Turnaround-Chance?
Intel-Aktie: Ist sie nach 71,6 Prozent Kursrückgang nun ein Kauf?
Sowohl die Ergebnisse als auch der Intel-Aktienkurs sprechen derzeit gegen den Chipkonzern. Jetzt ist auch noch CEO Pat Gelsinger zurückgetreten. Ist dennoch ein Turnaround möglich?
- Intel verliert Marktanteile und Umsatz stark seit 2016.
- CEO Gelsinger zurückgetreten, Turnaround fraglich.
- Finanzielle Stärke und US-Produktion könnten helfen.
- Report: Gewinner im Megamarkt
Während viele Halbleiter-Aktien wie Nvidia, AMD und TSMC derzeit boomen und von den Trends zur künstlichen Intelligenz, Cloud und Automatisierung profitieren, verlor Intel in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung.
Gründe für den Niedergang
Erkennbar ist die Entwicklung an den Marktanteilen, die seit dem dritten Quartal 2016 kontinuierlich gesunken sind, während AMD gewann. Hinzu kommen sinkende Ergebnisse. So ist Intels Umsatz zwischen 2021 und 2023 von 79 Milliarden auf 54,2 Milliarden US-Dollar gefallen. Der Gewinn des einst hochprofitablen Konzerns sank von 19,9 Milliarden auf 1,69 Milliarden US-Dollar noch deutlicher.
Der Niedergang ist vor allem am Hauptsegment Client-Computing ablesbar, das für mehr als 93 Prozent der Umsätze steht. Es verlor zwischen 2021 und 2023 von 40,5 Milliarden auf 29,3 Milliarden US-Dollar.
Intel hat zum einen neue Trends verpasst und ist zum anderen gegenüber asiatischen Herstellern technologisch in Rückstand geraten. Während der Konzern in der Vergangenheit nur für den Eigenbedarf produzierte, übernahm die Konkurrenz im Bereich der Auftragsfertigung Marktanteile.
Intel hat diese Entwicklungen zwar erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet, doch es wird Zeit in Anspruch nehmen, um die entstandenen Rückstände wieder aufzuholen.
Intels Aktienbewertung
Während die Ergebnisse in den vergangenen Jahren fielen, wurde die Aktie in der Zwischenzeit immer günstiger.
Aktuell notiert sie zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von nur noch 1,04, was die aktuell sehr geringen Markterwartungen verdeutlicht. Zum Vergleich: Ende März 2021 lag es noch bei 2,94 und AMD notiert derzeit bei KBV 3,91 (02.12.2024).
Würde es Intel nun gelingen, zur Konkurrenz aufzuschließen, könnte die Aktie umso stärker aufwerten.
Gelingt Intel der Turnaround?
Trotz der sinkenden Marktanteile bleibt Intel weiterhin ein bedeutender Chiphersteller für die Computerindustrie (PCs und Laptops). Zudem zeigen die Historie und China, dass neue Technologien schnell von der Konkurrenz kopierbar sind. Intel kann somit auch in den neuen Trends aufholen.
Das Management hatte bereits umfangreiche entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Dazu gehören eine Kostenreduzierung, die Vereinfachung des Portfolios und der Organisation, neue verbesserte Produkte und der Aufbau eines Drittkundengeschäfts (Foundry). Für Letzteres hat der Konzern eigens eine separate Tochter (Intel Foundry) gegründet, deren Entwicklung somit im Blickpunkt steht.
Doch mit dem Rückzug von Pat Gelsinger steht diese Turnaround-Strategie nun ebenfalls auf dem Prüfstand. Ein Nachfolger soll erst im kommenden Jahr das Amt antreten.
Immerhin: Intel besitzt weiterhin den Vorteil solider Finanzen. So erwirtschaftete der Konzern allein im dritten Quartal 2024 einen Cashflow in Höhe von 5,1 Milliarden US-Dollar. Hinzu kommt eine starke Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 54,2 Prozent Eigenkapital.
Aus dieser finanziellen Stärke heraus investierte der Konzern allein in den vergangenen zwölf Monaten etwa 16,6 Milliarden US-Dollar in seine Forschung und Entwicklung.
Intel könnte zudem vom Trend zur heimischen Chipproduktion in den USA profitieren. So streben sowohl die Demokraten als auch die Republikaner mehr Unabhängigkeit von China an. Zuletzt hat der Konzern vom U. S.-Handelsministerium beispielsweise den Zuspruch für bis zu 7,86 Milliarden US-Dollar zum Ausbau der US-Produktion erhalten.
Fazit: Intel
Während die Aktie günstig bewertet ist, besitzt der Konzern viele Voraussetzungen, um wieder zur Konkurrenz aufzuholen. Doch nach dem überraschenden Abgang von CEO Gelsinger scheint fraglich, wann sich tatsächlich erste Anzeichen einer Lagebesserung abzeichnen.
Autor: Christof Welzel, wallstreetONLINE Redaktion
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