Dramatische Übertreibung
AppLovin, Carvana & Palantir: Der Wahnsinn hat drei Namen!
Die Euphorie nach dem Wahlsieg von Donald Trump und der Republikaner führt zu Übertreibungen am Aktienmarkt. Einige Aktien sind besonders stark betroffen.
- Euphorie nach Trump-Wahlsieg treibt Aktienmärkte an.
- Überbewertete Aktien wie AppLovin, Carvana, Palantir.
- Anleger sollten Cash-Quote erhöhen und absichern.
- Report: 5 heiße Wetten für den Jahresendspurt!
Der überraschend schnell feststehende Ausgang der US-Wahlen sowie die Wiederwahl von Ex-Präsident Donald Trump elektrisiert Anleger. Der US-Gesamtmarktindex S&P 500 konnte sich ausgehend von seinem letzten Korrekturtief um mehr als 5 Prozent steigern und am Freitag erstmals die Marke von 6.000 Punkten erreichen.
Starke Kursgewinne gab es quer über alle Branchen hinweg, überdurchschnittlich stark profitierten aufgrund der Aussicht auf weniger Regulierung Banken und Titel aus der Krypto-Branche. Dadurch kletterte der ohnehin schon teure US-Aktienmarkt (gemessen am sogenannten Shiller-KGV) auf das zweithöchste Niveau aller Zeiten.
Hier ist jetzt äußerste Vorsicht angebracht
Von der jüngsten Euphorie ließen sich – unterstützt von starken Quartalszahlen – vor allem Anleger der Anteile von AppLovin, Carvana und Palantir anstecken. Der seit Tagen und Wochen in diesen Aktien anhaltende Kurswahnsinn mahnt inzwischen zu allergrößter Vorsicht.
Die Anteile des Ad-Tech-Spezialisten AppLovin haben seit dem Jahreswechsel rund 628 Prozent zugelegt. Die Plattform des Unternehmens unterstützt Werbetreibende, ihre Marketingausgaben bei Online-Anzeigen möglichst gewinnbringend einzusetzen, und sorgt so für Effizienzgewinne.
Auf die am vergangenen Mittwoch vorgelegten Quartalszahlen reagierte die Aktie völlig entfesselt und legte um 46 Prozent zu. Vor dem Wochenende packte sie, angetrieben auch von in die Bredouille geratenen Short-Sellern, die zuletzt mit einer Leerverkaufsquote von rund 7 Prozent in der Aktie vertreten waren, noch einmal knapp 18 Prozent obendrauf.
AppLovin: KGVe (2025): 52, RSI: >90
Dadurch ist es zu einer fundamental nicht mehr vertretbaren Unternehmensbewertung gekommen. Für das kommende Geschäftsjahr ist AppLovin mit dem 52-fachen seiner Gewinne sowie dem 18-fachen seiner Erlöse bewertet – das ist nicht nachhaltig. Selbst wenn das starke Wachstum in Rechnung gestellt wird, beträgt das Kurs-Gewinnwachstums-Verhältnis inzwischen 1,6. Günstig gilt ein Wert unter 1.
Auch aus einer technischen Perspektive ist die Aktie extrem überkauft. Der Relative-Stärke-Index (RSI) liegt auf sowohl auf Tages-, als auch auf Wochen- und Monatskursbasis deutlich über 90 Punkten. Das ist in diesem Jahr in vergleichbarer Weise bislang nur bei Super Micro Computer der Fall gewesen. Der Ausgang dieser Übertreibung ist bekannt.
Hoch hinaus ging es in diesem Jahr auch für die Aktie des vor zwei Jahren noch vor der Insolvenz stehenden Gebrauchtwagenhändlers Carvana. Seit dem Jahreswechsel haben sich die Anteile bereits um über 360 Prozent verteuert. Hält die Aufholjagd der Aktie an, dürfte der Anstieg auf das Allzeithoch bei 361 US-Dollar nur noch eine Frage von Wochen sein.
Neben einem großen Privatanlegerinteresse, die den Kurs mit hohen Käufen von Call-Optionen auf immer neue Höhen treiben, sind auch hier Leerverkäufer unter Druck geraten. Das Short-Interest lag zuletzt bei knapp 11 Prozent, was den Short-Squeeze bei fortgesetzten Kursgewinnen weiter verschärfen könnte.
Carvana: KGVe (2025): 90, RSI: >80
Die Bewertung von Carvana ist gegenüber derjenigen von AppLovin noch einmal deutlich höher. Für die im kommenden Jahr erwarteten Gewinne ist von Investoren aktuell das 90-fache auf den Tisch zu legen – und dass, obwohl das Unternehmen nur durch die Aufnahme hoher Schulden sein Überleben sichern konnte. Gegenwärtig beträgt die Gesamtverschuldung 6,2 Milliarden US-Dollar.
Auch aus technischer Perspektive ist der Aufwärtstrend inzwischen extrem weit fortgeschritten. Als überkauft gilt eine Aktie, wenn der RSI über 70 Zählern liegt – für volatile Aktien wie Carvana liegt der Schwellenwert bei 80. Das ist auf Wochenbasis mit 82 Punkten bereits erreicht, selbst auf Monatsbasis bleibt mit 78 Zählern nicht mehr viel Luft.
Auch Palantir hat sich längst von einer irgendwie noch zu vertretenden Unternehmensbewertung verabschiedet. Angetrieben durch den anhaltenden Hype um Künstliche Intelligenz und einer starken Geschäftsentwicklung hat die Aktie in diesem Jahr bereits 240 Prozent an Wert gewonnen.
Dadurch kletterte das Kurs-Gewinn-Verhältnis des erst seit wenigen Quartalen profitablen Unternehmens auf 125 – und zwar nicht für dieses, sondern das kommende Geschäftsjahr. Das bedeutet eine Gewinnrendite von 0,8 Prozent. Selbst Girokonten bieten inzwischen wieder höhere Zinsen.
Palantir: KGVe (2025): 125, RSI: >82
Gegenüber dem Branchendurchschnitt liegt der Bewertungsaufschlag für Palantir bei vielen Kennziffern bei über 500 Prozent. Bei einigen, wie dem Kurs-Umsatz-Verhältnis oder dem Verhältnis aus Unternehmenswert zu operativem Ertrag (EV/EBITDA) beträgt die Abweichung sogar über 1.400 Prozent. Aus einer fundamentalen Perspektive ist das Abwärtspotenzial der Aktie gigantisch.
Die hat zwar erst vor kurzem ein neues Allzeithoch markiert, womit ihr neben einem technischen Ausbruch auch ein Kaufsignal gelungen ist. Der Aufwärtstrend ist aber auch hier schon sehr weit fortgeschritten. Der RSI liegt auf allen drei Zeitebenen bei 82 Punkten oder höher.
Fazit: Übertreibungen meiden, Cash-Quote hochfahren und Depot absichern!
Die Euphorie der Anleger sorgt in einem ohnehin bereits üppig bewerteten US-Markt für horrende Übertreibungen in ausgewählten Einzelwerten. Diese sind weder aus einer fundamentalen noch aus einer technischen Perspektive nachhaltig. Wer hier investiert ist, sollte dringend über Gewinnmitnahmen nachdenken, ein Neueinstieg drängt sich hingegen nicht mehr auf.
Auch mit Blick auf die weitere Entwicklung des Gesamtmarktes sind solche völlig von der Realität entkoppelten Bewertungen und Kursbewegungen bedenklich – sie stehen oft am Ende und nicht am Anfang von Bullenmärkten, auch wenn viele Anleger nach dem Wahlsieg von Donald Trump auf einen solchen hoffen.
Die am Markt aktuell herrschende Sorglosigkeit sollten Anleger daher als Warnsignal verstehen. Jetzt ist nicht mehr die Zeit zu investieren, sondern Cash aufzubauen – so wie es aktuell Altmeister Warren Buffett tut!
Wer sich außerdem mithilfe von Put-Optionen gegen eine Korrektur am Gesamtmarkt absichern will, sollte sich den in der vergangenen Woche empfohlenen Schein mit der WKN MG50GE ansehen. Dieser hat nach dem Leitzinsentscheid nicht an Aktualität verloren, sondern sogar noch hinzugewonnen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*zzgl. marktüblicher Spreads und Fremdkosten
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