Gigantische Insiderverkäufe
AppLovin, Coinbase & Palantir: Sind Anleger hier noch ganz bei Trost?
Während Anleger wie besessen kaufen, kann es Insidern bei AppLovin, Coinbase und Palantir angesichts dramatischer Überbewertungen mit Verkäufen gar nicht schnell genug gehen.
- Anleger kaufen, Insider verkaufen massiv Aktien.
- AppLovin, Coinbase, Palantir stark überbewertet.
- Euphorie deutet auf bevorstehende Trendwende hin.
- Report: Gewinner im Megamarkt
AppLovin, Coinbase und Palantir sind die unumstrittenen Börsenstars der vergangenen Wochen. Insbesondere AppLovin und Palantir eilen aktuell von einem Allzeithoch zum nächsten, während sich Analysten vor Lob überschlagen. Unterdessen profitiert Coinbase vom Krypto-Boom, der die Branche längst über den Bitcoin hinaus erfasst hat.
Das hat nicht nur zu aberwitzigen Kursgewinnen geführt – gegenüber dem Jahreswechsel hat sich beispielsweise AppLovin um sagenhafte 820 Prozent verteuert –, sondern auch zu enorm hohen Bewertungen. An diesen scheinen sich Anleger bislang jedoch nicht zu stören, denn auch am Mittwoch gehen die Kursgewinne insbesondere in diesen drei Werten weiter.
Tipp aus der Redaktion: Der Wahlsieg von Donald Trump hat die Weichen für eine Jahresendrallye gestellt. Wer jetzt auf die richtigen Werte setzt, kann in den kommenden drei Monaten so richtig abräumen. Welche fünf besonders aussichtsreich sind, erfahren Sie in unserem kostenlosen Spezialreport!
Horrende Entwicklungen: Sind Anleger noch ganz bei Trost?
Gleichzeitig verkaufen Insider in Rekordgeschwindigkeit Aktien ihrer eigenen Unternehmen. Eine Entwicklung, die an der finanziellen Zurechnungsfähigkeit der Anleger, die auf diesen Preisniveaus noch zugreifen, zweifeln lässt. "Sind Investoren hier noch ganz bei Trost?" könnte provokant die Frage lauten. Dieser Frage soll ein Blick auf die Bewertungsniveaus sowie der Insidertransaktionen in den Aktien dieser drei Werte nachgehen.
Kennziffer | AppLovin | Coinbase | Palantir |
Börsenwert | 114,3 Mrd. $ | 75,7 Mrd. $ | 151,2 Mrd. $ |
Performance (YTD) | +819,8 % | +77,9 % | +313,3 % |
KGV * | 65,3 | 56,7 | 175,3 |
Gewinnrendite | 1,5 % | 1,8 % | 0,6 % |
KUV * | 24,9 | 13,5 | 54,2 |
KCV * | 56,4 | 49,7 ** | 158,6 |
PEG * | 2,6 | - | 6,4 |
Aktienvergütungen (TTM) | 363,6 Mio. $ | 845,7 Mio. $ | 542,4 Mio. $ |
* KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis, KUV = Kurs-Umsatz-Verhältnis, KCV = Kurs-Cashflow-Verhältnis, PEG = Kurs-Gewinnwachstums-Verhältnis; Angaben für das Geschäftsjahr 2025
(Stand: Mittwoch, 04. Dezember, 12:00 Uhr MEZ)
** Laufende 12 Monate (Trailing Twelve Months) statt 2025
Diese Bewertungen sind ihr Geld nicht wert
Beim Spezialisten für Online-Werbung und App-Vermarktung AppLovin haben die Kursgewinne von 820 Prozent seit dem Jahreswechsel zu einem Börsenwert jenseits der Marke von 100 Milliarden US-Dollar geführt – das ist vergleichbar mit dem deutschen Versicherungsriesen Allianz. Dank der nicht minder beeindruckenden Kursgewinne von über 300 Prozent hat Palantir zum DAX-Schwergewicht Siemens aufschließen können.
Das hat ganz erhebliche Folgen für die Bewertungsvielfache, denn während die Allianz und Siemens Milliardengewinne erwirtschaften, ist für AppLovin und Palantir ein Bruchteil dessen zu erwarten. Dadurch ist es in allen drei Werten zu Kurs-Gewinn-Verhältnissen im hohen zweistelligen Bereich, bei Palantir sogar im dreistelligen Bereich gekommen.
Selbst ein Girokonto bietet höhere Renditen
Der Kehrwert daraus spiegelt die aktuellen Gewinnrenditen wider, wobei Coinbase mit 1,8 Prozent noch die höchste aufweist – selbst ein Tagesgeldkonto ist attraktiver als das Bewertungsniveau jedes der drei Unternehmen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Palantir hingegen bedeutet, dass sich ein Investment in die Aktie bei einer gleichbleibenden Gewinnentwicklung erst nach 175 Jahren abgezahlt hat. Selbst wenn sehr viel höhere Gewinne angenommen werden, als für das kommende Geschäftsjahr zu erwarten sind, würde es bis zur Amortisation mehrere Jahrzehnte dauern.
Viele Anleger und Analysten werfen gegen den Vorwurf ein, diese Unternehmen seien überbewertet, dass es sich hier ja um wachstumsstarke Unternehmen handeln würde. Das ist im Kern zwar richtig, allerdings ist dieses Wachstum längst eingepreist, wie das Kurs-Gewinnwachstums-Verhältnis zeigt.
Ein Wert unter 1 gilt in der Fundamentalanalyse als günstig. AppLovin kommt auf 2,6, während das PEG bei Palantir grottenschlechte 6,4 beträgt. Hier ist also nicht nur die aktuelle Bewertung, sondern auch das in der Zukunft erwartete Wachstum bereits horrend teuer.
Hohe Aktienvergütungen zulasten der Aktionäre
Gleichzeitig zeigt der Blick auf die Aktienvergütungen, dass diese Unternehmen Selbstbedienungsläden für das Management sind. Insbesondere Coinbase zockt Anleger regelrecht ab: Die Aktienvergütungen betrugen hier allein in den vergangenen 12 Monaten 845 Millionen US-Dollar – das entspricht 17 Prozent der in dieser Zeit erzielten Erlöse.
Finanziert werden diese Vergütungen übrigens mithilfe der Herausgabe neuer Aktien, sodass es gleichzeitig zu einer Verwässerung der Aktionärsstruktur gekommen ist. Dank höherer Cashflows können AppLovin und Palantir immerhin mehr Aktien zurückkaufen, als sie in Form von Aktienvergütungen herausgeben.
Quelle: OpenInsider.com | AppLovin
Insider schmeißen Milliardenwerte auf den Markt
Mit Blick auf die in diesem Jahr steilen Kursgewinne sowie die inzwischen erreichten Bewertungsniveaus haben Insider bei AppLovin eine klare Meinung zu ihrer Aktie: Nichts wie raus hier! Während die Finanzbeteiligungsgesellschaft KKR Anteile im Wert von 1,6 Milliarden US-Dollar verkauft hat, trennten sich allein im November Vorstände und Verwaltungsratsmitglieder von Anteilen im Wert von rund 385 Millionen US-Dollar.
Quelle: OpenInsider.com | Coinbase
Geradezu haarsträubend sind die Insidertransaktionen bei Coinbase, das sich allerdings auch durch die schon von Haus aus hohen Aktienvergütungen auszeichnet. Hier verkauften Insider in den vergangenen Wochen eigene Anteile im Wert von über einer halbe Milliarde US-Dollar. Wer also in den vergangenen vier Wochen Anteile von Coinbase gekauft hat, hat vor allem für die Exit-Liquidität der Unternehmensvorstände gesorgt.
Quelle: OpenInsider.com | Palantir
Kaum schnell genug konnte es Unternehmensinsidern auch bei Palantir gehen, allen voran Vorstandsvorsitzenden Alexander Karp. Hier wurden innerhalb der vergangenen fünf Wochen Aktien mit einem Wert von 1,7 Milliarden US-Dollar verkauft. Das entspricht mehr als einem Prozent aller ausstehenden Anteile.
Fazit: Euphorie verheißt nie etwas Gutes!
Die Begeisterung für die Anteile von AppLovin, Coinbase und Palantir, aber auch einer ganzen Reihe weiterer Unternehmen wie den Atomwerten NuScale und Oklo oder auch Lufttaxiwert Archer Aviation und Quantencomputerwerten wie D-Wave und Rigetti ist aktuell grenzenlos.
Objektiv nachvollziehbar ist das jedoch nicht, denn die Bewertungsniveaus lassen bereits jedes vernünftige Maß vermissen, während Anleger gleichzeitig aggressiv gegen die Einschätzung der Unternehmensvorstände, die in Rekordtempo verkaufen, wetten.
Das zeigt, dass der gegenwärtige Bullenmarkt inzwischen in seine Übertreibungsphase eingetreten ist und Anleger den weiteren Aussichten sowohl der betroffenen Unternehmen als auch dem Gesamtmarkt selbst mit wachsender Skepsis gegenüberstehen sollten.
Euphorische Anlegerstimmung ist in der Regel ein zuverlässiges Zeichen dafür, dass eine Trendwende zum schlechteren in nicht mehr allzu weiter Ferne liegt. Wer sich gegen die erheblichen Bewertungsrisiken am US-Aktienmarkt absichern möchte, sollte einen Blick auf den Put-Optionsschein MJ5T05 werfen, der im Zusammenhang mit einem weiteren, alarmierenden Signal als Depotabsicherung empfohlen wurde.
Zur Aktie von Palantir hat auch mein Kollege Markus Weingran eine klare Meinung. Welche das ist, sehen Sie in der neuesten Ausgabe der wallstreetONLINE Börsenlounge, die Sie auf unserem YouTube-Kanal abrufen können.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte