Geschäftsberichte vorgelegt
China-Quartalssaison läuft heiß: Noch mehr Zahlen!
In dieser Woche nimmt die Berichtssaison auch für chinesische Basiswerte an Fahrt auf. Am Donnerstag mit von der Partie: Die Gaming-Werte NetEase und Bilibili.
- Berichtssaison für chinesische Unternehmen startet jetzt.
- NetEase enttäuscht mit sinkenden Erlösen und Gewinn.
- Bilibili übertrifft Erwartungen, Aktie verliert dennoch.
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Rund einen Monat nach dem Start in die US-Quartalssaison haben in dieser Woche auch chinesische Basiswerte mit der Vorlage ihrer Geschäftsberichte begonnen. Den Anfang haben am Dienstag Tencent Music sowie am Donnerstagvormittag JD.com gemacht.
Mit NetEase und Bilibili haben sich außerdem zwei Werte aus der Gaming-Branche zu Wort gemeldet – China ist inzwischen einer der weltweit größten Märkte für Online- und Video-Spiele, wenngleich die Zentralregierung in den vergangenen Jahren immer wieder strengere Vorschriften und kürzere Spielzeiten für chinesische Jugendliche erlassen hat.
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Diese Maßnahmen schlagen sich gemeinsam mit der anhaltend schlechten Verbraucherstimmung sowie der schleppenden Konjunkturentwicklung vor allem im Ergebnisbericht von NetEase nieder.
Die Erlöse von NetEase, dem schärfsten Widersacher von Tencent auf dem chinesischen Markt für Online-Games, sanken gegenüber dem Vorjahresquartal um -3,9 Prozent und trafen mit 3,73 Milliarden US-Dollar die Erwartungen der Analysten genau.
Beim bereinigten Gewinn pro ADS (American Depository Share) patzte das Unternehmen jedoch und konnte statt der erwarteten 1,66 US-Dollar nur 1,61 US-Dollar vorlegen, was gegenüber dem Stand vor 12 Monaten ein Rückgang von 0,23 US-Dollar je ADS bedeutet.
Insgesamt erzielte das Unternehmen einen auf die Anteilseigner entfallenden Nettogewinn in Höhe von rund 932 Millionen US-Dollar. Im Jahr zuvor hatte der Unternehmensertrag noch bei 1,1 Milliarden US-Dollar gelegen.
Schwäche ausgerechnet in der Gaming-Sparte
Während die Suchmaschine Youdao und der Musik-Streaming-Dienst NetEase Cloud Music einen geringfügigen Anstieg ihrer Geschäfte verzeichneten, schwächelte ausgerechnet die in den vergangenen Jahren so starke Gaming-Sparte, deren Erlöse um 4,2 Prozent sanken. Trotz der Rückkehr der ursprünglich von Activision, das jetzt zu Microsoft gehört, entwickelten und in Lizenz vertriebenen Titel World of Warcraft und Hearthstone konnte NetEase hier also nicht punkten.
Angesichts der in diesem Jahr ohnehin schwachen Kursentwicklung, gegenüber dem Jahreswechsel hat NetEase 18 Prozent an Wert verloren, zeigen sich Anleger jedoch nachsichtig mit dem schwachen Abschneiden und kaufen die schlechten Nachrichten. Die Aktie legt in der US-Vorbörse um rund 5 Prozent und hat damit die Chance auf eine Gegenbewegung.
Beim Betreiber der gleichnamigen Video- und Content-Plattform Bilibili ergibt sich ein zu NetEase umgekehrtes Bild. Hier haben sich die Geschäfte besser entwickelt als erwartet, die Aktie wird jedoch mit Verlusten in Höhe von 6 Prozent abgestraft, nachdem sie mit einem Plus von fast 75 Prozent einer der großen China-Gewinner dieses Börsenjahres ist.
Die Erlöse kletterten gegenüber dem Vorjahresquartal um 26,0 Prozent auf 1,04 Milliarden US-Dollar. Damit konnten die Erwartungen um immerhin 49,5 Millionen US-Dollar übertroffen werden. Der größte Anstieg gelang dem Unternehmen bei Mobile Games, wo der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 84 Prozent auf knapp 260 Millionen US-Dollar gestiegen ist.
Profitabilität zum Greifen nahe
Beim bereinigten Gewinn stehen 0,08 US-Dollar pro Aktie zu Buche, das entspricht den Erwartungen. Im Jahr zuvor hatte Bilibili noch einen Fehlbetrag in Höhe von 0,46 US-Dollar je Anteilsschein erwirtschaftet. Damit sind die zurückliegenden drei Monate das erste profitable Quartal – zumindest bereinigt.
Nach standardisierter Rechnungslegung (GAAP) steht aber erneut ein Verlust in Höhe von 11,4 Millionen US-Dollar zu Buche. Mit der Reduzierung der aktuell hohen Marketing-Aufwendungen hat das Unternehmen aber einen einfachen Hebel zur Hand, das Vorzeichen auch hier zu wechseln. Grund zur Sorge besteht ohnehin keiner, denn Bilibili verfügt noch über Finanzreserven in Höhe von rund 1,6 Milliarden US-Dollar und damit über genügend Zeit, nachhaltig profitabel zu wirtschaften.
Fazit: Bislang durchwachsene Ergebnisperiode, jetzt kommt es auf Alibaba an
Die Berichtssaison chinesischer Unternehmen läuft langsam zur Höchstform auf. Grund zur Freude ist das für Anleger jedoch bislang nicht, da sowohl die Geschäftsentwicklung als auch die Kursreaktionen heterogen ausfallen. Gleichzeitig stehen die Konzerne in der Pflicht, die im Spätsommer zum Teil großzügig gewährten Kursaufschläge zu rechtfertigen.
Das ist am Donnerstag weder Bilibili noch JD.com gelungen. Dafür aber atmen Anleger beim Online-Spiele-Unternehmen NetEase auf, nachdem hier eine noch schwächere Geschäftsentwicklung eingepreist war. Damit sind nun alle Augen auf Alibaba gerichtet, das seine Zahlen am Freitagmittag vorlegen wird.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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