Nach 13-Jahres-Tief
Volkswagen: Soll man dieses Elend jetzt kaufen?
Die Vorzüge von Volkswagen sind zuletzt auf den niedrigsten Stand seit mehr als 13 Jahren gefallen. Wie wahrscheinlich ist jetzt eine Gegenbewegung?
- VW-Vorzugsaktien auf 13-Jahres-Tief gefallen.
- Kurzfristige Erholung möglich, aber nicht nachhaltig.
- Mittelfristig weitere Kursverluste wahrscheinlich.
- Report: Gewinner im Megamarkt
Fabrikschließungen, Kurzarbeit, Neuwagen-Autofriedhöfe und drohende Milliardenverluste – die Stimmung bei Volkswagen ist apokalyptisch, nachdem das Unternehmen die Mobilitätswende verschlafen und sich zu lange auf den Fahrzeugmarkt in China konzentriert hat, wo heimische Hersteller westlichen Fahrzeugproduzenten immer stärkere Konkurrenz machen.
Das hat auch in diesem Jahr zu einer deutlichen Underperformance gegenüber dem deutschen Leitindex DAX, der gegenwärtig auf ein Plus von 17,2 Prozent blickt, geführt. Die Vorzüge von VW haben seit dem Jahreswechsel 27,8 Prozent an Wert verloren. In der vergangenen Woche stürzten die Anteile sogar auf den tiefsten Stand seit mehr als 13 Jahren ab.
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Ist eine (kurzfristige) Erholung jetzt möglich?
Zwar bedeuten solche markanten Tiefs aus technischer Perspektive ein klares Verkaufssignal und häufig die Fortsetzung der Kursverluste. Nicht wenige Anleger dürften jedoch hoffen und darauf spekulieren, dass es jetzt zu einer Gegenbewegung kommt. Der Blick in den Chart soll hierfür die Chancen abschätzen.
Starkes Verkaufssignal dank 13-Jahres-Tief
Schon der Blick in den 52-Wochen-Chart zeigt, wie angespannt die Lage bei VW derzeit ist. Zwar startete die Aktie mit Gewinnen in das Börsenjahr, die fielen aber bereits im April einem im Bereich von 128 Euro gebildeten Doppel-Top zum Opfer. Seither handeln die Vorzüge in einem Abwärtstrendkanal mit einer Breite von etwa 10 Euro.
Zwar kam es im Juni und Oktober zu zwei kurzen Ausbruchsversuchen zur Oberseite, die scheiterten aber ebenso wie Versuche der Bären, den Abwärtstrend noch zu verschärfen. In der vergangenen Woche handelte die Aktie erstmals seit dem Corona-Crash wieder unter der Marke von 80 Euro und markierte damit den tiefsten Stand seit mehr als 13 Jahren.
Kurze Gegenbewegung technisch tatsächlich möglich, aber ...
Ein solch starkes Verkaufssignal lässt mittelfristig nichts Gutes erwarten. Kurzfristig hingegen könnte es jedoch tatsächlich zur von vielen Anlegern erhofften Gegenbewegung kommen, denn die Aktie handelte gemessen am Relativen-Stärke-Index (RSI) zuletzt klar im überverkauften Bereich. Gleichzeitig ist es sowohl im RSI als auch im Trendstärkeindikator MACD zu ersten bullishen Divergenzen gekommen, was auf eine mögliche Trendwende hindeutet.
Insgesamt befinden sich sowohl der RSI als auch der MACD in Abwärtstrends, die den Trend der Aktie bestätigen, was auf eine nachhaltige Trendbewegung schließen lässt. Selbst wenn es daher jetzt zu einem Rebound etwa bis zur Abwärtstrendoberkante oder der bei knapp 90 Euro verlaufenden 50-Tage-Linie kommen sollte, dürfte dieser kaum nachhaltig sein.
... das übergeordnete Chartbild lässt mittelfristig nichts Gutes erwarten
Diese Einschätzung ergibt sich mit Blick auf den Fünfjahreschart, denn im Unterschied zum 52-Wochen-Chart ist es hier in der technischen Indikation noch zu keinen bullishen Divergenzen gekommen, die auf eine mögliche Trendwende hindeuten. Auch ist der RSI noch nicht so stark überkauft, dass eine längere Gegenbewegung zwingend erforderlich wäre.
Zusätzlich belastet wird das übergeordnete Chartbild durch einen MACD, der auf Wochenbasis unter seine Signallinie gefallen ist und damit eine weitere Zunahme von Abwärtsdynamik befürchten lässt. Eine mögliche Unterstützung ist im Bereich von 75 Euro zu erkennen, wo die Unterkanten des mittelfristigen sowie des langfristigen Abwärtstrends ein Support-Cluster bilden.
Fazit: Nachhaltige Trendwende in weiter Ferne
Während eine kurzfristige Gegenbewegung möglich ist, die eine Anstiegschance von rund 12 Prozent bieten könnte, bleibt das Chartbild der VW-Vorzüge übergeordnet sehr schwach. Das lässt mittelfristig einerseits weitere Kursverluste befürchten und spiegelt damit andererseits die erheblichen operativen und finanziellen Risiken des Konzerns wider.
Wer sich daher auf der Long-Seite engagieren möchte, sollte das nicht mit einem langfristigen, dafür aber einem umso bessern Trading-Plan tun. Ein erstes prozyklisches Kaufsignal würde sich mit einem nachhaltigen Sprung über 90 Euro ergeben. Unterhalb von 75 Euro hingegen droht eine Kapitulation der Bullen und damit noch einmal deutlich niedrigere Kurse.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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