P 500 notierte Aktien aktuell mit 4,1 Prozent rentieren. Im Nasdaq 100 beträgt die Gewinnrendite 3,1 Prozent – das liegt deutlich unter den von Anleihenmarkt gebotenen Renditen.
Wenn die US-Notenbank am Donnerstagabend also ihren Leitzinsentscheid bekannt gibt und die in den kommenden Monaten zu erwartende Zinspolitik kommuniziert, wird entweder der Anleihen- oder der Aktienmarkt nachgeben müssen.
Langsamere Zinssenkungen voraus
Eingepreist ist aktuell eine Senkung um 25 Basispunkte auf 4,50 bis 4,75 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt laut des FedWatch Tools der CME bei 97,4 Prozent. Nach den zuletzt unverändert robusten Wirtschaftsdaten sowie einer leicht über den Erwartungen liegenden US-Inflation im vergangenen Monat könnte es aber zu einer Überraschung kommen.
Schon im Vorfeld der US-Wahlen wurde außerdem spekuliert, ob ein Wahlsieg von Donald Trump und den Republikanern, der sich neben dem Senat auch im US-Repräsentantenhaus abzeichnet, nicht zu einer Verlangsamung der Zinswende führen könnte, da insbesondere im Falle von höheren Importzöllen mit einem Wiederanstieg der US-Inflation zu rechnen ist.
Katerstimmung nach dem Trumpback?
Wird eine solche Verlangsamung schon heute Abend in Aussicht gestellt, dürfte es krachen – und zwar nicht am Anleihen-, sondern am Aktienmarkt, da weiter steigende Renditen die hohe Bewertung des Aktienmarktes noch stärker als ohnehin schon herausfordern würden.
Neben Aktien dürfte der daraufhin erstarkende US-Dollar außerdem Gold sowie insbesondere den japanischen Yen (JPY) unter Druck setzen. Der verbilligte sich bereits in den vergangenen Wochen wieder und gerät mit einem tagesaktuellen Wert von rund 154 JPY pro US-Dollar immer stärker an die Schwelle von 160 US-Dollar, wo die Bank of Japan im Juli schon einmal intervenierte, was Anfang August zu einem globalen Flash-Crash der Aktienmärkte führte.
Fazit: There will be blood!
Die Erleichterung und Euphorie über den Wahlsieg von Donald Trump könnte schon am Donnerstagabend ein jähes Ende finden. Sorgt die US-Notenbank mit ihrer Entscheidung sowie ihrem Ausblick nicht für ein Ende des Renditenanstieges, wird der Aktienmarkt angesichts der nach der am Mittwoch zu verzeichnenden Rallye noch höheren Bewertung als ohnehin schon nachgeben müssen.
Am US-Optionsmarkt ist für den S&P 500 bis zum Freitag eine Kursreaktion von 0,9 Prozent eingepreist, für den Nasdaq 100 eine Bewegung um 1,2 Prozent. Die tatsächlich ausfallende Kursreaktion könnte jedoch deutlich höher ausfallen, insbesondere wenn das Absicherungsbedürfnis und damit der VIX wieder stark zulegen sollte.
Jetzt Depot absichern!
Wer als Anleger sein Depot gegen eine mögliche Korrektur am US-Aktienmarkt wappnen möchte, sollte die Gelegenheit noch günstiger Put-Optionen nutzen und auf einen Short-Optionsschein setzen.
Mit einer impliziten Volatilität von 13,8 ist der im Dezember fällig werdende Short-Schein mit der WKN MG50GE besonders günstig. Dieser verfügt über einen Basispreis von 6.200 Punkten und einen effektiven Hebel (Omega) von 19,5. Sollte der S&P 500 also heute Abend oder in den kommenden Tagen und Wochen korrigieren, lassen sich hier hohe Renditen und eine kostengünstige Depotabsicherung erzielen.
Doch Vorsicht: Sollte der US-Gesamtmarktindex zur Fälligkeit am 20. Dezember über 6.200 Punkten notieren, verfällt MG50GE wertlos. Für Kurse darunter erhalten Anleger eine Auszahlung, die sich durch die Differenz von Basispreis und Indexwert ergibt. Das Auszahlungsprofil ist das folgende:
Szenariotabelle Short-Optionsschein |
MG50GE (Basis 6.200 Punkte) | ||||
Fall 1 | Fall 2 | Fall 3 | Fall 4 | Fall 5 | |
Kaufpreis S&P 500 * | 5.940 Punkte | ||||
Kaufpreis Optionsschein * | 2,39 € | ||||
Basis | 6.200 Punkte | ||||
Laufzeit / Fälligkeit | 20.12.2024 | ||||
Verkaufspreis S&P 500 | 5.500 | 5.750 | 6.000 | 6.250 | 6.500 |
Wertentw. m. Optionsschein | 6,51 € | 4,18 € | 1,86 € | 0,00 € | 0,00 € |
Rendite S&P 500 | -7,4 % | -3,2 % | +1,0 % | +5,2 % | +9,4 % |
Rendite Optionsschein | +172,4 % | +74,9 % | +22,2 % | -100,0 % | |
Breakeven | 5.943 Punkte |
* Stand: 07. November, 12:50 Uhr (MEZ), Berechnungsgrundlage für die in der Tabelle genannten Renditen
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*zzgl. marktüblicher Spreads und Fremdkosten
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