Renaissance der Substanzwerte
MSCI-World-Überbewertung: 3 Value-ETFs, die outperformen könnten
Value-Aktien standen nach der Finanzkrise 2008 bis heute im Schatten der Growth-Werte. Die Wahrscheinlichkeit für eine Trendwende nimmt zu.
- Value-Aktien könnten Trendwende erleben, Wachstum schwächelt.
- Behavioral Finance erklärt Anlegerverhalten und Trends.
- Aktuelle Zinsen und Bewertungen sprechen für Value-ETFs.
- Report: Gewinner im Megamarkt
Wenn Aktien einer bestimmten Kategorie über einen sehr langen Zeitraum stark gestiegen sind, tendieren wir dazu, noch stärker in diesen Bereich zu investieren. Die Erklärung dafür liefert die Behavioral Finance (verhaltensorientierte Finanzmarkttheorie), die das Anlegerverhalten untersucht und dabei Muster entdeckt hat.
Der deutlich wichtigere Aspekt für Aktien ist jedoch das wirtschaftliche Umfeld. Es bestimmt, welche Werte sich besonders gut entwickeln. So profitierten seit 2009 vor allem Wachstumsaktien (Growth) von den sehr niedrigen Leitzinsen und zusätzlichen Zentralbank-Anleiheankaufprogrammen. Darüber hinaus waren sie damals niedrig bewertet. Günstige Value-Aktien, die sich durch niedrige Bewertungskennziffern und hohe Dividendenrenditen auszeichnen, gerieten ins Hintertreffen.
Langfristig wechseln sich jedoch Growth- und Value-Zyklen miteinander ab. Hinzu kommt, dass Value-Aktien hoch bewertete Wachstumsaktien seit 1927 in der Gesamtperformance übertroffen haben.
Ist es nun also wieder Zeit für Value-Aktien?
Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt zumindest mit der zunehmenden Bewertungsabweichung beider Kategorien. Zudem sprechen die aktuell höheren Zinsen, eine reifende Konjunktur, Rezessionstendenzen und die hohen Bewertungen der Growth- wieder für Value-Aktien.
Folgende Value-ETFs schneiden derzeit bereits besser als ihr Vergleichsindex ab:
1. iShares Edge MSCI USA Value Factor UCITS ETF
Dieser Indexfonds investiert in etwa 148 amerikanische Value-Substanzwerte mit niedriger Bewertung. Dazu gehören beispielsweise Cisco Systems, AT&T und IBM. Das gesamte Portfolio notiert zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 1,84 und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,11 (03.12.2024), während der S&P-500-Index mit KBV 5,32 und KGV 30,95 deutlich höher bewertet ist.
Seit Auflage im Oktober 2016 liegt die Performance zwar hinter dem S&P-500-Index, doch seit der US-Wahl schneidet er jetzt stärker ab.
Der iShares Edge MSCI USA Value Factor UCITS ETF thesauriert seine Erträge, besitzt eine jährliche Gesamtkostenquote von nur 0,20 Prozent und verwaltet derzeit etwa 2.070 Millionen US-Dollar (02.12.2024).
2. UBS ETF (LU) Factor MSCI EMU Prime Value ESG UCITS ETF
Ein zweiter Indexfonds für europäische Value-Aktien ist der UBS ETF (LU) Factor MSCI EMU Prime Value ESG UCITS ETF.
Er enthält 60 Werte, die neben den Bewertungs- auch Umwelt, soziale und Unternehmensführungsaspekte (ESG-Kriterien) erfüllen. Dazu gehören aktuell beispielsweise Allianz, Iberdrola und die Münchner Rück.
Der ETF wurde im August 2015 in Luxemburg aufgelegt und schüttet seine Erträge aus, sodass die entsprechende Ausschüttungsrendite 2,76 Prozent beträgt (03.12.2024). Er verwaltet etwa 208 Millionen Euro und kostet Anleger pro Jahr nur 0,25 Prozent des investierten Betrages.
Der UBS (Lux) Fund Solutions - Factor MSCI EMU Prime Value ESG UCITS ETF übertrifft bereits seit seiner Auflage den Vergleichsindex Euro Stoxx 50.
3. HSBC MSCI Emerging Markets Value ESG UCITs ETF
Dieser dritte Indexfonds investiert in etwa 206 Value-Aktien aus den Schwellenländern, wozu beispielsweise Taiwan Semiconductor, die China Construction Bank und Samsung Electronics gehören. Aktuell notiert das Portfolio zu einem KGV von nur 10,22 (03.12.2024).
Der ETF wurde im Dezember 2022 in Irland aufgelegt, thesauriert seine Erträge, kostet jährlich nur 0,35 Prozent der Investitionssumme, berücksichtigt ESG-Kriterien, verwaltet etwa 71,8 Millionen US-Dollar (03.12.2024) und schneidet bisher besser als der MSCI-Emerging-Markets-Index ab.
Fazit: Value-ETFs
Auch wenn zu einer vollständigen Aktienanalyse auch immer Qualitätsaspekte wie Marktstellung, Kapitalrenditen und Wachstum gehören, scheint es derzeit nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Value- wieder besser als Wachstumswerte abschneiden.
Autor: Christof Welzel, wallstreetONLINE Redaktion, Ressort Anlageprodukte
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