Profitabilitätsprobleme
Rivian: Schneller kann Geld nur im Ofen verbrannt werden!
Der E-Fahrzeughersteller Rivian hat am Donnerstagabend erschütternde Quartalszahlen bekanntgegeben. Noch immer ist keine Profitabilität in Sicht.
- Rivian verzeichnete 34,8% Umsatzrückgang im Quartal.
- Verlust von 1,1 Mrd. USD, 109.800 USD pro Fahrzeug.
- Anleger sollten Abstand halten, hohe Verluste bleiben.
- Report: Treibt Nvidias KI-Boom den Uranpreis?
Wie grenzenlos die Euphorie am Aktienmarkt im Herbst 2021 war, dafür ist die Aktie von Rivian ein hervorragendes Beispiel. Unmittelbar nach dem Börsengang war das Unternehmen mit über 100 Milliarden US-Dollar bewertet.
Nachdem sich die mit Rivian und E-Fahrzeugen verbundenen Hoffnungen nicht oder langsamer als erwartet erfüllt haben, ist die Realität heute eine ganz andere: Der Konzern wird mit keinen 10 Milliarden US-Dollar mehr bewertet, die Aktie hat gegenüber ihrem Eröffnungskurs über 92 Prozent an Wert verloren.
Tipp aus der Redaktion: Der KI-Markt wird nach Schätzungen von Experten bis 2032 auf ein Volumen von 1,3 Billionen US-Dollar anwachsen. Davon könnten nach dem Sensationserfolg von Nvidia vor allem Titel aus der zweiten Reihe profitieren. Welche das sind, erfahren Sie in unserem kostenlosen Spezialreport!
Umsatz- und "Gewinn"erwartungen weit verfehlt
Grund hierfür sind die anhaltenden Profitabilitätsprobleme des Unternehmens. Wie die am späten Donnerstagabend vorgelegten Quartalszahlen beweisen, fehlt es hier noch immer an entscheidenden Fortschritten.
Nach einem Umsatzrückgang von 34,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal erzielte Rivian Einnahmen in Höhe von 874 Millionen US-Dollar. Damit wurden die Analystenerwartungen von 1,01 Milliarden US-Dollar deutlich verfehlt.
Auch beim Ertrag patzte das Unternehmen. Hatten Analysten einen Fehlbetrag von -0,90 US-Dollar erwartet, musste der einst als Tesla-Jäger gehandelte E-Fahrzeughersteller Verluste in Höhe von -0,99 US-Dollar ausweisen.
-109.800 US-Dollar Verlust – mit jedem verkauften Fahrzeug!
Insgesamt erlitt der Konzern einen auf die Anteilseigner entfallenden Nettoverlust in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar – oder um die gewaltigen Probleme des Unternehmens anders darzustellen: Mit jedem eingenommenen US-Dollar erwirtschaftete Rivian einen Verlust von -1,26 US-Dollar
Hergestellt hat das Unternehmen in den vergangenen 3 Monaten 13.175 Fahrzeuge, dem standen 10.018 verkaufte Automobile gegenüber. Mit jedem ausgelieferten Fahrzeug hat Rivian also 109.800 US-Dollar Verlust gemacht.
Gesamtjahresverluste dürften noch höher ausfallen
Seine Jahresprognose hat das Unternehmen trotz der ausbleibenden Fortschritte bei der Profitabilität weitestgehend bekräftigt. Produziert werden sollen 47.000 bis 49.000 Fahrzeuge, denen Auslieferungen in Höhe von 50.500 bis 52.000 Automobilen gegenüberstehen sollen.
Die EBITDA-Prognose hat das Management leicht nach unten anpassen müssen. Das Unternehmen erwartet für das laufende Geschäftsjahr jetzt einen bereinigten EBITDA-Verlust in Höhe von -2,83 bis -2,88 Milliarden US-Dollar.
Trotz schwacher Zahlen: Leichte Zugewinne für die Aktie
Rivian-Anleger sind inzwischen leidgeprüft, das erneut katastrophale Abschneiden haben sie in der US-Nachbörse daher mit einem Schulterzucken quittiert. Zwar ging es in einer ersten Reaktion um rund 3 Prozent bergab, die Aktie konnte sich jedoch rasch erholen und ging nach 7,5 Millionen gehandelten Stücken mit einem Plus von 1,6 Prozent aus dem erweiterten Handel.
Offenbar wetten Investoren darauf, dass die gegenwärtige Cash-Reserve des Unternehmens in Höhe von 6,7 Milliarden US-Dollar ausreicht, um den operativen Turnaround doch noch zu schaffen. Große Hoffnungen ruhen hierbei auf den für die Zukunft angekündigten Modellen R2, R3 und R3X.
Fazit: Anleger sollten um Rivian einen großen Bogen machen
Angesichts der völlig unzureichenden Ertragslage läuft die Zeit aber gegen Rivian und sein Management. Die aktuell in jedem Quartal zu verzeichnenden Milliardenverluste sind nicht nachhaltig.
Daher ist fraglich, ob die gegenwärtigen Finanzreserven tatsächlich ausreichen – sehr wahrscheinlich wird sich das Unternehmen in der Zukunft frisches Geld besorgen müssen. Kapitalerhöhungen dürften den Kurs der Aktie aber noch stärker belasten.
Verantwortungsbewusst agierende Anleger sollten daher einen großen Bogen um die Aktie machen und lieber auf bereits profitable Hersteller setzen. Das trifft ungeachtet der Befürchtungen um einen erneuten Zollstreit mit den USA vor allem auf den chinesischen Fahrzeugbauer BYD zu.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*zzgl. marktüblicher Spreads und Fremdkosten
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte