Crash-Warnung
USA: 6 Gründe für 75 % Rezessionsgefahr innerhalb von 12 Monaten
Während sinkende Steuern die US-Wirtschaft antreiben, könnten weitere Maßnahmen des gewählten US-Präsidenten Donald Trump das Gegenteil bewirken.
- Steuersenkungen könnten US-Wirtschaft ankurbeln.
- Hohe Zölle und Handelskrieg belasten Unternehmensgewinne.
- Sinkender Konsum und steigende Staatsverschuldung drohen.
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Die US-Märkte S&P 500 und Nasdaq sind allein in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 32 Prozent beziehungsweise 36 Prozent gestiegen (03.12.2024), während die langfristigen Durchschnitte deutlich darunter liegen. Sie preisen derzeit einen überwiegend positiven Effekt der Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump ein.
Der über Jahrzehnte sehr erfolgreiche Investor Warren Buffett wird hingegen immer vorsichtiger und hat seinen Aktienbestand in den vergangenen Quartalen deutlich reduziert. Während ihn vor allem Bewertungsaspekte zu diesem Schritt bewogen haben, nennt der BCA-Research-Analyst Peter Berezin weitere Gründe für einen möglichen Aktienmarktabschwung. Er hat kürzlich die Wahrscheinlichkeit für eine US-Rezession innerhalb der kommenden zwölf Monate von 65 auf 75 Prozent angehoben.
Licht und Schatten
Zunächst geht auch er von einem positiven Effekt der Unternehmenssteuersenkungen für die in den USA produzierenden Firmen von 21 auf 15 Prozent aus. Verschiedene Institute wie die Bank of America und Goldman Sachs rechnen deshalb bei den S&P-500-Unternehmen mit einem Gewinnanstieg um etwa vier Prozent.
Doch es gibt auch Schattenseiten der geplanten Politik, die selbst erfahrene Investoren wie Stanley Druckenmiller sorgen.
1. Hohe Zölle und Handelskrieg
Donald Trump plant eine Zollerhöhung auf Importe aus China um bis zu 60 Prozent. Aber auch die Zölle auf Einfuhren aus allen übrigen Ländern sollen um zehn Prozent steigen. Peter Berezin und Barclays-Berechnungen zeigen, dass sie die Gewinne der S&P-500-Unternehmen um 3,2 Prozent schmälern könnten.
Zudem ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Länder auszugehen, die den Gewinnrückgang weiter auf 4,7 Prozent erhöhen könnten. China hat bereits auf US-Halbleiter-Exportkontrollen reagiert und heute (03.12.2024) selbst einen Exportstopp von wichtigen Hightech-Materialien wie Gallium, Germanium und Antimon in die USA erlassen.
2. Sinkender Konsum
Höhere Zölle belasten viele US-Unternehmen, die Vorprodukte, Rohstoffe und Waren aus dem Ausland beziehen. Sie geben die höheren Kosten an den Endkunden weiter, sodass eine Yale-Studie die jährlichen Zusatzbelastungen für die privaten Haushalte auf 1.900 bis 7.600 US-Dollar beziffert. Die Folge wäre ein geringerer Konsum, der etwa 67,9 Prozent zur US-Wirtschaftsleistung beiträgt.
Die Republikaner planen weiterhin massive Staatsausgabenkürzungen, die vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten treffen, was deren Konsum ebenfalls negativ beeinflusst.
3. Geringer Investitionseffekt
Während Steuersenkungen in Trumps erster Amtszeit die Investitionen kaum erhöhten, geht Analyst Peter Berezin aufgrund der hohen Zölle für die kommenden vier Jahre sogar von einem noch schwächeren Effekt aus.
4. Steigende Staatsverschuldung
Hinzu kommt, dass die sinkenden Steuereinnahmen die ohnehin bereits hohe Staatsverschuldung weiter antreiben. Sie könnte zu höheren Anleiherenditen führen, was die Finanzierung zusätzlich erschwert.
5. und 6. Höhere Inflation und steigende Zinsen
Eine restriktive Einwanderungspolitik verknappt außerdem das Arbeitskräfteangebot, was neben den Zöllen die Inflation zusätzlich erhöht.
Eine weitere Lockerung der Geldpolitik seitens der Zentralbank käme dann zum Erliegen, was die Wirtschaft und Aktienmärkte zusätzlich belasten würde.
Fazit
Analyst Peter Berezin rechnet aus den genannten Gründen in den kommenden zwölf Monaten mit einer US-Rezession.
Doch niemand weiß genau, welche Maßnahmen Donald Trump am Ende tatsächlich und in welchem Umfang umsetzt. So ist es beispielsweise auch möglich, dass die Zölle nur schrittweise erhöht oder als Druckmittel zum Einsatz kommen. Beides würde die Märkte wiederum entlasten.
Autor: Christof Welzel, wallstreetONLINE Redaktion
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